-wie mein Vater-

596 36 2
                                    

Es kostete mich alle Kraft nicht auf Mason los zu gehen, deshalb versuchte ich mich möglichst viel Abstand zwischen uns zu bringen.

Einen Moment lang dachte ich darüber nach meine Sorgen im Alkohol zu ertränken, aber entschied mich dagegen.

Ich wollte nach Brooke suchen, doch sie wollte mich bestimmt nicht sehen, sondern brauchte etwas Zeit für sich.

Die Sache mit Jesse war jedoch nicht das einzige, was ich ihr vorenthalten hatte.

In dem Moment wusste ich ja nicht einmal, ob unsere Beziehung diesen Schlag überhaupt wegstecken konnte.

Was war mit meinen ganzen anderen Lastern?

Wie viel würde sie mir verzeihen, bis sie erkannte, dass ich den ganzen Stress nicht wert war und dass sie etwas viel Besseres haben könnte?

Allein der Gedanke brach mir das Herz.

Irgendwann spürte ich mein Handy vibrieren. Doch leider ging keine Nachricht von Brooke ein, wie erhofft, sondern von Caine.

Wo bist du?
Mateo hat gerade Brooke allein in einem Straßengraben gefunden und will jetzt nach Hause.
PS: Es geht ihr gut, sie ist nur betrunken. Was ist passiert?

Erschrocken starrte ich aufs Display. Natürlich hatte ich mir das selbst zuzuschreiben.

In einem Graben? Gott, ihr hätte sonst was passieren können.

Mein Herz schmerzte bei dem Gedanken noch einen geliebten Menschen ins Unglück gestürzt zu haben.

Sie hat von der Nacht mit Jesse erfahren. Bitte bring sie nach Hause und mach dir keine Gedanken um mich.

Hastig steckte ich das Handy in die Hose und machte mich auf den Weg zum Auto, obwohl ich eigentlich nicht mehr fahren sollte.

Als ich mich hinters Lenkrad fallen ließ, überkam mich eine Welle von Scham.

Lass sie nicht aus den Augen und sorg dafür, dass sie nüchtern bleibt.

Bei beidem hatte ich verkackt. Ihr Vater würde mich hassen, weil ich versagt hatte auf seine Tochter aufzupassen, wobei es gereicht hätte, sie nur vor einer Sache zu beschützen, vor mir.

Meine Hand fuhr zu meiner Jackentasche, doch anders als sonst bot mir das keinen Trost, sondern verschlimmerte nur das Gefühl meiner Unfähigkeit, Verantwortung zu tragen. Genau wie mein Vater.

*
Als es am nächsten Morgen an meiner Tür klopfte, konnte ich kaum glauben, dass Brooke zu mir gekommen war.

Womit hatte ich ihre Gutmütigkeit verdient?

„Brooke." Als ich ihren Namen hauchte, zuckte sie zusammen und mir tat sofort leid, dass ich einen Laut von mir gegeben hatte.

Einem Moment hatte ich Angst, sie würde wieder verschwinden, doch mit den Worten: Ja, ich finde, du bist mir eine Erklärung schuldig. Zum Beispiel warum du mit meiner Erzfeindin geschlafen hast, drückte sie sich an mir vorbei in die Holzhütte.

Einen Augenblick stand ich wie erstarrt an der Tür, bevor ich mich in Bewegung setzte.

Als sie sich umsah, schämte ich mich, dass ich hier seit Monas Abwesenheit nicht mehr aufgeräumt hatte.

„Also?" Sie stemmte die Hände in die Hüften und schaute mich abwartend an, wobei sie gekonnt das Schlachtfeld um uns herum ignorierte.

Etwas überfordert kratzte ich mich am Hinterkopf und ließ mich in den Sessel fallen.

Mein Mauerblümchen Where stories live. Discover now