-Kummer und Sorgen-

1.4K 59 0
                                    

Also heute gegen Abend?

Da hatte ich Zeit, also schrieb ich ein Ja zurück.

Mein momentan bester Kunde brauchte schon wieder Stoff. So langsam überlegte ich, ob ich ihm lieber nichts mehr verkaufen sollte, aber schließlich war ja jeder für sich selbst verantwortlich.

Ich musste auch an mich denken, denn bei meinem geizigen Alkoholiker von Vater brauchte ich eben eine sichere Geldquelle. Dealen brachte einfach gut was ein.

„Hey man, ich brauch neuen Stoff.", rief ich jetzt vom Auto aus meinen Partner an. Brody Yellow hatte mich vor etwa einem Jahr in sein Geschäft aufgenommen. Er besorgte den Stoff und die Kunden, an die ich dann verkaufte.

„Schon wieder? Man Bruder, dass ist ja der Hammer. Wusste nicht, dass der Shawni so krass drauf ist.", antwortete er am Telefon.

„Wir müssen aber erst neues Zeug abholen. Triff mich in ner halben Stunde vorm Studentenheim.", fuhr er fort und wollte schon auflegen.

„Bruder, ich muss in die Schule.", entgegnete ich genervt.

„Dann schwänz doch! Hat dich sonst auch nie gejuckt. Außerdem triffst du dann endlich mal unseren Lieferanten.", erwiderte er und wartete auch keine Antwort mehr ab.

Eigentlich hatte ich immer gehofft mich wenigstens da raushalten zu können, denn unseren Lieferanten musste ich nicht kennen und er mich auch nicht.

Genervt startete ich den Wagen.

Wenn ich es richtig wusste, hatte Brooke sowieso erst in der fünften Stunde Geschichte, also hatte ich ja Zeit.

Eine halbe Stunde später stieg Yellow zu mir in den Wagen und lotste mich zu einem Treffpunkt außerhalb der Stadt.

„Eine alte Scheune? Wie klischeehaft.", kommentierte ich, als wie ausstiegen.

Die warme Miami Luft war selbst am Morgen irgendwie erdrückend.

„In der Nähe wird Gras angebaut. Das, was wir verkaufen. Also Cannabis-"

„Je weniger ich weiß, desto besser.", unterbrach ich ihn und erzwang somit Schweigen.

Als wir drinnen zwischen dem ganzen Stroh standen, warteten wir erstmal eine knappe Stunde und nichts passierte.

Die Scheune war rot verputzt und aus alten Holz gebaut. Es gab sogar einen Dachboden für Lagerungen.

Yellow rief den Lieferanten schließlich an und diskutierte mit ihm auf russisch. Soweit ich wusste, war es sein Cousin, der uns Stoff besorgte. Familienbusiness also.

„Und?", fragte ich neugierig, nachdem er aufgelegt hatte.

An diesen Ort fühlte ich mich zu illegal, um lange zu bleiben. Dabei war es nur eine alte Scheune.

„Er ist gleich da.", antwortete Yellow knapp und stemmte die Hände in die Hüften.

„Das hoffe ich.", stöhnte ich jetzt entnervt. Warum war ich überhaupt mitgekommen?

Kurz darauf betrat ein muskulöser Kerl in aufgeknöpftem blauen Hemd und Jeans die Scheune. Seinen Hals schmückte eine kräftige Goldkette. Vermutlich Modeschmuck.

Mein Mauerblümchen Where stories live. Discover now