-Leicht-

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Am nächsten Tag in der Schule wurde mir nochmal mehr bewusst, was ich gestern für eine Entscheidung getroffen hatte.

Das Mauerblümchen schien mich schon komplett vergessen zu haben, weshalb ich mich umso mehr gezwungen sah, ab jetzt ihre Anwesenheit zu ignorieren. Nur so konnte ich mein Versprechen auch halten.

In Bezug auf eine Sexgelegenheit gab es leider noch keine Optionen.
Auf einen ganz neuen Fang hatte ich keine Lust, deshalb musste ich mir jemand nahbaren schnappen.

Amber fiel weg, ebenso wie Jesse wie ich herausfand, als Caine mir gestern nach der Schule schrieb. Was lief bloß zwischen den beiden?

Das Schoßhündchen von Amber nervte mich zu sehr und sonst kannte ich doch kaum Frauen.
Noch nie hatte ich mir Mühe gemacht eine besser kennen zu lernen, denn nach einer Nacht erledigte sich sowas für mich eigentlich.

Während ich das zweite Mal diese Woche mit Ellison zusammenhockte - diesmal für Englisch - wurde ich nachdenklich.

Sie war freundlich, klug und eigentlich ganz hübsch. Eine Beziehung wollte ich nicht, aber etwas Andauerndes für eine bestimmte Zeit, etwas Vertrautes, danach sehnte ich mich komischerweise.

Ohne Verpflichtungen, aber mit Halt.

Nannte man sowas dann etwa Freundschaft? Aber Freundschaft war doch ohne Sex.

Als sie gerade dabei war mir zu erklären, was es mit Thomas Hardys Roman „The Mayor
Of Casterbridge" auf sich hatte, platzte es aus mir heraus.

„Hast du Lust später noch was Trinken zu gehen? Ich brauche Kaffee."

Erschrocken riss sie die Augen von ihrem kleinen Büchlein und sah mich direkt an.

„Was soll das heißen?" Eine dumme Frage für ein kluges Mädchen.

„Ob du auch Durst hast.", umschrieb ich grob und suchte erwartungsvoll ihren Blick.

„Schon.", überlegte sie vorsichtig.

Mit einem Blick auf die Uhr überlegte ich das Ganze zu beschleunigen.

„Wir sind doch eh so gut wie durch und die Pause ist auch gleich vorbei, also los." Mit Schwung erhob ich mich von dem alten Sofa in der Ecke der Bibliothek.

„Achso, jetzt?", stellte sie erkennend fest und begann ihr Zeug zusammenzupacken.

Meins ließ ich im Handumdrehen im Rucksack verschwinden. „Natürlich jetzt.", erwiderte ich verständnislos und runzelte die Stirn.

„Wir haben noch Unterricht Jace.", setzte sie an und sprach weiter, als ich sie nur stirnrunzelnd ansah. „Wie willst du das Jahr schaffen, wenn du immer schwänzt?"

Geübt warf sie sich den Rucksack über die Schulter und ich folgte ihr zum Eingang der Bibliothek.

Kurz vor der Tür blieb sie stehen und drehte sich zu mir um. „Nach der Doppelstunde jetzt, treffen wir uns auf dem Parkplatz, falls du dann immer noch Gelüste nach Kaffee hast."

Mit selbstbewusstem Blick musterte sie mich einen Moment, bevor sie - ohne eine Antwort abzuwarten - die Tür aufstieß und verschwand.

Hatte sie gerade mich klar gemacht?

Beeindruckt blieb ich noch eine Sekunde wie angewurzelt stehen, bevor ich ebenfalls in den Gang trat, um zu meinem nächsten Unterricht pünktlich zu erscheinen.

*
Auf dem Parkplatz musste ich erstmal 10 Minuten auf Ellison warten, sodass ich fast dachte, sie komme nicht mehr.

Wow, sie wusste ja echt, wie man jemanden wie mich richtig zügelte. Ihren guten Einfluss auf mich bezweifelte ich keine weitere Sekunde.

Mein Mauerblümchen Where stories live. Discover now