Kapitel 17

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Der nächste Tag kam schnell, und Eleya stellte fest, dass es der letzte Tag wäre, an dem die Schüler sie angreifen würden. In ihrer Tasche befand sich ihr Laptop, auf dem sich die Pläne für ihr Wochenende befanden. Sie hatte einen Standort einer Hydra-Basis ausfindig machen können, und hatte vor, die Pausen für die letzten Feinschliffe zu benutzen. Die Leere in ihrer Brust ignorierte sie, als sie sich daran machte, den Berg zu besteigen.


Vor der ersten Stunde lief Eleya zu Irina, eine leichte Angespanntheit in ihren Züge.

„Rina?", fragte sie. „Dürfte ich heute vielleicht an einem eigenen Projekt arbeiten?"

Irina stutzte, doch etwas in Eleya's Blick ließ sie nachgeben. „Also gut. Worum-?" Die Schülerin schüttelte den Kopf, sah zu ihren Altersgenossen. Irina verstand, und nickte. „Gut. Falls du Hilfe brauchst...", ihre Stimme brach ab, als die Jüngere den Kopf schüttelte.

„Danke, aber... das hier muss ich allein schaffen."


Der Unterricht zog an ihr vorbei, während sie, abgeschottet von den anderen, an ihren Notlösungen arbeitete, Änderungen hinzufügte und ältere Versionen löschte. Sie spürte eine Präsenz, die das Zimmer beobachtete, entschied sich schließlich jedoch dazu, sie zu ignorieren. Sie wirkte nicht wie die Häscher, die ihr folgen sollten, und da sie nichts unternahm...

 Nur am Rande hörte sie der Lektion ihrer Freundin über den Unterschied von 'L' und 'R' im Englisch zu, während Jarvis ihr half, die Möglichkeiten von gewissen Ereignissen zu berechnen. Die Klingel unterbrach sie schließlich, und mit der Aufsicht auf den Sportunterricht packte sie ein, seufzend.

Die Pause würde sie unter dem Baum verbringen, auch dort weiter mit ihrem ersten Schlag auf die Organisation zu arbeiten.


„Rah! Ich halt das nicht mehr aus! Dieser Unterricht macht mich fertig!" Irina ließ sich geschafft auf ihren Stuhl fallen. Ihre Laune war wenig rosig, und Karasuma drehte sich zu ihr um.

„Dafür kommen Sie aber recht gut bei den Schülern an."

Die Killerin schwieg einen Moment, die Zähne zusammengebissen. Sie dachte an Eleya. „Das ist nichts, worauf ich stolz sein könnte. Ich bin Profikillerin, und hier um den Kraken zu töten." Ihre Augen blitzten. „Diesen verdammten Kraken, der meine Brüste wie eine Landschaft betrachtet und dazu seelenruhig Tee trinkt!"

Karasuma hielt sich davon ab, zu seufzen. „Regen Sie sich ab. Er ist nun mal ein schwieriges Objekt. Bis sich eine gute Gelegenheit bietet, unterrichten Sie eben. Haben Sie Geduld."

Ein Wutschrei entfloh der Frau, als sie ruckartig aufstand und den Raum verließ. „Fuck! Wie lange denn noch?!"

Koro-Sensei sah ihr nach, den Tee noch immer in den Tentakeln. „Uiuiui. Da kocht aber jemand."

„An wem das wohl liegt?!"


Vor Wut schäumend stützte Irina sich an ein Fenster des Klassenzimmers. Ihre Gedanken drehten sich um weitere Pläne, den Oktopus endlich zu töten. Zu spät bemerkte sie die Schlinge, die sich um ihren Hals zog, und die Gestalt, die ihren Körper durch die Schlinge in die Luft hob. Die Killerin zappelte wild.

„Du überraschst mich, Irina.", hörte sie eine Stimme, die ihr mehr als nur bekannt vorkam. Wie um sie zu verspotten lief die Gestalt langsam um sie herum, ihre Worte in einer fremden Sprache. „Ich habe dich beim Unterricht gesehen. Das hast du fein gemacht. Und wie freundlich du dich von den Schülern verabschiedet hast... Das war eine richtige Komödie."

"M-meister..."

"What are you doing?" („Was machen Sie da?"), sagte Karasuma streng, als er das Zimmer betrat. Eisernen Blickes wandte er sich dem Mann zu. "Put her down. You don't catch woman like that." („Lassen Sie sie runter. Frauen fängt man anders.")

„Keine Sorge. Sie weiß, wie sie mit einer solchen Falle umzugehen hat.", erwiderte der Mann in der Sprache, die er vorher schon verwendet hatte. Dann durchschnitt er das Seil, das die Fessel zusammenhielt.

Ein Osteuropäer... "Who are you? You can answer in English." („Wer sind Sie? Sie können ruhig auf Englisch antworten."), fragte Karasuma, seine Augen zusammengekniffen. Verdammt. Eleya ist draußen. Wenn er Probleme macht...

Der Mann breitete seine Arme ein wenig aus, als wollte er zeigen, dass er keine Gefahr darbot. „Bedaure, aber ich spreche Japanisch. Ich bin niemand Besonderes. Ich habe Irina an Ihr Land vermittelt. So viel zu meiner Person."

Killeragent Lovro... Einer der großen im Mordgeschäft, auf einer ähnlichen Stufe wie der Leiter von Eleya's Organisation. Er hatte sich zurückgezogen, und dient nun als Ausbilder für jüngere Killer. Durch Vermittlungen hat er ein Vermögen gemacht., dachte Karasuma, sein Blick nicht weniger hart als vorher. Was macht er hier?

„Wo ist eigentlich dieser Koro-Sensei?", fragte der fremde Killer, was Karasuma beinahe aufseufzen ließ. 

„In Shanghai, Mandeltofu essen. Er ist vor einer halben Stunde los, müsste also bald wieder hier sein." 

„Hm hm...", summte Lovro. „Dann ist er tatsächlich so schnell, wie man sagt. Was jedoch dich betrifft...", sagte er, und sah Irina mit stählerndem Blick an. „...du wirst hier heute noch die Zelte abbrechen. Dieser Job ist nichts für dich." 

Karasuma stockte, eine Welle der Wut in sich aufsteigend. „Das entscheiden Sie einfach so?! Sie haben sie immerhin empfohlen." 

„Richtig, aber wie ich sehe hat sich die Lage erheblich verändert. Irina eignet sich nicht mehr für die Aufgabe." Lovro stockte nicht einmal, sondern wies auf die Umgebung. „Sie ist eine einzigartige Meuchelmörderin, und versteht es, ihre eigene Identität zu verbergen wie sonst keiner. Außer vielleicht der einen, von der sie mir vor langer Zeit berichtete. Jedoch einmal aufgeflogen..." Er schüttelte seinen Kopf. „...ist sie nur noch eine x-beliebige Mörderin. Hier als Lehrerin zu veröden, ist ihrer unwürdig. Dafür habe ich dich nicht in meine Kunst eingewiesen." 

Seine letzten Worte, die an Irina gerichtet gewesen waren, erzeugten ein wildloderndes Feuer in ihren Augen, klare Empörung. „Wie können Sie...?! Natürlich werde ich ihn töten! Meine Stärke..." 

Lovro ließ sie nicht einmal ausreden. Sein Lachen tönte durch das Gebäude, zu leise für die Schüler draußen. „Deine Stärke?" Blitzschnell stand er hinter ihr, einen Finger an ihrer Kehle. Sie schnappte nach Luft. „Kannst du das auch?" Seine andere Hand nahm Irina's Arm hinter ihren Rücken, sodass sie wehrlos in seinem Griff baumelte. Karasuma musste zugeben, dass Lovro schnell war, sehr schnell. „Es gibt noch Tausende anderer Jobs, die zu dir passen. An diesem festzuhalten wäre Geld- und Zeitverschwendung.", fuhr er kaltherzig fort, nicht auf den Ausdruck in ihren Augen achtend. „Wir überlassen ihn jemandem, der dafür qualifiziert ist. Zum Beispiel dem zweiten neuen Schüler, der noch kommen soll. Im Kampftest hat er erstaunliche Fähigkeiten gezeigt. Ich habe gehört, er sei soweit einsatzbereit." 

Karasuma hielt sich davon ab, die Stirn zu runzeln, während Irina es, im Rahmen ihrer eingeschränkten Möglichkeiten, offen tat. 

Er weiß nichts von Eleya? 

Lovro bemerkte es nicht. „Jeder hat seine Begabungen und Schwächen. Du hast eine hübsche Lektion in Aussprache gegeben... Aber für uns geht es nicht um den Unterschied zwischen ‚L' und R'..." 

Die Ansprache wurde von einem gelben Objekt unterbrocken, das die beiden Killer voneinander trennte. „Das ist wahr... und falsch." 

„Was sagen Sie, Ultraquiz?!", fuhr Karasuma den Klassenlehrer der E an. Dieser drehte sich mit seinem typischen Lächeln zu ihm um, während er die beiden Personen weiter voneinander trennte. 

„So heiße ich nicht. ‚Koro-Sensei' bitte, wenn es recht ist." Lovro  sah auf. „Tatsächlich ist Frau Jelavic als Mörderin nur wenig Furcht einflößend. Insofern taugt sie nichts." 

„Wer taugt nichts?!" 

„Aber... für diese Klasse eignet sie sich dennoch als solche." Er hob zwei Tentakel, und zeigte sie auf Lovro und Irina. „Vergleichen Sie Mord und Mord, und Sie verstehen, wer von Ihnen beiden der bessere Killer ist." 

Eleya Barton - Killing the Monster | Avengers/Assassination Classroom CrossoverWhere stories live. Discover now