Kapitel 11

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In der Pause stand Eleya auf und lief zu Irina, die ihre Sachen vom Lehrerpult zusammenräumte. Sie konnte es noch immer kaum glauben, dass es Irina war, die geschickt wurde. Natürlich war sie froh, die Killerin wiederzusehen - doch gleichzeitig waren ihre Gefühle der Situation generell gegenüber gemischt. 

„Hey... Rina...", meinte sie leise.

Irina's Augen zeigten, dass sie ähnlich zu fühlen schien. „El..."

Es war keiner mehr im Klassenraum, doch Eleya hörte sie draußen. Ihr Blick war auf den Boden gerichtet.

„Es... tut mir Leid, was damals geschehen ist...", meinte Eleya leise.

Irina atmete durch. „Es war nicht deine Schuld. Ich habe mich zu sehr eingemischt. Mir hätte bewusst sein sollen, dass alles einen Grund hatte." Irina wirkte unruhig. Ihre Augen flogen hin und her, nur nicht zu ihr. „Du... bist nun also frei?"

Eleya nickte, sprach: „Ich wollte dich damals nicht so zurückstoßen..."

Es war ein leises Geständnis, gerade laut genug, dass Irina es hören konnte. Es traf sie tiefer, als sie erwartet hatte, obwohl sie ähnliches schon vermutet hatte. Sie räusperte sich. „Ich werde das nur einmal sagen, also hör zu, ja? Ich... Es ist okay. Ich weiß, warum. Ich weiß, dass es nicht so gelaufen ist, wie wir es gehofft hatten. Also... vergessen wir die Sache, okay?"

Die Barton lächelte. „Okay."

„Und jetzt...", begann Irina wieder zu grinsen:„... kannt du mir erzählen, was dieser Rüpel Ryoma so an dir findet, dass er dich den ganzen Unterricht so angestarrt hat, als würde er dir liebend gerne ein Messer durch den Rücken rammen."

Die Jüngere war dakbar für den Themenwechsel, und ein Kichern entwich ihrer Kehle. „Nun, ich weiß nicht genau woran es liegt. Ich weiß nur, dass er etwas gegen mich hat. Und dass er den Rest der Woche Zeit hat, mich zu 'töten'."

„Meine Güte, musst du immer mit den Jungs auf so grausame Weise spielen?", spaßte Irina, und bemerkte den kurzen Augenblick, in dem Eleya an Loki dachte. Diese sagte nun mit bedeutungsvollem Ton;

„Oh, glaub mir, Rina, das hier ist noch gar nichts."

Dann zwinkerte sie, wissend, dass in genau diesem Moment Nagisa eintrat, sodass Irina keine weiteren Fragen stellen konnte. Sie sah den Ausdruck von Mordlust, gepaart mit dem Versprechen, sie später auszuquetschen. Es brachte sie zum Schmunzeln.

„Was gibt es, Shiota-kun?", fragte sie den Neuankömmling. Er wurde leicht rot bei der höflichen Ansprache. 

„I-ich... Nun, stimmt es, dass wir den Rest der Woche Mordanschläge auf dich verüben dürfen? Also, unechte - also, Training -"

„Ja, das stimmt.", unterbrach sie ihn freundlich. „Es soll eine Möglichkeit für euch sein, mich einzuschätzen, und für mich die Gelegenheit, eure Fähigkeiten zu erkennen." 

„W-wirklich?" 

Ein weiteres Mal kicherte Eleya leise. Irina hatte es vermisst, sie so zu sehen. „Ja. Ihr könnt mich vollkommen frei angreifen. Ganz nach Herzenslust." 

Nagisa wurde etwas röter bei ihrem Kichern, und nickte. „Nenn mich ruhig Nagisa." 

„In Ordnung, Nagisa-san." Sie nickte leicht. Irina sprang ein; 

„Wie jetzt? Die Schüler dürfen dich einfach so angreifen?!" Dann trat ein Funkeln in ihre Augen. „Was ist mit den Lehrern?" 

Eleya unterdrückte ein weiteres Grinsen, und zuckte stattdessen mit den Achseln. „Meinetwegen kannst du es auch probieren, Rina. Viel Glück dabei." 

Irina begann zu strahlen, und schulterte ein Buch, spielte selbstsicher. „Als wenn ich das brauchen würde." 

Bei Nagisa bildete sich ein Schweißtropfen. Seine Klassenkameradin tat, als bemerke sie es nicht, war sich jedoch seinem Blick nur zu bewusst, als sie den Raum verließ, nach einer kleinen Verabschiedung. Kaum hatte sie einen Schritt aus der Tür getreten, wich sie auch schon dem ersten Angriff von Ryoma aus, durch schlichtes zur Seite treten. Er fiel hin. 

Vielleicht wird das alles hier ja doch noch recht lustig., dachte Eleya schelmisch. 

Der Junge richtete sich auf. Seine Wangen waren heiß vor Scham, sodass das Mädchen dünn lächelte. 

„Ein Hinweis; du bist recht laut. Es war sehr einfach zu erahnen wo du stehst, also solltest du vielleicht etwas leiser sein." 

Damit ließ sie ihn stehen, die Tasche über der Schulter. Ryoma knirschte mit den Zähnen, bevor er wieder losrannte. 

Nagisa schwitzte etwas mehr. Irina kniff ihre Lippen zusammen, um nicht zu lachen. Zumindest versuchte sie es. 

Der Blauhaarige sah zu ihr, als ihr ein Kichern entfloh. Das gefährliche Funkeln war zurück in ihren Augen. „Als wenn es so einfach wäre." 

Auch sie verließ den Raum, und Nagisa schauerte. Eleya war definitiv gefährlich. Einen Ausdruck wie eben hatte er noch nie bei ihrer Lehrerin gesehen. 

Wer bist du nur, Eleya?, fragte er sich stumm, und beobachtete die Schülerin, die, mit ihrer Tasche über der Schulter, nach draußen getreten war und sich nun ein Handy ans Ohr hielt. Sie wirkte sorglos, komplett entspannt. Als hätte Ryoma sie soeben nicht angegriffen. Komplett unbekümmert. 

Eleya scrollte durch ihre Kontaktliste, ihr Finger kurz über Nick Fury's Kontakt schwebend. ‚Pirate', ‚Pirat', konnte man auf dem Bildschirm lesen. Eine weitere Vorsichtsmaßnahme von ihr, keiner ihrer Kontakte war mit echtem Namen eingespeichert. Sie seufzte kurz, bevor sie sich dazu überwand, auf den Hörer zu klicken. Tuten erfüllte ihr Ohr, bevor jemand abnahm. 

"Oi Fury. Still up?" („Oi Fury. Noch auf?"), begrüßte sie den Leiter S.H.I.E.L.D.s. 

"'Course I am. So? Found out who the other assassin is?" („Klar. Also? Herausgefunden, wer der zweite Assassine ist?"), antwortete er mit leichter Belustigung. 

Die Jüngere summte bestätigend. Dann verzog sich ihre Stirn jedoch zu einem kleinen, faltigen Stirnrunzeln. "It's Irina." („Es ist Irina.") Nick hielt ein Lachen zurück, als er ihre Irritation praktisch vor sich sah. "Why would he send Irina?" („Warum sollte er Irina schicken?") 

"I don't know. What do you think?" („Ich weiß es nicht. Was denkst du?") 

"Well..." („Nun..."), meinte sie, und ihr Stirnrunzeln vertiefte sich nur noch mehr. "She sure does have special... abilities... but..." („Sie hat mit Sicherheit besondere... Fähigkeiten... aber...") Ihr Blick ging hinter sie, zu dem mit den Schülern beschäftigten Koro-Sensei, der scheinbar wieder einmal mit Schmuddelheftchen erwischt wurde. Die Schüler waren, verständlicherweise, empört. Ihre Stirn lief ein Schweißtropfen herab. "Nevermind." („Vergiss es.") 

Ihr Gesprächspartner grinste kurz humorlos, bevor er fragte; "Anything interesting over there?" („Irgendetwas Interessantes da drüben?")

Eleya nahm den Themenwechseln dankbar an, und schilderte die Lage. Es lenkte ihre Gedanken zumindest etwas ab, ob von der Wahl der Killerin, die Lovro getroffen hatte, oder der klaffenden Leere in ihrer Herzgegend, die stetig größer wurde. Sie würde bald zurückkehren müssen. 

Eleya Barton - Killing the Monster | Avengers/Assassination Classroom CrossoverWo Geschichten leben. Entdecke jetzt