Chapter twentyfour

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jetzt,
Juli

Alex

Lily sitzt freudestrahlend neben mir und hält meine Hand fest, als Jane mit zwei Müsliriegeln und zwei Kaffee-Bechern den Raum betritt.

„Hier, ich habe..." Sie bleibt wie angewurzelt stehen und versucht, zu analysieren, was passiert ist. Sie blickt auf Lily's und meine Hände, die ineinander verschränkt sind. Wir lächeln.

„Du bist wach.", bemerkt sie. „Wie geht es dir? Habt ihr jemanden gerufen?", will sie sofort wissen. Sie fragt nicht nach uns. Ich denke, das kann warten.

„Gut", entgegne ich knapp und nicke ihr zu. Es entspricht nicht im geringsten der Wahrheit. Ich habe fürchterliche Schmerzen in meiner Bauchgegend und auch wenn ich eine Person neben mir sitzen habe, die mich glücklich macht, kann ich nicht sagen, dass es mir gut geht.

„Ich muss Becca sehen.", sage ich sicher. „Und meinen Boss."

„Was? Warum?", fragt Jane und reicht Lily ihren Kaffee und Müsliriegel.

„Wir waren so nah dran, das zweite Gesicht zu kriegen. Ich kann jetzt nicht aufgeben. Ich muss ihnen alles erzählen, was ich gesehen habe.", versuche ich meine Situation zu erklären.

„Du glaubst doch wohl nicht, dass du nächste Woche wieder arbeiten kannst, oder?", fragt Jane.

„Mir bleibt keine Wahl. Ich muss. Ich kann Becca jetzt nicht im Stich lassen. Nicht jetzt.",erwidere ich voller Zuversicht.

„Du kannst nicht arbeiten, spinnst du? Du wurdest vor drei Tagen angeschossen. Weißt du eigentlich, was für ein Glück du hattest?", ruft Jane empört. Lily bleibt still. Nach allem weiß sie viel weniger, als Jane weiß.

Ich weiß, dass Jane recht hat, ich kann mich schließlich kaum bewegen, aber nichts desto trotz muss ich mit Becca sprechen.

„Aber ich muss Becca und Jackson erzählen, wie sie ausgesehen hat! Wir können das nächste Gesicht kriegen!"

„Aber Becca war doch selbst dabei. Sie muss es doch wissen.", beharrt Jane.

Ich schüttele den Kopf. „Wir standen Rücken an Rücken.", erinnere ich mich. „Es ging alles so schnell. Mich traf die Kugel und dann war sie auch schon wieder weg."

„Sie?"

„Was ich weiß ist, dass diese Frau zur Gang gehört, in der auch James Mendez war. Wir waren kurz davor, sie zu schnappen. Hätte die Kugel mich nur nicht getroffen..." Ich bin enttäuscht von mir selbst und auch wütend.

„Moment...", mischt Lily sich ein. „Mendez? Das war doch der Kerl am Telefon! Jason hat einen Bruder?"

„Ich erkläre dir alles später.", winke ich sie ab und wende mich wieder Jane zu. Früher, oder später muss ich Lily mit einweihen. Sie steckt schon viel zu tief mit drinnen.

„Woher hattest du überhaupt die Informationen? Was ist passiert?"

Ja, das ist etwas,was ich Jane nicht erzählt habe. Nämlich, dass ich eine Person locken konnte. Anonym. Wir wollten ihr eine Falle stellen, aber sie waren uns einen Schritt voraus. Wie immer.

„Lange Arbeit. Das ist nichts für dich. Ich kann dir nicht immer alles sagen. Alles zu seiner Zeit."

Ich bin mir fast zu 100% sicher, dass Jane das alles hier an Josh erinnert und an den Anfang der Ermittlungen, vor drei Jahren. Aber genau aus diesem Grund, muss ich sie schützen. Sie weiß schon zu viel.

„Du musst endlich aufhören, dich ständig in Gefahr zu begeben!", meint Jane dann entschlossen.

„Was meinst dudamit? Willst du etwa, dass ich komplett aufhöre?"

Jane nickt. „Ja,vielleicht will ich das!", meint sie. „Josh war kurz davor, aber es war zu spät! Wir haben ja gesehen, wohin das geführt hat!"Jane wird von Wort zu Wort lauter.

„Es ist aber meine Pflicht, Jane!", rufe ich.

„Ist es nicht! Warum können das nicht andere übernehmen? Das, was passiert ist, sollte ein Warnschuss sein!", erwidert sie laut.

„Doch ist es!" Krampfhaft versuche ich nicht zu weinen.

„Wieso sagst du das immer?" Jane ist außer sich.

Ich kann nicht mehr, also platze ich. „ER HAT SICH FÜR MICH GEOPFERT, OKAY?!"

Der Monitor beginnt Alarm zu schlagen.

Jane wird schlagartig still. Jetzt ist es raus.  Sie wird mich fürimmer hassen, dass ich ihr diese Information vorenthalten habe. Ich hasse mich selbst dafür.

„Bitte?!", hakt sie nach.

„Dieser Typ... James... Er hat auf mich gezielt und geschossen.", beginne ich. „Aber Josh... Er sprang vor mich, damit die Kugel mich nicht traf. Stattdessen traf sie ihn. Mitten in die Brust.", führe ich fort.

Diese Erinnerung an die Nacht ist zu schmerzhaft. Ich habe sie immer verdrängt, aber es geht nicht mehr. Sie wird immer realer und ich fange an, mich an Details zu erinnern, die mir vorher gar nicht bewusst gewesen sind. Ich beginne wirklich zu weinen.

Mein bester Freund starb wegen mir. Es war meine Schuld.

Dann öffnet sich die Tür und eine Pflegekraft kommt hineingerannt. Es ist der Monitor. Er piept immer noch. „Mr. Relish, ist alles..." Sie stoppt kurz, als sie sieht, dass ich weine und sie keinen Notfall hat. „Ist alles in Ordnung?", fragt sie besorgt. „Ich bin Schwester Dorry."

Ich wische mir die Tränen schnell weg. „Ja, alles in Ordnung.", erwidere ich und räuspere mich.

Die Bombe ist geplatzt. Nun wissen alle, dass es ganz allein meine Schuld war.

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