Chapter six

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sieben Jahre zuvor,
August

„Ich verstehe es auch nicht wirklich, wieso du mich mitgeschleppt hast?", bemerkte Lily skeptisch, als wir gemeinsam das Grayson ́s betraten.

„Weil es irgendwie unklar ist, ob wir uns alleine treffen, oder zusammen. Das ist meine Schuld.", erklärte ich. „Ich habe gesagt, dass wir meistens Freitag abend hier sind und er meinte, er würde einfach dazustoßen."

„Okay, das war wirklich dumm von dir.", schmunzelte Lily. „Aber gut, nun ist es so. Meinst du er nimmt seinen Kollegen mit? Der, der dich nackt gesehen hat?"

„Du meinst Alex? Ich weiß es nicht, kann sein und er hat mich nie nackt gesehen.", verteidigte ich mich. „Ich war nur sehr spärlich bekleidet. Immerhin hatte ich ein Shirt an."
Lily und ich tauschten einen Blick aus und fingen an zu lachen, als wir uns hinsetzten.

Es war wirklich komisch, Lily und ich kannten uns erst seit knapp einem Monat und in diesem einen Monat ist sie mir eine bessere Freundin gewesen, als meine Freunde in New Mexico, die ich jahrelang kannte. Wir sahen uns natürlich oft auf der Arbeit, verbrachten unsere Pausen gemeinsam und trafen uns regelmäßig außerhalb der Arbeit. Die Rothaarige wusste natürlich alles über Josh. Der Mann, mit dem ich auf unserem ersten Date geschlafen habe. Ich wusste nicht, was mich geritten hat, aber sobald ich zu Hause war, erzählte ich ihr alles. Das hätte ich sonst niemals irgendwem erzählt. Nicht mal Amy hätte ich das erzählt. Sie kannte ich seit dem ersten Jahr in der Highschool, aber seitdem ich weg war, rief sie mich nicht mehr an. Ich konnte nicht sagen, dass ich es probiert hätte, aber vermissen tat ich sie nicht wirklich. Nicht, seitdem ich Lily kannte.

„Ja, immerhin.", lachte Lily. Nach einigen Momenten begannen wir, uns zu beruhigen. „Ich hole uns Drinks.", sagte Lily, stand vom Tisch auf und ging zur Bar.

Ich zückte mein Handy aus der Tasche und klickte auf meinen letzten, geöffneten Chat. Er war zwischen mir und meinem Dad. Er meldete sich beinahe jeden Tag, wir telefonierten oft miteinander, bis meine Mom den Raum betrat. Dann verabschiedeten wir uns meist. Meine Mom meldete sich so gut, wie gar nicht, aber auch da konnte ich nicht sagen, dass ich es probieren würde. Wir haben uns nie wirklich verstanden. Früher hatte ich große Probleme damit, aber heute konnte ich damit leben. Sie war unter anderem ein Grund, wieso ich unbedingt weg ziehen wollte. Das dabei Miami rauskam, hätte ich aber nicht gedacht.

Ich hoffe, deine Kollegen haben dich gut ins Team aufgenommen und dass du schnell Anschluss findest. Wir werden dich hoffentlich bald besuchen. Wir haben dich lieb, Kind.

Ich hatte noch nicht geantwortet und das würde ich auch erst morgen früh tun.

„Hier." Lily ließ sich auf den Sitz neben mir fallen und reichte mir einen Scotch hinüber. Ich zögerte nicht lange und kippte den Drink hinunter.

„Hey! Den musst du genießen, Jane.", mahnte Lily mich.

„Ich kann gerade nicht genießen.", entgegnete ich und stellte das Glas ab.

„Aber es läuft doch gut, hast du gesagt. Oder gibt es etwas, was du nicht erzählt hast?"

„Ja, doch.", stimmte ich zu. „Nach unserer Nacht haben wir uns nur nicht mehr gesehen. Deswegen bin ich etwas nervös.", erklärte ich.

„Ihm geht es sicher nicht anders. Das wird schon.", versicherte sie mir.

Ich setzte gerade an einen weiteren Satz an, doch da betraten zwei Männer die Bar, die direkt auf uns zusteuerten.

Your Ghost Where stories live. Discover now