Your Ghost

Chapter twentytwo

jetzt,
Juni

Stunden vergehen. Keinen Zentimeter haben Lily und ich uns bewegt. Ihr Kopf ruht auf meiner Schulter und wir starren gerade aus. Sie weint. Ich nicht mehr. Ich habe keine Kraft mehr dazu. Jetzt ist der Zeitpunkt gekommen, in dem ich für sie da sein sollte. Deswegen höre ich auf. Für Lily.

Jason hat sich derweil entschieden, nach Hause zu fahren. Er hat mir seine Handynummer gegeben, weil ich mich melden soll, falls es Neuigkeiten gibt.

„Gehören Sie zu Mr. Relish?", fragt plötzlich jemand. Eine Frau mittleren Alters im Kittel steht vor uns.

„Ja!", entfährt es mir atemlos. Lily und ich springen vom Stuhl auf.

„Sind Sie seine Frau?", fragt mich die Ärztin.

„Oh, nein. Ich bin eine Freundin.", erklärte ich.

Dann wendet sie sich an Lily. „Sind Sie seine Frau?"

„Eine Freundin."

„Ach so." Die Ärztin nickt. „Ich bin Dr. Cresset und für Ihren Freund zuständig.", stellt sie sich freundlich vor. „Ich habe ihn operiert. Die OP ist gut verlaufen, wir konnten die Kugel entfernen. Außerdem wurden keine Gefäße oder Organe beschädigt. Das ist gut." Sie hält kurz inne. „Allerdings ist er noch nicht wach und wird eine ganze Weile brauchen, bis er wieder der Alte ist. Mehr darf ich Ihnen nicht sagen."

Wir nicken. „Können wir zu ihm?", frage ich.

„Natürlich. Ich werde Ihnen jemanden schicken, der Sie zu ihm bringt."

Kurze Zeit später kommt eine Pflegekraft auf uns zu und führt uns auf die Intensiv-Station, wo wir nur eine kurze Zeit bleiben dürfen. Wir müssen uns in Schutzkleidung einhüllen, um keine Keime mit hinein zu schleppen. Alex schläft noch, als wir im Zimmer ankommen und uns neben ihn setzen. Er hat eine Nasenbrille, durch die er Sauerstoff bekommt und ist an sämtlichen Kabeln angeschlossen, die seine Vitalzeichen überwachen.

„Wirst du es ihm sagen?", frage ich Lily irgendwann, während sie seine Hand fest in ihrer hält.

„Was meinst du?", hakt sie nach.

„Dass du ihn liebst."

Sie blick zu mir hinüber. „Das werde ich.", meint sie sicher und blickt zurück zu Alex, den ich so friedlich noch nie gesehen habe.