Chapter twenty

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jetzt,
Juni

In einer halben Stunde soll ich auf dem Revier sein, um ein paar weitere Fragen zu beantworten. Ich habe keine Ahnung, wieso sie das wollen, denn ich habe ihnen schon alles gesagt, was ich weiß.

Ich denke viel zu oft an meine letzte Konversation mit Jason zurück und komme zu dem Entschluss, dass er wahrscheinlich auch kommen muss, früher, oder später und ich mich entschuldigen muss. Einerseits muss er verstehen, dass ich in dem Moment, in dem ich das Foto von seinem Bruder sah, natürlich dachte, dass er es sei. Ich konnte ja nicht ahnen, dass Jason einen Zwillingsbruder hat. Aber andererseits wäre ich genau so wütend, wenn ich zu unrecht verhaftet worden wäre und mein Kind alles mit angesehen hätte, wie man mir sagt, dass ich verhaftet sei wegen eines Mordes. Aus diesem Grund nehme ich mir fest vor, sobald ich Jason sehe, mich bei ihm zu entschuldigen. Und dann ist es gut.

„Du schaffst das, okay?", spricht Lily mir Mut zu, bevor ich unsere Wohnung verlasse.

Ich nicke einmal. „Ja", hauche ich. Mein Herz pocht so stark und schnell. „Ganz kurz, eine Sache noch... Du musst mir versprechen, dass du mit Alex sprichst, ja?"

„Er ist leider arbeiten." Das Leider betont sie viel zu sehr. Lily ist viel zu stolz und stur, um ihre Gefühle zuzugeben.

„Dann ruf doch die 911 und tu so, als wärst du in Gefahr! Du bräuchtest einen jungen, muskulösen und attraktiven Cop namens Detective Alexander Relish, der dir aus der Klemme helfen muss." Wir müssen lachen.

Lily zieht ihre Augenbrauen darauf in die Höhe und mustert mich grinsend. „Du findest ihn attraktiv?", hakt sie neugierig nach.

Ich verziehe keine Miene. „Du findest ihn attraktiv, Lil."

Sie lächelt mich an. „So gefällst du mir.", sagt sie aufrichtig.

Nun muss ich auch lächeln und drücke sie an mich. Es geht bergauf. Das spüre ich.

„Also habe ich das richtig verstanden? Du sprichst mit Alex, sobald seine Schicht zu Ende ist?"

Lily nickt. „Klar, Boss. Mach dir keine Sorgen.", versichert sie mir.

„Gut", meine ich und verlasse unsere Wohnung, um zum Revier zu laufen.

Je näher ich demRevier komme, desto nervöser werde ich. Mein Puls beschleunigt sich rasch und ich habe keine Ahnung, wieso. Ich weiß nicht, ob es die Tatsache ist, dass ich mich schon wieder Befragungen stellen muss, oder dass man jetzt endlich weiß, wer Josh getötet hat.

Und dann erblicke ich kurz vor dem Revier Jason, der aus seinem Auto steigt. Mir wird schwindelig. Ich gehe auf ihn zu und spreche ihn an.

„Hi" Ich räuspere mich.

Er dreht sich zu mir und knallt die Fahrer-Tür zu. „Hallo Jane.", entgegnet er und schließt das Auto ab.

Ich entscheide mich dazu, sofort zum Punkt zu kommen. „Hör zu, ich wollte..."

Doch er unterbricht mich direkt. „Nein, erst ich. Bitte.", insistiert er. „Ich muss mich bei dir entschuldigen. Ich war gestern so wütend, dass mir nicht bewusst war, dass jeder andere Mensch wahrscheinlich genau so reagiert hätte.", sagt er aufrichtig.

„Oh", meine ich überrascht. „Eigentlich wollte ich mich bei dir entschuldigen. Einfach aus dem Grund, dass deine Tochter dabei war und alles gesehen hat. Ich wäre genau so wütend gewesen.", sage ich. „Wie hat sie es aufgenommen?", frage ich vorsichtig.

„Ich bin mir noch nicht ganz sicher.", gesteht er. „Ach, die ganze Geschichte mit Ella's und meiner Scheidung hat Kitty schon genug mitgenommen. Dann fehlt jetzt nur noch, dass sich ihr toter Onkel als Mörder herausstellt."

„Du hast ihr..."

„Was? Nein, quatsch! Ich habe ihr gesagt, dass es ein Missverständnis gewesen ist und alles in Ordnung sei. Als ich das Ella erzählt habe, ist sie ausgeflippt. Katie ist im Moment bei ihr, bis ich hiermit durch bin."

„Wie geht es dir damit?", frage ich dann.

Jason schmunzelt. „Es geht mir gut." Er schüttelt den Kopf. „Okay, wenn ich ehrlich bin... Wie soll es mir schon gehen? Ich hätte mir nicht mal in meinen schlimmsten Albträumen vorstellen können, dass mein Bruder ein Mörder ist."

„Ja und nicht die Drogen vergessen!", füge ich hinzu.

„Die was?!"

„Du wusstest nicht..." Scheiße. „Alex hat mir erzählt... Detective Relish... Dass sie auch irgendwas mit Drogen am Hut haben, aber mehr weiß ich auch nicht." Ich schüttele den Kopf, als ich in Jason's schockiertes Gesicht sehe. „Wir sollten womöglich besser reingehen.", meine ich schließlich und betrete zusammen mit Jason das Revier.

„Mrs. Whitaker!", ruft schon jemand.

„Ja, ich..." Ich kann kaum ausreden, da kommt direkt Jackson auf mich zu, gemeinsam mit Becca. Alex's Partnerin. Ohne Alex.

„Ihr Freund und unser Kollege Detective Relish ist auf dem Weg ins Krankenhaus. Er wurde bei einem Einsatz schwer verletzt."

Mein Herz setzt einen Schlag aus. Alles beginnt sich zu drehen. Ich höre nur noch gedämpft. „Verletzt?", hake ich atemlos nach. „Was bedeutet..."

Jackson hält kurz inne, bevor sie mir antwortet. „Er wurde angeschossen."

Und es fühlt sich an, als würde sich der Kreislauf wiederholen...

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