Kapitel 20

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"Na du hast vielleicht Glück, dass du heute wieder aus dem Loch hier raus darfst", seufzte meine Zimmerpartnerin.

Ich bin heute Morgen so gegen 7 aufgewacht und musste aufs Klo worauf, sie dann wach wurde. Jetzt war es 8 und wir unterhielten uns schon seit knapp einer Stunde. Sie hieß Jasmin, 14 Jahre. Kam auch in der Nacht ins Krankenhaus in der ich hier eingeliefert wurde. Es war bereits das 2. Mal dass sie mit knapp 2,8 Promille im Blut ins Krankenhaus kam.

"Wann kommst du denn raus?", fragte ich neugierig und unterdrückte ein Magenknurren. Man ich hatte tierischen Hunger. Kein Wunder, ich konnte gestern den ganzen Tag nichts essen, mir war einfach noch immer viel zu schlecht gewesen.

Jasmin lachte traurig auf: "Aus dem Krankenhaus bald. Aber auf mich warten sämtliche Therapeuten und das Jugendamt wurde auch verständigt"

"Warum denn das?", geschockt schaute ich sie an. Da kam ich ja mit meiner Ko-Tropfen Aktion noch gut davon.

Kurz zögerte Jasmin, dann zog sie ihre beiden Pulloverärmel nach oben.

"Deshalb". Ich schaute auf eine ganze Reihe Narben, Wunden und Blut. Alles voll geritzt.

"Warum machst du das?", ich musste häftig schlucken und war den Tränen nahe.

"Falsche Freunde. Eine Familie die sich einen Dreck darum schert ob man lebt oder nicht", mir kullerte eine Träne die Wange herunter. Nicht mal meine Eltern waren so schlimm, kaum zu glauben dass es immer noch schlimmer geht.

"Ja und so wies aussieht komme ich jetzt in eine neue Familie oder ins Heim. Jeder denkt ich wäre verrückt, dabei will ich einfach jemanden der mir das Gefühl gibt, dass ich einen Grund zum Leben habe", mit traurigen Augen schaute mich Jasmin an und versuchte zu lächeln, was ihr jedoch nicht gelang.

"Jetzt komm ich mir unendlich lächerlich vor mit meiner Geschichte", schniefte ich. Um mich abzulenken verschwand ich kurz im Bad und wusch mein Gesicht mit kaltem Wasser ab.

"Lea. Dein Handy klingelt", so schnell mein geschwächter Körper es zuließ eilte ich wieder zum Krankenhausbett und etwas überrascht sah ich wer anrief:
Taddl Tjarks

"Na du kleiner Alki. Kaum bin ich weg schon betrinkst du dich?", hörte ich Taddls vertraute tiefe Stimme und ein wohliges Gefühl durchströmte meinen Körper.

"Mir wurden Ko-Tropfen ins Glas geschüttet du Held", fauchte ich. Natürlich war mir bewusst dass diese Aussage nicht 100% sicher war.

"Jaja das sagen sie alle", lachte Taddl.

"Woher weist du überhaupt davon?", fragte ich jetzt neugierig nach.

"Andre hat es mir erzählt"

"Einfach so?", skeptisch runzelte ich die Stirn.

"Ähm... jaa?!", im Hintergrund raschelte es kurz, dann hörte man Felix' Stimme.

"Nicht ganz. Taddl wollte wissen wie es dir so ergeht und was du so machst". Unterbewusst schmolz ich dahin wurde dann aber wieder zurück in die Realität gerissen.

"Hör nicht auf den Dummkopf", sagte Taddl beleidigt.

Aus Höflichkeit fragte ich Taddl wo sie sich gerade an ihrem 3. Tag aufhielten. Als Antwort kam Monaco zurück. Jey und ich chill hier im Krankenhaus. Naja noch 3 Wochen dann würde ich mit Caro am Strand liegen. Davor musste ich aber noch dringend mit ihr über unseren Streit reden.

"Wenn dir schon mal langweilig ist dann kannst du ja auch unsere Reisevlogs ankucken", hörte ich von Ardy im Hintergrund.

"Wahrscheinlich Jungs!", ich verdrehte die Augen. Irgendwann verabschiedeten wir uns und ich legte auf. Woah 30 Minuten mit Taddl telefoniert? Was war denn mit mir los?

"Du hörst das Grinsen ja gar nicht mehr auf", kam es von Jasmin auf dem anderen Bett worauf ich kurz zusammen schreckte. Ich hatte sie komplett vergessen.

"Ich grins doch gar nicht", versuchte ich mich zu verteidigen. "Was machst du eigentlich?", neugierig lief ich zu Jasmin hinüber.

"Schaue ein paar YouTube Videos. Das Einzige was mir ab und zu ein Lächeln ins Gesicht zaubern kann", erklärte sie mir. Etwas misstrauisch schaute ich sie an. Wie schlimm es ihr einfach nur gehen muss dass man sich wegen Videos sich so freuen kann, die von Menschen gemacht werden die man gar nicht persönlich kannte.

Einladend klopfte sie auf ihr Bett neben ihr und ich kuschelte mich unter die Decke und schaute ein bisschen mit.

Erst schauten wir Dagi, Bibi und dann Unge.

"Da fällt mir gerade ein, ich wollte noch den Reisevlog von Taddl ankucken", ein Lächeln schlich sich auf ihre Lippen. Während ich plötzlich einen Kloß im Hals hatte als Taddl im Video erschien.

"Ist er nicht toll?", schwärmte Jasmin.

"Äh... ja ganz toll". Vorsichtig schaute mich Jasmin von der Seit aus an.

"So ganz überzeugend klang das jetzt nicht. Ich kenne kein Mädchen dass Taddl nicht gut aussehend findet", fragend hob ich die Augenbrauen. "Oder bist du lesbisch?", stellte Jasmin mir die Frage.

"Was? Nein!", lachte ich laut los.

Ich entschied mich wieder rüber in mein Bett zu gehen, da ich keine Lust hatte weiter Videos zu kucken.

Nach dem Mittagessen packte ich meine Sachen zusammen und wurde entlassen. Jasmin und ich tauschten noch schnell Nummern aus und ich hielt sie ganz besonders lange im Arm. Auf dem Parkplatz wurde ich dann von Andre abgeholt der mich erst einmal achzigtausend Jahre an sich drückte. Ich drückte ihn dann aber etwas sanft weg und lies mich auf den Beifahrersitz fallen.

"Kannst du mich bitte zu Caro fahren. Ich muss mit ihr etwas wichtiges besprechen", kam mir plötzlich die Idee worauf Andre sofort den Kopf schüttelte.

"Kommt überhaupt nicht in Frage. Der Chefarzt hat gesagt du musst dich noch ausruhen. Dein Körper ist noch sehr geschwächt".

"Ach bitte. Caro und ich machen ja keinen Sportwettbewerb wir reden ja nur kurz", schmollte ich worauf Andre genervt aufseufzte.

"Na gut, aber beeil dich. Ich warte solange im Auto". Ich nickte und zeigte ihm den Weg zu Caros Haus.

Als ich ausstieg spürte ich noch immer dieses Schwindelgefühl und unendlich müde war ich auch.

Nervös klingelte ich an der Haustüre. Sofort hörte ich Caros Stimme an der Sprechanlage.

"Ich bins Lea"

"Was willst du?", pflaumte sie mich an.

"Hör zu es tut mir Leid. Ich will mit dir reden!". Natürlich war es lächerlich dass ich mich bei ihr entschuldigte, schließlich war sie es die mir unseren Termin abgesagt hat, aber Caro war eben meine beste Freundin und die wichtigste Person in meinem Leben, die ich nie verlieren wollte.

Another kind of love (Taddl)Where stories live. Discover now