Kapitel 30

1.4K 142 0
                                    

"Man, bin ich jetzt satt", murmle ich und reibe mir über den vollen Bauch. Harry lacht und stellt meinen Teller zum restlichen schmutzigen Geschirr dazu. "Du musstest mir ja unbedingt so eine riesige Portion aufladen", sagt er. - "Ja, dir aber nicht mir." Harry zuckt mit den Schultern und deutet mir an, ihm zu folgen. "Es schadet dir ja nicht." - "Was soll das denn jetzt heißen?", frage ich empört und blicke an mir herunter. Seufzend bleibt der Alpha stehen und hält dann seinen Arm vergleichshalber neben meinen. "Siehst du? Du bist nicht einmal die Hälfte von mir. Ich möchte dich damit ja auch nicht beleidigen, aber man sieht, dass es dir in den letzten zwei Jahren alles Andere als gut ging." Beschämt senke ich den Kopf. Ich bin froh, dass ich Harry nicht mehr aus dieser Zeit erzählt habe. Er würde mich wohl noch mehr wie ein rohes Ei behandeln als jetzt. Und von keiner Liebe zu viel zu viel Liebe ist wirklich komisch. Nicht schlimm oder so etwas... aber einfach komisch.

"Louis? Ich habe eine Frage..."

Neugierig sehe ich zu Harry, der sich einfach mitten auf die Wiese setzt und sich die Sonne ins Gesicht scheinen lässt. Also lasse ich mich zu ihm sinken. "Wir... wir sind ja jetzt aneinander gebunden...", beginnt er zögerlich und rupft einige Grashalme aus, "und... das würde ja bedeuten, dass wir zusammen bleiben..."
Verwirrt ziehe ich die Augenbrauen zusammen. "Ja? Aber das ist ja nichts Neues."
"Nein, nicht direkt, aber... ich habe dich noch gar nicht gefragt, wo du.. also deine Hütte.." Nun verstehe ich auch, woraufhin Harry hinaus möchte. "Fragst du mich gerade indirekt, ob ich bei dir wohnen möchte?", frage ich daher. Er lächelt sanft und nickt ein wenig. "Das würde ich sehe gern", murmle ich ehrlich. Und es stimmt. Es lässt mein Herz ein paar Takte schneller schlagen, als ich darüber nachdenke, dass ich diese Entscheidung tatsächlich treffen durfte. Harry bestimmte nicht einfach, sondern ließ mir die Wahl.
"Dein.. dein Herz", sagt er leise und greift erstaunt an seine Brust.
"Danke", flüstere ich lediglich und schließe meine Arme kurzerhand um ihn. Sofort erwidert Harry die Umarmung und atmet tief ein, als seine Nase in meiner Halsbeuge liegt. "Aber ich fände es ganz gut, wenn du deine Hütte trotzdem behältst. Vielleicht brauchst du mal zwischendurch einen Rückzugsort oder so", überlegt er laut, woraufhin ich ihm gleich zustimme. "Gute Idee."

"Was hältst du davon, wenn wir nach dem Training endlich die Stühle für die Terasse bauen?", fragt er. - "Gerne. Wie lange dauert das Training denn?"

Er zuckt unschlüssig mit den Schultern und blickt zu Liam, der ihn in dem Moment schon zu sich winkt. "Ich weiß es nicht genau. Du kannst zusehen, wenn du möchtest." Sofort nicke ich und stehe auf. Harry und ich gehen zu den anderen, die auf ihm warten und schließen uns ihnen an. "Du könntest auch ein wenig mitmachen. Wie du magst", schlägt der Alpha plötzlich vor und deutet auf eine Gruppe von Deltas, die in ihrer Wolfsform auf der Wiese herumtoben, "Niall ist auch dabei, er würde auf dich achten." Unschlüssig schüttle ich mit dem Kopf und dränge mich etwas dichter zu ihm. "Ich weiß nicht..." Lächelnd legt Harry seinen Arm um meine Taille. "Du musst auch nicht. Omegas sind ohnehin nicht zum Kämpfen gemacht." - "Sondern?"

"Naja, angenommen wir befänden uns in einer Kampfsituation: Der Alpha und alle Betas müssten ihr Revier, beziehungsweise ihr Rudel verteidigen. Natürlich würde zuerst geprüft werden, ob man die Situation friedlich lösen könnte, aber wenn das nicht der Fall ist, wird gekämpft. Die Gammas sind dabei zum Schutz der schwächeren Rudelmitglieder zuständig." - "Also ich zum Beispiel?", frage ich. Harry streicht über meine Wange, lächelt kurz und deutet dann auf eine Gruppe Welpen, die miteinander spielen. "Nicht nur du. Auch die Kleinsten und Ältesten, die nicht mehr kämpfen können, würden zurückbleiben und auf den Schutz der Gammas angewiesen sein", erklärt er.

"Und was machen die Deltas?"
- "Die sind für alles Andere im Rudel zuständig. Sie müssen Nahrung beschaffen, die Welpen beschäftigen, damit keiner von ihnen abhanden kommt, sie müssen immer wieder auf Patrouille gehen, um zu prüfen, dass niemand Weiteres ins Revier eindringt, ... Es sind eine Menge Aufgaben, die jedes Rudenmitglied zu tragen hat."

Secret white lies - L.S.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt