Kapitel 29

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Luna's Sicht:
"Das ist nicht witzig, Leute!", jammerte Ticci, weil wir uns über ihn lustig machten. "Aber jetzt mal im ernst! Wer ist bitte so dumm und fällt rückwärts vom Dach?", lachte Jeff, der gerade erst gekommen war. Ich musste zugeben, erst war ich total geschockt, aber am Ende habe ich gelacht, weil es total witzig aussah. Laut Slender's Analyse hatte er sich beide Arme und ein paar Rippen gebrochen, es würde also noch lange dauern bis er wieder gesund wäre. "Toll. Jetzt kann ich keine Aufgaben mehr erledigen und keine Menschen töten, und das mega lange! Und ich bin ein Proxy! Das ist alles nur deine Schuld, Sleepless! Vielen Dank.", meckerte er und sah grimmig zu Sleepless. Den hatten wir nach der Aktion zum Glück gefunden, die Polizei war leer ausgegangen. Sleepless sah betrübt zu Boden. "Es tut mir voll Leid, Ticci! Aber die Polizei war so schnell da, ich konnte gar nicht schnell genug zurück! Von mir aus kümmere ich mich um dich, solange du deine Arme nicht benutzen kannst." "Bloß nicht!" Clockwork stellte sich vor Sleepless. "Jetzt hört schon auf! Ich kümmere mich um dich, okay?" Ticci nickte glücklich und nickte Sleepless leicht zu. "Ich hab's verstanden. Danke, Clockwork." Somit gingen die anderen wieder ihrer Arbeit nach, Slender und Sleepless trugen Ticci in sein Zimmer, Clockwork folgte den beiden. Ben und ich blieben als einzige im Wohnzimmer zurück. "Ziemlich chaotisch hier, was?", fragte er mich grinsend. "Und wie. War das schon so, bevor ich hier war?", wollte ich wissen. Er überlegte kurz. "Naja, eigentlich nicht. Aber ich denke nicht, das das etwas mit dir zutun hat. Ich hab eine Idee! Kommst du mit in den Wald? Ich möchte dir was zeigen." Wie immer wurde ich sofort neugierig. "Klar!"

Ben's Sicht:
Irgendwie war es schon seltsam. Ich würde Luna gleich den wichtigsten Ort zeigen, obwohl ich mir geschworen hatte, ihn immer nur für mich zu behalten. Aber bei ihr war ich mir so sicher, das sie mich nie verraten würde. Bei ihr war ich mir sicher, sie war genauso wichtig für mich wie dieser Ort. Wir liefen schweigend durch das Dickicht, bis ich die Stille brach. "Es ist irgendwie witzig. Seit du da bist, passieren nur noch verrückte Dinge. Zuerst das Gerücht wegen Ticci Toby, dann die Aktion von Jeff, das Katz- und Maus- Spiel mit Sally, und jetzt das. Es fühlt sich irgendwie so an, als ob sich meine ganze Welt verändert hätte. Aber ich bin froh, das ich dich kennengelernt habe, ehrlich." Luna lächelte sanft und nahm meine Hand. Ich konnte mich noch gut daran erinnern, als sie am Anfang bei uns geklopft hatte. Sie hatte irgendwie alle Durcheinander gebracht, aber jetzt war ich total glücklich. "Ich bin einfach froh, das das alles geklappt hat. Ich meine, ihr hättet mich auch einfach töten können, weil ich ein normaler Mensch bin und keine Creepypasta. Aber das habt ihr nicht. Und noch länger hätte ich es in meinem alten Leben nicht mehr ausgehalten." "Stimmt, ich weiß noch gar nicht was du vorher getan hast. Willst du mit erzählen was früher passiert ist?" Sie nickte kurz und begann zu erzählen. "Also meine Eltern waren sowieso schon schlimm. Sie haben mich immer geschlagen und angeschrien, sie haben mir alles genommen was mir wichtig war. Aber mir war eigentlich die Liebe wichtiger, die ich von ihnen nie bekam. In der Schule war es nicht anders. Die anderen haben mich gemobbt, nach der Schule verprügelt und solche Sachen. Ich nahm eine Zeit lang auch Drogen, um den Schmerz zu vergessen, aber keines schlimmen. Doch irgendwann spürte ich den Hass, der sich die ganzen Jahre in mir gestaut hatte, so sehr, das ich jemanden umbringen wollte. Ich war auch kurz davor, hatte aber Angst davor. Und ab da wusste ich, das ich damit nicht aufhören konnte. Ich wusste, das ich zu euch gehörte." Geschockt drückte ich ihre Hand. "Ich hätte niemals gedacht, das du eine so schlimme Vergangenheit hattest! Mich meine, Jeff und Ticci waren früher ja auch mal normale Menschen gewesen, aber die hatten eine bessere Vergangenheit. Das tut mir wirklich Leid für dich." Sie schüttelte den Kopf. "Danke, aber das ist jetzt Vergangenheit. Ich habe damit abgeschlossen und bin froh, das ich jetzt meine Wut und meinen Hass von früher rauslassen kann." Ich nickte und führte sie immer weiter. Am Ende des Waldes war wieder die Straße. Doch diesmal liefen wir nicht darüber hinweg zum anderen Teil des Waldes, sondern folgender Straße eine Weile. "Wohin bringst Fünkchen eigentlich?", fragte sie irgendwann. "Das wirst du bald sehen. Es dauert aber noch ein bisschen." Sie nickte und lief weiter neben mir. Bald müssten wir ankommen.

My drowned KillerWhere stories live. Discover now