Kapitel 25

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Luna's Sicht:
"Also das Essen heute...müsste wirklich in die Geschichte eingehen.", murmelte Ben und lachte heiser. Slender nickte. "Stimmt. Jeff war vermutlich noch nie so zurückhaltend wie heute.", fiel ihm auf. Eyeless grinste. "Kein Wunder, heute war er auch das Mädchen des Tages." Ich kicherte als ich seinen Blick sah. Das mit dem Weltkrieg hatte sich dann erledigt als Slender sagte, die feine Dame solle sich mit an den Tisch setzen und Essen. Seitdem bestrafte er uns nur noch mit seinen aggressiven Blicken. Nach dem Essen gingen die anderen hoch, nur wir vier und Jeff waren noch unten geblieben. Doch Jeff hatte genug und zog sich die Perrücke vom Kopf. "Ich geh in den Wald.", sagte er und trottete wie ein Häufchen elend durch die erneut kaputte Tür. Irgendwie war er heute komisch drauf. "Ich sollte dich wieder hochbringen, deine Wunde muss heilen.", sagte ich zu Ben, mein Blick immer noch an der Tür. "Ist gut. Dann gute Nacht ihr zwei.", sagte er noch und ging schonmal zur Treppe. Schnell folgte ich ihm und brachte ihn hoch. Als er dann im Bett lag bekam er noch einen Kuss, dann verließ ich schnell sein Zimmer. Auf dem Flur kam mir plötzlich Jane entgegen. "Weißt du wo Jeff ist?", fragte sie und sah mich herablassend an. Ich zuckte mit den Schultern. "Im Wald, wieso?" Sie sah zu Boden. "Nur so. Ich...ach egal." Dann ging sie die Treppe hoch in ihr Zimmer. Ich dachte nicht weiter darüber nach und ging auch in mein Zimmer. Auf dem Bett lag schon mein Mantel und mein Messer. Schnell machte ich mich fertig und ging zum Fenster, um mich auf den gegenüberliegenden Baum zu Schwingen. Mein neuer Fluchtweg. Es war dunkel und kühl, der Wind fegte durch die Baumkronen und ließ die Blätter Rascheln. Der Mond ließ den Wald noch viel unheimlicher erscheinen. Ich wusste nicht wieso, aber heute trieb es mich irgendwie an eine ganz besondere Stelle. Und an dieser Stelle fand ich Jeff. Er saß am Rand eines Teichs, mit dem Rücken zu mir. Vorsichtig ging ich auf ihn zu, bedacht darauf ihn nicht zu erschrecken. Erst als ich direkt hinter ihm stand hörte ich, das er weinte. Besorgt setzte ich mich neben ihn und sah in sein Gesicht. Geschockt sah er mich an, wandte aber schnell sein Gesicht von mir weg. "Was ist los, Jeff? Wieso weinst du mitten im Wald?", fragte ich besorgt. Er wischte die Tränen mit seinem Ärmel weg und starrte bedrückt auf das glitzernde Wasser. "Es...ist alles meine Schuld.", murmelte er leise. "Was meinst du?" Zum ersten Mal sah ich Emotionen in seinem blassen Gesicht. "Alles. Ich bin Schuld daran, das ihr alle fast gestorben seit. Das war ich schon das letzte Mal. Ich bin Schuld, das tausende Menschen tot sind. Ich bin Schuld, das meine Familie nicht mehr lebt. Mein Bruder...es ist meine Schuld..." Seine Stimme wurde immer brüchiger, die Tränen tropften in das Wasser vor uns. Ich wusste gar nicht das Jeff so traurig sein konnte, oder überhaupt jemals emotional werden würde. Aber es rührte mich, das er so offen war und sich nicht wie sonst verschloss. Vorsichtig legte ich einen Arm um ihn und drückte ihn an mich. "Ach Jeff. Wir wissen doch, das du das nicht wolltest. Du hast es ja nicht böse gemeint. Und das mit deinem Bruder...er hat dir sicher schon längst verziehen. Er hat dich geliebt, so wie du ihn. Aber du kannst die Zeit nicht zurückdrehen. Mach dir einfach weniger Gedanken, ok?" Er nickte leicht und murmelte etwas, das ich leider nicht verstand. Wir verweilten noch eine Weile so und dachten über die Situation nach.

Ben's Sicht:
Mitten in der Nacht wachte ich auf. Die Schmerzen in meiner Brust waren unerträglich, mein Körper verkrampfte sich und mir schossen Tränen in die Augen. Hektisch sah ich mich um, fand aber nichts das mir helfen könnte. Plötzlich verging der Schmerz und ich atmete tief durch. War das normal solche Krampfattacken mitten in der Nacht zu haben? Irgendwie sehnte ich mich nach Luna. Ob sie noch wach war? Dem Mond zufolge sollte es jetzt kurz nach Mitternacht sein. Ich wollte gerade aufstehen, als ich unten Schritte hörte. Es waren zwei Personen, die gerade die Treppe herauf kamen. Auf meiner Etage blieben sie stehen. "Bitte erzähl niemandem davon, ok?", fragte die eine Stimme. Das klang verdächtig nach Jeff. Er war wohl wieder zurück von seinem Ausflug. Die andere Stimme antwortete: "Ja. Gute Nacht." Das war Luna! Aber was macht sie um diese Zeit allein mit Jeff? Und was sollte sie niemandem sagen? Irgendwie hatte ich ein mulmiges Gefühl bei der Sache, immerhin war Jeff nicht zu trauen. Dann hörte ich weitere Schritte und Türen. Vielleicht machte ich mir auch zu viele Gedanken.

My drowned KillerWhere stories live. Discover now