Kapitel 13

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Ohne uns umzudrehen liefen wir los. Hinter uns ertönte das knirschen und quietschen des Tores, dann war es ruhig. Nur unsere Schritte und unser Atem waren zuhören. Vor dem Dschungel blieben wir stehen. "Okay." Ricardo war der erste, der sich traute zu sprechen. Gut, er musste jetzt auch nicht sein altes Leben hinterlassen und seine ganzen Liebsten. Das hatte er schon hinter sich.

"Wir sollten die Karte rausholen und los gehen. Soweit ich das noch in Erinnerung habe, laufen wir gute sieben Stunden bis zum ersten Übernachtungsstandort." Er sprach leise, aber befehlerisch. Mir war schon klar, seit ich ihn das erste Mal sah, das er gerne den Anführer spielte. Nur war das Problem, dass ich das auch tat. Das würde noch lustig werden, aber fürs erste ließ ich ihn. Meine Gefühle waren einfach noch zu aufgewühlt.

Joanna holte ohne irgendwas zu sagen die Karte raus und entfaltete sie. Ich half ihr, sie auf der Wiese auszubreiten und alle beugten sich drüber. "Gut, wir müssen einfach quer durch den Dschungel." Murmelte Ricardo. Einfach der Sonne nach. Ich richtete mich auf und schaute zu den Bäumen. Mein Blick huschte über sie drüber und blieb bei einem Durchgang stehen. *He, schaut mal. Da scheint ein Trampelpfad zu sein. Wahrscheinlich von den Boten." Die anderen folgten meinem Ausgestreckten Zeigefinger. "Tatsächlich." Joan grinste.

" Na dann, auf was warten wir noch?" rief Ricardo und stiefelte los. Ich folgte ihm und auch die anderen liefen langsam los. Mich wunderte es, dass Wesley noch nichts gesagt hatte. Normalerweise musste er immer gegen alles was sagen. Stumm drängten wir uns durch das Gebüsch und gelangten auf einen Pfad. Er war schmal, aber man konnte gut auf ihm laufen. Ricardo blickte hinter sich um zu schauen, ob wir weiter gehen konnten. Wir nickten, dann gingen wir los.

Der Pfad schlängelte sich quer durch den Dschungel. Die Bäume waren riesig und neben diesen gab es noch viele weitere Pflanzen. Bunte Blumen wucherten auf saftigem Moos. Ich kannte die hälfte nicht, zu exotisch waren sie. Die Luft war feucht und schon nach wenigen Metern schwitzte ich wie verrückt. Den anderen schien es nicht anders zu ergehen. Vor mir wischte sich Ricardo immer wieder über die Stirn und hinter mir hörte ich öfters ein Ächzen. Je tiefer wir in den Dschungel drangen, desto mehr löste sich der Nebel auf, bis irgendwann keine Nebelschwaden mehr um die Stämme der Bäume waberten. Sofort sah alles viel freundlicher aus, doch dem durfte man nicht trauen. Freundliches war oft viel Gefährlicher als nicht so freundliches.

Ich war scheinbar ziemlich lange in meinen Gedanken versunken gewesen, denn ein plötzlicher Schrei ließ mich zusammenzucken. Ich hatte gar nicht bemerkt, dass wir an einem Fluss angekommen waren. Wir mussten mindestens schon zwei Stunden unterwegs sein. "Ahr, macht das weg." Valeria schrie laut. Ich drehte mich zu ihr um und sah, wie sie in Wesleys Arme sprang. Neben ihnen war ein riesen Stein, auf dem etwas Schwarzes saß. Eine Riesen-Spinne. Leicht musste ich in mich reinlachen. Und deswegen hatte sie jetzt so laut geschrien und die wunderschöne Stille hier unterbrochen?

"Das ist doch nur eine Spinne." Brummte Landon genervt und schnippste sie weg. Kopfschüttelnd quetschte er sich an den beiden vorbei und holte zu uns auf. Valeria wurde von Wesley sanft auf den Boden abgesetzt. "Wollen wir nicht eine kleine Pause machen?" fragte er. Seit wann war er so nett? "Klar, aber nicht zu lange." Sagte Ricardo und setzte seinen Rucksack ab. Auch ich streifte ihn von meinen Schultern und stellte ihn auf den Boden. Dann holte ich eine Decke raus und breitete sie aus.

Ich ließ mich auf sie nieder und auch die anderen setzten sich langsam zu mir. Schweigend packten wir unseren Proviant aus und fingen an zu essen. Ich aß lediglich ein Brötchen und trank ein viertel meiner Flasche. Wir mussten uns alles ziemlich gut einteilen. Wir hatten Proviant für genau sechs Tage. Nicht mehr und nicht weniger. Nur das Trinken wird etwas knapp werden. Ich packte meine Sachen wieder zurück in meinen Rucksack und verstaute es gut.

Als ich meine Wurfmesser und die anderen Waffen sah, bemerkte ich, dass an meinem Gürtel nur ein mickriges Messer steckte. Ich holte also zwei Wurfmesser raus und eine Pistole. Ricardo schaute mich stirnrunzelnd an. "Was wird das?" fragte er schließlich. Ich seufzte. "Ich bereite mich vor." "Hier ist doch nichts gefährliches, River." Er grinste leicht spöttisch. "Man weiß nie." Zischte ich und ignorierte ihn. Nach und nach wurden auch die anderen fertig und wir brachen auf. Wir mussten noch fünf Stunden laufen, bis wir endlich ankamen.

Ich war müde wegen der Hitze und genervt. Mir gingen gerade alle ziemlich auf den Geist und ich hatte ehrlich keine Lust mehr. Ich hatte keine Ahnung, was mit mir los war, aber es war scheiße. Wir stiefelten den Pfad entlang und schwiegen vor uns hin. Jeder hing seinen Gedanken nach und es schien, als hätte gerade niemand mehr Lust. Der Pfad stieg an. Eigentlich war meine Ausdauer ziemlich gut durch das tägliche Training mit Paul, aber dadurch, dass die Luft hier sehr stickig und tropisch war, bekam ich schlecht Luft. Denn anderen ging es genauso. Nach ein paar Minuten keuchte jeder angestrengt und wischte sich den Schweiß aus der Stirn.

Bis nächste Woche :)

The Last HumansWhere stories live. Discover now