Kapitel 10

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Der nächste Morgen brach an. Das Wetter war widersprüchlich gegenüber meinen Gefühlen. Fröhlich strahlte die Sonne vom Himmel, welcher tief blau war. In mir tobte allerdings der Sturm. Ich war wütend, sauer, traurig und genervt.

Seufzend stand ich auf und machte mich fertig. Wie immer schlüpfte ich in meine Jeansshorts und mein kakifarbenes Top. Meine Haare ließ ich offen, band aber trotzdem mein Bandana um den Kopf. In meinen Gürtel steckte ich mein Messer und meine Pistole und zur Sicherheit ein weiteres Wurfmesser. Ich war vorsichtiger geworden, seit bekannt war, dass die Jäger jeden Moment kommen könnten.

Als ich aus der Tür trat, spürte ich einen warmen Wind auf meiner Haut. Ich schloss kurz meine Augen, driftete in eine andere Welt, wo alles perfekt war, ehe ich sie wieder öffnete und der Realität in die Augen blickte.

Seufzend sprang ich von der Veranda und lief zur Nebenhütte. Vorsichtig klopfte ich an die braune Tür und wartete. Ein verschlafener Ricardo öffnete mir. Seine schwarzen Haare lagen verwuschelt auf seinem Kopf, was unglaublich heiß aussah. Seine blauen Augen, welche so tief wie der Ozean waren, wirkten müde. Ich musterte ihn weiter und mein Blick blieb an seinem nackten Oberkörper hängen. Und OMG, er hatte ein Sixpack.

Verdammt, River. Reiß dich zusammen. Ich suchte nach meiner Selbstbeherrschung und schaut ihm wieder in die Augen. Dabei sah ich, dass er grinste. Leicht funkelte ich ihn an. "Sind die anderen schon wach?" fragte ich endlich. Ricardo nickte. "Sie machen sich gerade fertig." "Okay, ich warte draußen." Er nickte und ich drehte mich um.

Auf einem Stein ließ ich mich nieder. Gott, was mit mir gerade los? Seit wann starrte ich Jungs so an? Ich kannte hier alle Oberkörperfrei und war noch nie so ja, so angetan von einem. Hart schluckte ich. Nach gefühlten Stunden kamen die Gäste endlich aus ihrer Hütte. Ich stand ruckartig auf und wünschte allen einen guten Morgen.

Gemeinsam schlenderten wir zur Essenshütte, wo die Hölle los war. Als wir eintraten verstummten abrupt alle Gespräche und jeder starrte uns an. James stand plötzlich auf. Verwundert blickte ich zu ihm. Seit wann aß er bitte hier? "Willkommen in unserem Lager." Er breitete seine Arme aus. "Ich hoffe ihr hattet eine angenehme Nacht." Die Jugendlichen nickten. "Sehr schön." Er nickte ihnen zu und setzte sich wieder.

Ich steuerte auf einen leeren Tisch zu und meine neuen Freunde folgten mir. Naja, ob sie Freunde waren, wusste ich nicht, aber lassen wir das sein. Hungrig stürzte ich mich auf die Brötchen und auch die anderen griffen großzügig zu. "So, ihr müsst mir jetzt nochmal sagen, wer wer ist." Nuschelte ich ihnen zu. Sie lachten leicht.

"Okay, also ich bin Ricardo." "Das weiß ich." Ich grinste ihn frech an. "Ich bin Adam." Der Junge, welcher direkt neben Ricardo saß, sprach mit einer beruhigenden Stimme. Adam hatte Köter-Blonde Haare und braune Augen.

Der Junge neben ihm stellte sich als Hunter vor. Er war der schmächtigste von allen und hatte eine ungewöhnliche Haarfarbe. Blau. Seine Augen waren ebenfalls blau, aber sie waren nicht so schön, wie die von Ricardo.

Dann war der andere wohl Landon, wie sich mir bestätigte, als er seinen Namen sagte. Landon hatte braune Haare und grüne Augen. Er schien einer von den taffen Leuten zu sein, die vor nichts Angst zu haben schienen. Nun stellten sich die beiden Mädchen vor.

Das schwarzhaarige Mädchen hieß Jordyn und war Ricardos Schwester. Sie hatte wirklich krasse Augen. Ein Mischmasch aus blau und braun mit gelben Sprenkeln. Sienna dagegen hatte wie ich blonde Haare. Ihre Augen waren grau, was wirklich schön aussah.

Wir unterhielten uns noch und es war wirklich lustig mit ihnen. Wir wollten gerade aufstehen, damit ich ihnen das Lager zeigen konnte, als eine total verschlafene Joanna reinkam. "Wie siehst du denn aus." Lachte ich sie aus. "Haha. Die Nacht war einfach nur schrecklich." Murrte sie und ließ sich müde auf einen Stuhl plumpsen. Ihr schien gar nicht aufzufallen, dass wir Gäste dahatten.

"Gott, wie ich Wesley hasse." Hauchte sie leise. "Da bist du nicht alleine." Kicherte ich. "Er hat die ganze Nacht in seinem Haus randaliert und rumgebrüllt. Ich wüsste echt gerne was er hatte." Ich fing schallend an zu lachen. "Ach Gott, musste der kleine Wesley etwa seine Wut rauslassen?" Joan zuckte mit ihren Schultern. "Der wird nachher was zu hören bekommen. Ich brauche meinen Schönheitsschlaf." Murrte sie und griff nach einem Brötchen. "Guten Appetit, wir sehen uns später." Joanna winkte bloß und biss herzhaft in ihr Brötchen.

Ich zeigte meinen neuen Freunden das Lager in einer Rundführung. Wir begannen beim Dorfplatz und endeten dort auch wieder. Die Mädchen waren natürlich ganz entzückt von unseren Tieren und fragten mich, ob sie nachher eine Runde reiten konnten. Ich hatte bloß genickt. Die Jungs interessierten sich gar nicht für die Tiere. Ihr Interesse galt eher der Wehrmacht und Adam interessierte sich für die Ärzte.

Wir sprachen mit ein paar Leuten, verabschiedeten uns aber relativ schnell wieder, da James mit uns reden wollte. Vor seinem Büro trafen wir auf die anderen. Valeria stand abseits an einem Fenster und starrte raus. Wesley und Jonah lehnten an der Wand und schauten mürrisch durch die Gegend und Joanna saß auf dem Boden und schien zu schlafen. Ich kickte mit meinem Fuß gegen ihren und erschrocken fuhr sie hoch. "Man, River. Erschreck mich doch nicht so." schnauzte sie mich an. Bockig stand sie auf und klopfte sich die Hose ab. "Sorry." Grinste ich und klopfte schließlich an der Türe.

Wir traten ein. James saß an seinem Schreibtisch und schrieb irgendwas auf. Als er uns hörte blickte er auf und ließ seinen Stift sinken. "Schön, dass ihr alle kommen konntet." Sagte er und zeigte auf eine Reihe Stühle, wo wir uns hinsetzten. "Ich möchte mit euch etwas sehr Wichtiges besprechen." Er räusperte sich.

"Nun, den Umständen entsprechend, habe ich beschlossen, dass ihr Morgen das Lager verlasst." "Was?" Erschrocken keuchte Joanna auf. Und auch die anderen schienen alles andere als Glücklich zu sein. Ruhe! polterte mein Vater.

"Mir ist bewusst, dass euch das nicht gefällt. Ihr müsst alles zurücklassen. Aber es geht um eure Sicherheit. Die Jäger können jeden Moment hier auftauchen und wir haben einfach nicht die Möglichkeit, gegen sie zu kämpfen. Und ihr seid hier einfach nicht mehr sicher. Ein paar hundert Meilen von hier lebt ein Freund von mir. Bei ihm werdet ihr sicher sein. Mir fällt es auch schwer aber ich will, dass ihr normal weiterleben könnt und nicht als Heilmittel dient und womöglich mit eurem Leben bezahlt. Morgen geht es los."

Ich schaute alle an. Sie hatten betretende Gesichter und schienen traurig zu sein. Ich seufzte. "Bitte geht das nötigste Packen und kommt in einer Stunde wieder. Dann werden wir euch ausstatten." Wir nickten und gingen.

Nächste Woche kommen die nächsten zwei Kapitel :)

The Last HumansWhere stories live. Discover now