50- viele Gesichter

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Ich sah, wie sich das Gesicht des jungen Mannes, in den ich mich gerade verwandelt hatte, in Naoyas Augen spiegelte. Ich schloss meine wieder und hatte das Gesicht der alten Frau von vorhin in Kopf. Als ich erneut zu Naoya aufsah klappte sein Mund auf und dann einfach wortlos wieder zu.
Es stach schmerzhaft in meinem Kopf und ich fühlte mich vollkommen erschöpft. Diese Verwandlungsfähigkeit kostete mich viel meiner Energie.
Ich ließ davon ab und wurde wieder ich selbst.
Naoyas starke Arme um mich, gaben mir ein sicheres Gefühl und obwohl sein Blick sich geradezu in mich hinein bohrte, fühlte ich mich wohl. Müde sah ich zu ihm auf.
Er hob eine Hand und berührte zaghaft mein Gesicht. Seine Fingerspitzen hinterließen eine heiße, kribbelnde Spur. Nun fuhr er konzentriert von meinem Augenwinkel hin zu meiner Schläfe und mein Herz setzte einen Schlag aus. "Es ist in meinem Gesicht oder?" stammelte ich geschockt und konnte meinen Blick nicht von Naoya abwenden.
Der zog jetzt die Augenbrauen zusammen. "Was?"
Ich schluckte, mein Hals war wie ausgetrocknet. "Das Fluchmal."

"Wow

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"Wow..." platzte es aus Tojis Frau heraus, während der Schwarzhaarige mich nur fassungslos anstarrte.
Ich setzte mich erst auf und erhob mich dann schwankend. Naoya hielt mich am Arm gepackt, wahrscheinlich um sicher zu gehen, dass ich nicht direkt wieder umfiel.
"Gibt es hier ein Badezimmer?" fragte ich noch etwas benommen.
Toji öffnete die Türen, welche sich im Flur befanden und nickte dann bei der zweiten. Ich schleppte mich hinüber und schüttelte Naoyas Hand ab. "Gib mir fünf Minuten." bat ich.
"Du hast zwei!" knurrte er, ich wusste jedoch, dass er es sicher nicht böse meinte. Also nickte ich.
"Dieses Ding hatte ein Handy." stellte Toji fest, der die Kleidung durchsucht hatte, die wie eine leere Hülle zurückgeblieben war.
Ich schloss die Tür hinter mir und hörte ihre Stimmen nur noch gedämpft.

Als ich in den Spiegel blickte, stach mir sofort das Fluchmal ins Auge. Es war eine dünne Linie, welche sich von meinem Augenwinkel, bis in mein Haar zog. Darunter war ein kleines Dreieck. Es war nicht so schlimm, wie ich erwartet hatte und doch recht gewöhnungsbedürftig.
Es hämmerte an der Tür und ich fuhr zusammen. "Komm da raus, wir müssen weg!" rief Naoya.
Ich öffnete sie einen Spalt. "Was?" fragte ich mit dünner Stimme und wie er mich so ansah, musste ich immer noch schrecklich aussehen.
"Auf diesem Telefon ist eine SMS eingegangen, dass jemand auf dem Weg hierher ist."
"Wir können nicht gehen, wir haben den Eingang zum Versteck noch gar nicht gefunden!" protestierte Tojis Frau.
"Das ist sicher irgendwo im Keller." antwortete der nachdenklich.
"Dafür haben wir keine Zeit. Wir kommen einfach später wieder, um zu suchen." knurrte Naoya und wirkte sichtlich angespannt.
"Als ob die nicht merken, dass jemand hier war. Diese Alte ist nicht mehr da und auf dem Boden ist Blut. Hier herrscht das totale Chaos!" schimpfte sie.
"Ja, sie hat recht. Sie werden es merken und weiterziehen, sich ein neues Versteck suchen. Weißt du wie schwer es ist überhaupt irgendjemanden von denen zu fassen zu kriegen. Unsere Chance ist jetzt!" pflichtete Toji ihr bei.

Naoya schnaubte

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Naoya schnaubte. "Wir haben aber keine Zeit mehr!"
Mein Blick fiel auf den Fußboden und ich unterbrach ihre Diskussion. "Ich habe eine Idee. Gib mir die Klamotten!" befahl ich.
Toji blickte etwas verwirrt drein, tat jedoch was ich sagte.
"Was hast du vor?" fragte Naoya indes.
"Keine Zeit für Erklärungen. Ihr macht hier Ordnung!" befahl ich und schlug ihnen die Tür vor der Nase zu.
Hastig zog ich meine schmutzigen Klamotten aus und stopfte sie in den kleinen Mülleimer, der unter dem Waschbecken stand. Dann schlüpfte ich hastig in den Kimono der alten Frau, auch wenn ich das Gesicht etwas angeekelt verzog. Der Gedanke daran, dass sie das eben noch getragen hatte, war mir etwas zuwider.
Jetzt starrte ich in den Spiegel und dachte an ihr Gesicht, welches mir auch schon entgegenstarrte, nachdem ich nur einmal geblinzelt hatte. Ich zuckte zurück und strich mir dann über die Falten. "Wie befremdlich..." murmelte ich und mein Blick fiel auf meine Hände.
Noch etwas verwirrt trat ich in den Flur und die Drei, welche alles auf vordermann gebracht hatten, hielten inne, um mich mit offenen Mündern anzustarren.
"Gebt mir eine Waffe, die ich in diesem Kimono verstecken kann!" befahl ich und meine Stimme klang ebenfalls anders. Richtig unheimlich.
Tojis Wurm tauchte auf seiner Schulter auf und er zog einen Dolch aus ihm heraus.

Tojis Wurm tauchte auf seiner Schulter auf und er zog einen Dolch aus ihm heraus

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"Widerlich!" zischte Naoya und rümpfte demonstrativ die Nase.
Tojis Frau funkelte ihn wütend an, sagte jedoch nichts.
Der Schwarzhaarige selbst kam indes zu mir, um mir die Waffe zu geben. "Apropos widerlich, ich frage mich ja, ob du überall aussiehst wie die alte Schachtel." grinste Toji süffisant und streckte gerade eine Hand nach mir aus.
Wie aus dem Nichts, noch bevor ich zurückweichen konnte, tauchte ein Fuß auf und trat Tojis in die Rippen, so dass er zur Seite flog. Naoya baute sich zwischen uns auf und funkelte ihn zornig an. "Wag es nicht sie anzufassen!" knurrte er, wie ein bissiger Hund.

Toji rieb sich lachend die Rippen

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Toji rieb sich lachend die Rippen. "Ist ja gut. Oh man...."
"Mein Körper bleibt gleich...gut dass diese Ärmel meine Hände ganz gut verstecken." sagte ich leise.
Naoya drehte sich zu mir und nahm sie in seine.
Überrascht sah ich zu ihm auf, mein Gesicht wandelte sich und ich wurde wieder ich selbst. Ich atmete schwer, es war wirklich anstrengend jemand anders zu sein. Ich wollte ihm gerade etwas sagen, verstummte jedoch, als Schritte zu hören waren.
"Geht nach oben!" raunte ich und schob Naoya von mir weg.
Er zögerte, doch als ich den Anderen einen eindringlichen Blick zuwarf, zogen sie ihn mit sich, auch wenn er noch immer alles andere als begeistert aussah.

Mein Hass in seinen Augen | Naoya Zenin x ReaderWhere stories live. Discover now