42 - Jemand

941 52 73
                                    

Ich schlug die Augen auf und das Erste was ich sah, war Naoyas nackte Brust, die sich neben mir gleichmäßig hob und senkte.
Ich setzte mich langsam auf und rieb mir den schmerzenden Nacken. Aber eigentlich tat mir alles andere ebenfalls weh.
Wie ich so an mir herab sah, bemerkte ich, dass ich selbst auch nackt war. Mein Kopf färbte sich feuerrot, während ich die Bettdecke umklammerte, um meinen Körper zu verbergen.
Mir schlug das Herz bis zum Hals, als ich zu Naoya sah, der mit ausdrucksloser Mine neben mir schlief.

Darauf bedacht möglichst leise zu sein, stieg ich aus dem Bett und fischte meine Sachen vom Boden. Dann schlüpfte ich hinein und verließ den Raum. Was gestern Nacht passiert war, beschloss ich vorerst zu verdrängen.
Ich sah die offene Tür von Senjus Zimmer. Lautlos schlich ich hinüber und klopfte zaghaft an den Türrahmen. Keine Antwort.
"Senju? Bist du da?" fragte ich und schob vorsichtig die Tür ganz auf.
Es war leer, hier war niemand.
War er gestern gar nicht nach Hause gekommen? Sicher war er mehr als verletzt gewesen, von allem was passiert war. Trotzdem sah ihm das überhaupt nicht ähnlich.

Ein seltsames Gefühl beschlich mich und ich zerrte mein Telefon aus der Hosentasche.
Als ich Senjus Nummer wählte, dauerte es nicht lang, bis er abnahm.
Ich atmete erleichtert auf. "Gott sei dank! Wo bist du?!" rief ich direkt etwas ungehalten.
"Senju kann grade nicht." kicherte eine weibliche Stimme und ich erkannte sie sofort. Kaya?!
"Wo ist Senju?" fragte ich und mein Magen zog sich bereits schmerzhaft zusammen.

Ihr selbstgefälliges Grinsen konnte ich nur erahnen. Im Hintergrund vernahm ich weitere Stimmen und erkannte eine ganz deutlich. "Ist das Asada?!" bohrte ich, ohne umschweife nach. Mein Herz schlug mir bis zum Hals.
"Ich muss jetzt Schluss machen, hab noch so viel zu tun weißt du..." wich sie aus.
Ich musste mich sehr beherrschen nicht wütend zu knurren.
"Wo ist Senju?!" rief ich wieder.
"Vergiss ihn am Besten."
Jemand im Hintergrund schrie auf: "Hey, was machst du da?!"
"Senju..." murmelte ich und meine Augen weiteten sich.
"Ich muss jetzt auflegen, auf nimmer wiedersehen." verabschiedete sie sich, dann hörte ich nur doch einen dumpfen schlag und die Verbindung brach ab.
Völlig neben mir starrte ich auf das Display. Was war gerade passiert?

Meine Augen füllten sich mit Tränen der Verzweiflung, als die Tür hinter mir aufschwang.
"Was machst du in Senjus Zimmer?!" zischte eine misstrauische Stimme.
Ich wandte den Kopf und sah Naoya in die grauen Augen, welche er bedrohlich zu Schlitzen verengt hatte.
Als er meine Tränen bemerkte veränderte sich sein Gesichtsausdruck etwas. Er wirkte zwar nicht mitfühlend oder in irgendeiner Form fürsorglich, aber seine Züge entspannten sich etwas.

 Er wirkte zwar nicht mitfühlend oder in irgendeiner Form fürsorglich, aber seine Züge entspannten sich etwas

Oops! This image does not follow our content guidelines. To continue publishing, please remove it or upload a different image.

Er kam auf mich zu und ich drehte mich nun gänzlich zu ihm herum. "Asada hat Senju..." murmelte ich und ein riesiger Kloß bildete sich gerade in meinem Hals.
Naoya verdrehte die Augen. "Gut, den kann er behalten. Der nervt sowieso nur rum!"
Ich schluckte angestrengt den Schmerz herunter, den seine Worte in mir auslösten.
Ein Tränenschleier nahm mir langsam die Sicht. "Er wird ihn sicher umbringen. Das ist alles meine Schuld." schluchzte ich und umarmte mich selbst, da Naoya es ja nicht tat.
Der schnalzte nur verächtlich mit der Zunge und kam noch einen Schritt auf mich zu. Nun stand er so nah vor mir, dass ich, trotz des geringen Abstandes zwischen unseren Körpern, deutlich seine Wärme auf meiner Haut spüren konnte.
"Wenn du ihn so unbedingt retten willst, kenne ich da jemanden der uns helfen könnte." knurrte er jetzt und hob mein Gesicht mit einer Hand zu sich empor.
Ich blinzelte die Tränen fort und sah direkt in sein markantes, aber hübsches Gesicht. "W-wirklich..?" stammelte ich überrascht und mein Herz stolperte ungleichmäßig voran, wegen seiner Berührung.
Seine Züge waren noch immer hart und die Augen gefüllt von Abscheu. "Ja, aber dafür wirst du mir etwas schuldig sein." Es schien ihm sehr zu widerstreben mir dieses Angebot unterbreitet zu haben und ich fragte mich bereits jetzt wieso? Doch das würde ich sicher noch früh genug erfahren.

Naoya beugte such auf einmal zu mir herab und drückte seine Lippen auf meine. Ich erstarrte und fürchtete, mein Herz würde jeden Moment seine Funktion einstellen, als ich den Kuss erwiderte. Mir stockte der Atem, von der Wärme, die er nun auf mich übertrug. Das Blut pulsierte mir kribbelnd in den Adern.
Er löste den Kuss viel zu schnell wieder und sah mit seinen durchdringenden, grauen Augen auf mich herab. "Und hör auf zu heulen, ich hasse schwache Frauen!" befahl er.

Ich biss meine Zähne fest aufeinander und ignorierte den Schmerz in meiner Brust, wusste ich doch, wie Naoya war

Oops! This image does not follow our content guidelines. To continue publishing, please remove it or upload a different image.

Ich biss meine Zähne fest aufeinander und ignorierte den Schmerz in meiner Brust, wusste ich doch, wie Naoya war.
Wie von selbst streckte ich die Arme nach ihm aus und umarmte ihn einfach. Ich brauchte das jetzt und es war mir egal, ob er auch dies als Schwäche ansah. Sehnsüchtig schmiegte ich mein Gesicht an seine Brust und vergrub die Finger tief im Stoff seines Kimonos. Sein Geruch hüllte mich augenblicklich ein und die Wärme, die er ausstrahlte hatte etwas tröstliches.
Seine Hände schlossen sich fest um meine Schultern und ich wusste, dass er mich jeden Moment von sich stoßen würde, um mir wieder zu sagen, dass ich dies zu unterlassen hatte, doch es geschah...nichts. Sein Griff lockerte sich, die großen warmen Hände gelitten meinen Rücken hinab und er zog mich noch etwas fester an sich. So standen wir einfach da und keiner sagte ein Wort.

Ich wagte es nicht mich zu bewegen, wagte es kaum auch nur zu atmen, da ich befürchtete, ich könnte diesen so seltenen Moment mit ihm, einfach niedertrampelt.
Nachdem einige Sekunden verstrichen waren, fühlte ich mich schon etwas besser und fand auch meine Stimme wieder. "Wer ist es, der uns helfen kann?" fragte ich nun kleinlaut.
Naoyas Körper versteifte sich, als wäre ihm auch nur der Gedanke daran zuwider. "Mein lieber Cousin."
knurrte er dann. "Toji."

Mein Hass in seinen Augen | Naoya Zenin x ReaderWhere stories live. Discover now