25 - Perfektion

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Hallo, ich habe lange keinen Autorenkommentar mehr hinterlassen. ^^

Ich hoffe es geht euch allen gut? Ich freu mich wirklich über jeden der diese FF liest, die dank Naoyas Charakter eine große Herausforderung war/ist.

Ich weiß, dass Naoya im deutschen Manga noch nicht vor kam und dies sich auf die Anzahl der Leser dieser FF niederschlägt. Das spielt für mich aber keine so große Rolle, denn ich bin dankbar für jeden einzelnen von euch, der meine Geschichte verfolgt.

Hier kommt nun der Langersehnte Perspektivwechsel und ihr bekommt einen kleinen Einblick in die Gedanken und Gefühlswelt unseres 'lieben' Naoya. Viel Spaß :) ❤️
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Perspektive Naoya

Mir dröhnte der Schädel von diesem Clantreffen. So eine lächerliche Vorstellung. Statt der üblichen Machtdemonstrationen unter den Clans war dies einfach nur ein popliger Tanzabend gewesen. Natürlich beherrschte ich sämtliche Tänze im Schlaf, gehörte einfach zu meiner Grundausbildung. Ich als Sohn des Clanoberhauptes und nun auch Nachfolger, musste eben vielseitig begabt sein. Aber sie...
Ich lag im Bett uns starrte zur Decke hinauf. Wieso beherrschte sie diese Tänze in Perfektion? Ihr Clan war klein und geradezu unbedeutend. Mein Vater hatte dieser Verlobung ohnehin nur zugestimmt, da ihre Fluchkräfte wirklich außergewöhnlich waren.

Mit einem verächtlichen Laut setzte ich mich auf. "Was braucht die denn so lang?" murmelte ich genervt und beschloss nachzusehen, um sie zurechtzuweisen.
Vor der Badezimmertür angekommen, zögerte ich diese zu öffnen und ärgerte mich sogleich über meine eigene Zurückhaltung. Das Einzige, was passieren konnte war, dass ich sie nackt sah. Ein seltsames Gefühl machte sich in meinem Inneren breit, doch ich peitschte es mit meiner Vernunft zurück. Ich konnte jede Frau nackt sehen, wenn ich es wollte. Immerhin war ich der Nachfolger des Oberhauptes von einem der angesehensten Clans. Jede Frau würde sich freiwillig vor jemandem wie mir ausziehen, auch wenn ich nicht wirklich Interesse an solchen Dingen hatte. Fleischliche Begierden waren einfach nur lästig und dann noch gegenüber eines so schwachen Individuums.
Mein Körper war erfüllt von Verachtung und Abscheu.
Ich straffte nun die Schultern und als ich die Tür aufzog bemerkte ich, dass sie nur angelehnt war.
Ich holte bereits Luft, um meine Verlobte zu fragen, was denn nun so lang dauerte, nicht dass es mich interessierte wann sie kam, doch ich verstummte, als ich sie wider Erwarten nicht in dem Raum sah, als ich den Blick kurz schweifen ließ.
Erst nach ein paar Sekunden bemerkte ich ihren reglosen Körper vor meinen Füßen.
In der Verfassung in der sie gewesen war, als sie das Badezimmer betreten hatte, sollte mich dieser Anblick eigentlich nicht überraschen. Das tat er aber trotz allem.

Wie automatisch bewegten sich meine Füße auf sie zu und ich hockte mich neben sie.
Ihre Züge waren ganz sanft. Anders, als bei der Autofahrt, auf der sie eingeschlafen war und von meinem lieben Bruder geträumt hatte.
Natürlich konnte ich nicht hellsehen, ich hatte sie seinen Namen sagen hören. Ob sie noch oft an ihn dachte?
Ich schüttelte den Kopf, um bei klarem Verstand zu bleiben. Was sollte das? Als nächstes fragte ich mich wahrscheinlich noch, ob sie ihn tatsächlich geliebt hatte?

Als wolle mein Bruder mich aus dem Jenseits zum Narren halten, flackerten jetzt kurz die Lichter.
Ich lächelte spöttisch und legte eine Hand in ihren Nacken, um ihren Kopf vorsichtig anzuheben. Ich sah eine Platzwunde an ihrem Hinterkopf, die ihr Haar mit Blut tränkte.
Seufzend legte ich sie wieder ab und suchte etwas Verbandsmaterial zusammen, um die Wunde zu versorgen. "So hättest du das sicher gemacht, oder Bruder?" höhnte ich dabei. Dann schob ich meine Arme unter ihren Körper und hob sie hoch, um sie ins Bett zu bringen. "Du bist schwer!" schimpfte ich dabei missgelaunt, obwohl ich schon schwereres getragen hatte, als ihren zierlichen Körper.
Wenn ich sie so betrachtete, konnte ich ihr ihre Stärke kein bisschen ansehen.
"Tut mir...leid.."
Zuerst dachte ich es war nur Einbildung, doch ich hörte sie tatsächlich, ihre geflüsterte Entschuldigung.

Jetzt legte ich sie vorsichtig ins Bett und als ich mich selbst auf die Matratze fallen ließ, fiel mir auf, dass der Stoff den sie umklammerte, als würde ihr Leben davon abhängen, mein Mantel war, den ich ihr nach dem Clantreffen umgehangen hatte. Ich tat es, um ihr schmutziges Kleid vor den Augen aller zu verbergen.
Wortlos entzog ich ihr meinen Mantel und sah einen Moment darauf herab. Vorhin war sie regelrecht vor mir geflüchtet und jetzt hielt sie an ihm fest, als wäre es ihre Decke. Verächtlich lachte ich auf und ließ ihn jetzt zu Boden fallen.
Dann legte ich mich neben sie ins Bett, wie jede Nacht.

Ich betrachtete ihr Gesicht im fahlen Schein des Mondlichts. Sonst schlief sie immer mit dem Rücken zu mir gewandt, weshalb es mir nie möglich war sie so genau zu betrachten wie jetzt.
Eine Strähne ihrer Haare fiel ihr ins Gesicht und ich streckte automatisch die Hand danach aus. Auch wenn ich das niemals offen zugeben würde, mochte ich ihr Haar. Ich drehte es zwischen den Fingern, wenn ich sicher war, dass sie schon schlief. Nach langen meetings oder stressigen Tagen half mir das irgendwie mich zu beruhigen. Außerdem waren ihre Haare auch das Letzte was ich sah, bevor ich einschlief und manchmal auch das Erste, wenn ich morgens wach wurde. Doch nun war es das erste Mal, dass sie mit dem Gesicht zu mir schlief.
Es war nicht so, dass es mich interessierte!

Ich starrte die einzelne Strähne in ihrem Gesicht an, sie störte mich. Ich war Perfektion von Frauen gewohnt, doch im schlaf konnte sie ja schlecht das tun, was ich erwartete.
Verärgert biss ich die Zähne aufeinander und streckte die Hand nach ihrem Haar aus. Ich klemmte es ihr hinters Ohr.
Meine Finger wanderten ihren Kiefer entlang und stoppten erst bei ihrem Kinn, welches ich leicht anhob. Unsere Gesichter waren nicht weit voneinander entfernt und wie von selbst beugte ich mich ein Stück nach vorn.
Ein warmes Gefühl schoss mir in diesem Moment durch den Körper und ich kam wieder zur Besinnung. "Was tust du da?!" fragte ich mich selbst und zog mich angewidert zurück. Dann fasste ich mir an die Stirn, um festzustellen, ob ich Fieber hatte. Irgendetwas musste es ja sein, das mir so den Verstand vernebelte.
Ich war vollkommen auf meine geistige Gesundheit fokussiert, als mich plötzlich etwas am Kimono zog.
Wie ich an mir herab blickte, bemerkte ich zwei Hände, es waren ihre. Sie gruben sich jetzt förmlich in den Stoff und zogen stärker an mir.
Irritiert konnte ich nur starren. Was machte die denn da?

Plötzlich bewegte sie sich. Die Augen hatte sie immer noch geschlossen und ich glaubte sie wusste selbst nicht, was sie hier tat, denn der Abstand zwischen uns verringerte sich, bis sie schließlich ihr Gesicht in dem Stoff meiner Kleidung vergrub und sich damit gleichzeitug an meine Brust schmiegte.
"W-was zum...?!" stammelte ich vor Überraschung und Entsetzen. Mir stockte der Atem und musste zugeben, dass ich mich das erste Mal in einer Situation befand, mit der ich nicht umzugehen wusste. Keine Frau war mir jemals zunahe gekommen. Und jetzt lag ich mit ihr hier im Bett, während sie mich mit meinem Mantel verwechselte.
Ich nahm sie bei den Schultern, um sie wachzurütteln oder wegzuschieben, doch ich war aus irgendeinem Grund nicht dazu in der Lage es zu tun. Also blieb ich stillschweigend so liegen und betrachtete sie, ohne meinen Hass zu sehen, den ihre Augen sonst immer so perfekt reflektiert hatten.

Mein Hass in seinen Augen | Naoya Zenin x ReaderWhere stories live. Discover now