30 - An deiner Seite

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Ich starrte zur Decke, die letzten Wochen hatte ich den ganzen Morgen eines jeden Tages nichts anderes getan, als nachzudenken.
Mit Naoya sprach ich nicht und wer nicht sprach, bekam auch keine Antworten, also war es sehr still geworden. Hinata hatte sich seit unserem Streit auch nicht mehr gemeldet.

Ich seufzte tief, jeder Atemzug fühlte sich an, als durchbohrten mich hunderte Stecknadeln.
"Hör auf Trübsal zu blasen und mach dich lieber nützlich!" mahnte Naoya jetzt kalt und band seinen Kimono.

Ich sah ihn nicht an

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Ich sah ihn nicht an.
"Deine Schwester ist eben noch ein naives Kind, sie versteht nicht, was es heißt, seiner Familie Ehre und Ansehen zu bringen, selbst wenn man etwas dafür opfern muss."
Ich schloss jetzt meine Augen und fragte mich was genau es für ihn war, das er geopfert hatte? Bei mir war es die Chance auf ein Leben an der Seite eines Mannes, der mich aufrichtig liebte.
Bei Naoya jedoch konnte ich mir das nicht vorstellen.
Das Bild von Sano zuckte durch meine Gedanken, wie ein Blitz und ich fuhr zusammen. War es das was er geopfert hatte? Seinen eigenen Bruder?

"Naoya, bist du fertig?!" rief Naobito jetzt von draußen und klopfte harrsch an die Zimmertür.
Erst jetzt sah ich in Naoyas Richtung und unsere Blicke trafen sich. Meine Haut prickelte unangenehm. "Keine Sorge, ich bin pünktlich wieder da, um dich zu deiner Schwester zu begleiten." zischte er gereizt.
Ich verengte die Augen zu Schlitzen. "Ich hab' keine Sorge." gab ich nur tonlos zurück und damit verschwand er schließlich.

Seufzend erhob ich mich und ging nach draußen auf die Veranda. Ich hörte das Auto vor dem Haus und auch, die Stimmen von Naoya und Naobito, bevor sie darin verschwanden und wegfuhren.
Missmutig sah ich zum Himmel auf. Das Wetter war ebenso grau und trüb, wie meine Stimmung, aber noch regnete es nicht.
Ich setzte mich auf die Stufen, die in den Garten führten und stützte das Gesicht mit den Armen auf den Knien ab.
"Oh die verschollene Prinzessin!" rief Senju, der gerade durch den Garten gelaufen kam.

"Bin keine Prinzessin

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"Bin keine Prinzessin." brummte ich und sah ihn ernst an.
Er grinste nur schief. "Darf ich mich zu dir setzen?" fragte er jetzt und ich nickte nur.
"Es ist sehr schön dich zu sehen, du hast dich die letzten Wochen ja nur in deinem Zimmer verkrochen..." murmelte er und stützte sich mit den Armen nach hinten ab.
"Hättest mich ja besuchen können." sagte ich und sah ihn aus dem Augenwinkel an. Seine Gesellschaft tat gut.
"Als ob Naoya mich gelassen hätte..." lachte er und ich konnte die Frustration erkennen, welche in seiner Stimme mitschwang.

Ich verzog das Gesicht. Naoya war wirklich unmöglich! Er selbst sprach nicht mit mir und wenn es jemanden gab, der ein normales Gespräch mit mir führen wollte, ließ er ihn nicht zu mir? Ein verächtliches Schnauben entfuhr mir. Ich war viel zu lang allein mit meinen Gedanken gewesen, ihn schien es nicht zu interessieren.
Es brachte mich beinah um, die Sorge um meine Schwester, meine Familie und dann auch noch um den Zenin-Clan. Asada war ein gefährlicher Mann und ich war mir sicher, dass er nicht zögern würde mir alles zu entreißen, was mir lieb war.

Ich zog meine Knie fest an die Brust und legte den Kopf darauf ab, um Senju direkt anzusehen.
Als er meinen Blick bemerkte verschwand sein Lächeln plötzlich. "Was hast du?" fragte er und es war, als konnte er in mein Inneres Blicken.
Ich seufzte tief und lehnte mich an ihn an. "Nichts..." murmelte ich.
"Lüg mich nicht an. Was hat dieser Asada, an dem Tag bei euch zu Hause, zu dir gesagt?"
Bei dieser direkten Frage zuckte ich zusammen. War ich so leicht zu durchschauen?
Es fühlte sich beinahe an, als würde Sano neben mir sitzen, doch ich wagte es nicht meine Augen zu schließen, um es mir vorzustellen. Zu schmerzhaft war die Erinnerung an ihn.
"Du kannst mir alles erzählen, das weißt du!" mahnte Senju jetzt und stieß mir leicht mit dem Ellenbogen in die Rippen.
"Du darfst es nicht Naoya sagen..." murmelte ich unsicher.
Er hielt mir den kleinen Finger vor die Nase. "Versprochen."
Ich umschloss diesen mit meinem eigenen. "Lass uns rein gehen." bat ich dann und blickte mich flüchtig um. Hier draußen darüber zu reden war viel zu riskant.
Er stand nun auf und reichte mir die Hände, um mich auf die Füße zu ziehen.

Ich folgte ihm in sein Zimmer. Er setzte sich aufs Bett und bedeutete mir mit einer Handbewegung neben ihm Platz zu nehmen.
"Also, was hat er dir gesagt?" fragte Senju nun ruhig.

"Diese Person wird dann umgehend beseitigt." Asadas Stimme hallte unheilvoll in meinem Kopf wider und ich fuhr mir unsicher durchs Haar.

"Ich kann es dir nicht sagen..." murmelte ich und sprang auf. Er packte mich am Handgelenk und hinderte mich so am Gehen.
"Er bedroht dich, stimmts?"
Ich erstarrte, kein Wort kam mir über die Lippen.
Senju zog mich zurück aufs Bett und sah mich ernst an. "Ich kenne Typen wie ihn. Er wird versuchen mich zu töten, wenn du es mir sagst, hab ich nicht recht?"
Ich nickte nur und wandte beschämt das Gesicht ab, da ich ihm nicht in die Augen blicken konnte.
Er lachte verächtlich in sich hinein. "Lass das mal meine Sorge sein. Und jetzt erzähl mir alles!" bat er.
Ich atmete tief ein und merkte wie mein Körper bebte. Ich war unschlüssig, ob es das Richtige war ihn auf diese Weise mit hineinzuziehen, doch ich wollte mich nicht mehr so allein fühlen. Mein Herz war angefüllt mit Furcht und Schmerz. Ich ertrug es einfach nicht länger. Also erzählte ich ihm, was Asada mir angeboten hatte und welche Konsequenzen er ziehen wollte, wenn ich es ausschlug.
Senju hörte sich jedes meiner Worte aufmerksam an und nickte nur verstehend.

Mir kamen beinahe die Tränen, als ich davon sprach, dass ich nicht wusste was er meiner Schwester antun würde. Senju zog mich in seine Arme und hielt mich einen Moment ganz fest. "Ich lasse das nicht zu, wir finden eine Lösung!" versicherte er mir, dann beugte er sich ein Stück herab und seine Stimme war meinem Ohr ungewohnt nahe. "Ich werde immer an deiner Seite sein." versicherte er mir.
In diesem Moment dachte ich, ohne es zu wollen, an Naoya. Ihm würden diese Worte sicher niemals so einfach über die Lippen kommen. Wenn er mich jetzt so mit Senju sehen würde, wäre er sicher wütend und würde seine Besitzansprüche klar machen, was mich betraf.
Mein Gewissen wog aus irgendeinem Grund schwer und ich löste die Umarmung. "Danke." murmelte ich betreten und lächelte ein wenig.
Er nickte und lächelte warm zurück.

Mein Hass in seinen Augen | Naoya Zenin x ReaderWhere stories live. Discover now