26 - Wer ist wir

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Ich wusste nicht genau wieso, aber seit der Nacht des Clantreffens, in der ich von Sano geträumt hatte und vor Naoya geradezu geflüchtet war, sprach er kaum mehr ein Wort mit mir.
Ich war am nächsten Tag in unserem Bett wach geworden, doch wusste nicht, wie ich da hingekommen war. Erst dachte ich Naoya hätte mich hineingelegt, aber von ihm war früh morgens weit uns breit keine Spur gewesen und wenn ich so recht darüber nachdachte, passte es auch nicht zu ihm.

Drei Wochen waren seitdem vergangen. Ich saß gerade beim Frühstück, flankiert von einem schweigsamen Naoya und dem trinkenden Naobito, als mein Handy klingelte. Als ich auf das Display schielte, sah ich, dass es meine Schwester war. Ich sah zu meinem Verlobten, der mich stur keines Blickes würdigte und dann zu seinem Vater.
"Kann ich kurz...?" fing ich an, da nickte er bereits.
"Geh ruhig ran Mädchen." sagte er abwesend und winkte schon ab.
Als ich auf stand spürte ich Naoyas bohrenden Blick auf mir, doch ich ließ mir nichts anmerken.
Unbehelligt verließ ich den Raum und hob ab. "Hey Hina, was gibts?" fragte ich und freute mich endlich mal mit einer anderen, weiblichen Person reden zu können.

"Schwesterherz! Ich muss dir was sagen!" quiekte sie freudig.
"Jetzt kommts...du bist schwanger?" scherzte ich, dabei wusste ich, dass das total absurd war. Von wem denn auch und per Luftbestäubung oder was?
Ich grinste belustigt in mich hinein, als sie auch schon genervt mit mir schimpfte. "Natürlich nicht! Bist du wahnsinnig? Ich bin doch gerade mal 18 Jahre alt!!!"
Ich lachte und sie schmollte, alles war wie immer. Es tat so gut einfach nur ihre Stimme zu hören.
"Kannst du morgen zum Nachmittagstee vorbei kommen?" flehte sie und ich hatte bereits ihr bettelndes Gesicht vor Augen, welches sie sicher gerade machte.
"Ich seh was ich tun kann..." murmelte ich unentschlossen in den Hörer und überlegte in diesem Moment, ob Naoya es wohl dulden würde...musste ich ihn überhaupt um Erlaubnis bitten?
"Es ist aber wichtig!" jammerte Hina, als jemamd mir plötzlich das Telefon aus der Hand zog. Ich fuhr erschrocken herum.
"Sie wird da sein, keine Sorge." versicherte Senju grinsend, während ich ihn verärgert anfunkelte, doch wirklich böse konnte ich ihm nicht sein.

"Senju? Bist du das?" kicherte Hina am Telefon und ich streckte mich danach, um es in die Finger zu bekommen.
"Gib schon her!" flüsterte ich dabei.
Er hielt es ein Stück höher, so dass ich noch schlechter dran kam. "Ja ich bin es." lachte er dann, als würde er sich über mich lustig machen.
"Komm doch auch mit." bat Hina und ich wusste, wie sehr sie ihn mochte.
Seine Augen leuchteten, als er zustimmte. "Was ist mit Naoya?" fragte er dann und ich gab es langsam auf ihm mein Telefon abspenstig zu machen.
Meine Schwester seufzte und ihre Euphorie hielt sich jetzt überraschenderweise wieder in Grenzen. "Der kann auch kommen, ist schließlich der Verlobte meiner Schwester."
"Sehr nett." gab Senju halb sarkastisch zurück. Dann verabschiedete er sich von Hina und gab mir endlich mein Telefon zurück.
"Du bist unmöglich!" zischte ich verärgert, doch er grinste nur schief und kniff mir in die Wange.
Mit genervtem Blick rieb ich mir die schmerzende Stelle und wandte mich dann wieder an meine Schwester. "Wann sollen wir da sein?"

Ich fand Naoya in einer großen Halle, beim Kampftraining mit seinem Vater.
"Was ist?" fragte er sofort, als ich den Raum betrat und ließ das Schwert sinken. Ich beobachtete ihn schweigend, als er sich von seinem Vater abwandte und etwas zum Trinken vom Fensterbrett nahm.
"Du bist doch sicher nicht hier, weil du zusehen willst. Also rede!" forderte er schroff und mir wurde gerade bewusst, dass dies die ersten Worte waren, die er seit langem direkt an mich richtete.
"Meine Schwester hat zum Tee geladen." sagte ich zögerlich.
"Wann?"
"Morgen."
Er schnalzte nur verächtlich die Zunge und gab mir keine Antwort.

Nachdem einige Sekunden verstrichen waren, wandte ich mich frustriert von ihm ab. "Schon gut, hab verstanden, dann gehen wir eben ohne dich." murmelte ich beiläufig und wollte die Tür aufziehen, als plötzlich die Klinge seines Katanas neben meinem Kopf einschlug.
Erschrocken wich ich zurück und stieß gegen etwas. Als ich mich herumdrehte, merkte ich, dass es Naoya selbst war, der die Hand jetzt um den Griff seines Schwertes legte und mir jeglichen Fluchtweg versperrte.

"Was soll das?!" schimpfte ich und mir sprang das Herz beinah aus der Brust

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"Was soll das?!" schimpfte ich und mir sprang das Herz beinah aus der Brust.
Ich verstummte augenblicklich, als ich bemerkte wie nah er mir kam. Die Augen bedrohlich zu Schlitzen verengt, beugte er sich zu mir herab. "Wer ist wir?"
Ich versuchte mir nichts anmerken zu lassen und hielt seinem Blick furchtlos stand. "Senju und ich."
Jetzt sah ich, wie sich Naoyas graue Iris dunkler färbte, als würde ein Gewitter am Himmel aufziehen. "Mit dem gehst du nirgendwo hin!" fauchte er.

Ich verschränkte die Arme vor der Brust, was zur Folge hatte, dass sich unsere Körper ein wenig berührten. Ich bekam Gänsehaut. "Es ist nur meine Familie, nichts was dir Schande machen könnte!" gab ich genervt zurück.
"Darum geht es nicht, der will dich für sich haben."
Es klang seltsam so etwas aus seinem Mund zu hören. Wüsste ich nicht, dass es Naoya nur um seine Ehre und sein Ansehen ging, hätte ich wahrscheinlich selbst geglaubt, dass etwas Eifersucht aus ihm sprach.
"Komm mal runter Naoya, wir sind nur Freunde."
"Ist mir doch vollkommen egal was ihr seid. Aber sei dir sicher, du wirst dich noch an meine Worte erinnern." zischte er und sein Gesicht war meinem so nahe, dass sein Atem warm auf meiner Haut prickelte.
Mit einem Ruck, der mich zusammenzucken ließ, zog Naoya die  Klinge seines Katana aus der Tür. "Wie auch immer, ich komme mit." entschied er jetzt und kehrte mir den Rücken zu.
Ich ließ den Blick noch einen Moment durch den Raum schweifen, er war leer. Naobito musste sich zurückgezogen haben. Als ich selbst auch endlich durch die Tür verschwand spürte ich Naoyas Blick noch unangenehm auf mir brennen. Er machte mich wahnsinnig!

Mein Hass in seinen Augen | Naoya Zenin x ReaderWhere stories live. Discover now