Kapitel 24 ✔️

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A M A L I A

In der Ferne klang Elizabeths Stimme zu mir.
Ich drückte mich näher an die Wand und verschwand endgültig im Schatten, als ich sah, wie Elizabeth aus dem Boot stieg.
„...sollen sie uns ver -", Elizabeth hielt inne und blickte ihrem gegenüber erschrocken ins Gesicht.
„...uns verdammen, doch wir sterben nie.", beendete der Mann das Lied.
Hinter ihm traten weitere Männer hervor.
„Ein gefährlich Lied für jemanden, der keine blasse Ahnung von dessen Bedeutung hat.", meinte der Mann. „Vor allem für eine Frau. Vor allem für eine Frau, die allein ist."
„Was lässt Euch glauben, sie sei allein?", fragte Barbossa und stieg die Treppen hinab.
Ich schwang meinen Degen und setzte die Männer um ihn herum außer Gefecht, bevor ich dem letzten meinen Degen an die Brust hielt.
„Sie ist nämlich nicht allein.", grinste ich.
„Ihr beschützt sie?", fragte der Mann belustigt.
„Und was lässt Euch glauben, dass ich schutzbedürftig sei?", zischte Elizabeth und zückte ihren Dolch, der im Licht der Laterne gefährlich aufblitzte.
„Wir werden von Eurem Herrn erwartet.", sagte Barbossa. „Und ein überraschender Todesfall würde unser Treffen leicht überschatten."
Bei diesen Worten blickte ich schmollend zu Barbossa, bevor ich meinen Degen zurückzog.
Soldaten der East India Trading Company liefen in der Nähe vorbei und schnell versteckten wir uns, bevor wir den Männern folgten.
„Habt Ihr irgendwas von Will gehört?", fragte Elizabeth.
„Ich vertraue darauf, dass er die Seekarten bekommen wird und Ihr Euch in Anwesenheit von Captain Sao Feng zu benehmen wisst.", erwiderte Barbossa.
„Ist er denn so furchteinflößend?", fragte Elizabeth.
„Wir haben gewisse Gemeinsamkeiten, aber ihm fehlt meine barmherzige Natur und mein Sinn für Anstand.", meinte Barbossa.
Mir entwich ein kleines Lachen, wofür ich einen bösen Blick von Barbossa bekam.
Unschuldig blinzelte ich ihn an.
Der Soldat von Sao Feng klopfte an eine Tür, er sagte ein Wort und wir betraten den kleinen Raum, der sich hinter der Tür verbarg.
Uns wurden unsere Waffen abgenommen, die ich nur widerwillig abgab, aber mir blieb ja nichts anderes übrig.
„Glaubt Ihr, sie wäre über den Verdacht des Verrats erhaben, nur weil sie eine Frau ist? Nur weil sie beide Frauen sind?", meinte der Soldat und blickte Elizabeth und mich abwechselnd an, bevor er zu Barbossa blickte.
„Nun, wenn man es so betrachtet.", meinte Barbossa.
„Ablegen.", befahl der Soldat. „Bitte."
Elizabeth zog sich ihren Hut und ihre Jacke ab, worunter sich mehrere Pistolen verbargen.
Seufzend zog ich mehrere kleine Messer aus meinem Stiefel und aus den Seiten meines Mantels hervor, die ich murrend den Soldaten gab.
Elizabeth zog mehrere Pistolen und eine Bombe aus ihrer Kleidung.
Als wir gehen wollten, hielt der Soldat uns erneut auf.
„Ablegen, bitte.", grinste der Soldat und empört zog Elizabeth sich noch die Hose aus, sodass sie nur noch im Hemd dastand.
Der Soldat blickte zu mir, doch als er meinen giftigen Blick sah, ließ er uns passieren.
Wir betraten einen weiteren Raum, der mehr einer Sauna glich, da es sehr warm in dem Raum war.
Mehrere Männer befanden sich in dem Raum, die uns skeptisch entgegenblickten.
Am Ende des Raumes blieben wir vor einem Mann stehen, der vor einem großen Loch stand aus dem Dampf emporstieg.
Die Frauen vor ihm traten zurück und er drehte sich zu uns um; er hatte eine große Narbe, die sich vom Kopf bis ins Gesicht zog.
Barbossa verneigte sich respektvoll und nach einer Weile taten Elizabeth und ich es ihm gleich.
„Captain Barbossa. Willkommen in Singapur.", sagte Sao Feng. „Mehr Dampf."
Die Frau neben ihm zog an einem Stein, der an einer Schnur hing, und mehr Dampf stieg empor.
„Mir wurde zugetragen, dass Ihr eine Bitte an mich richten wollt.", meinte Sao Feng und trat näher zu uns.
„Ich würde es eher einen Vorschlag nennen.", erwiderte Barbossa. „Ich habe ein Vorhaben in die Wege geleitet, doch bedarf es dafür eines Schiffes und einer Crew."
„Was für ein eigenartiger Zufall.", erwiderte Sao Feng.
„Weil Ihr ein Schiff und eine Crew besitzt, die Ihr nicht benötigt?", fragte Elizabeth.
„Nein.", sagte Sao Feng. „Weil am heutigen Tag, nicht weit von hier, ein Dieb in den Tempel meines hochverehrten Onkels eingebrochen ist und sich hiermit davonstehlen wollte."
Elizabeth, Barbossa und ich tauschten Blicke.
Scheinbar war Wills Mission nicht gut verlaufen.
„Mit diesen nautischen Karten. Die Route zum entferntesten Tor.", meinte Sao Feng. „Wäre es nicht verblüffend, wenn euer Vorhaben Euch in die jenseitige Welt führen würde?"
„Das wäre wohl des Zufalls zu viel.", erwiderte Barbossa.
Sao Feng trat ein paar Schritte zurück und nickte seinen Männern zu, die rechts von uns an einem Becken standen.
Aus diesem Becken zogen sie Will, der hektisch nach Luft schnappte.
„Das ist der Dieb.", erklärte Sao Feng. „Ist Euch sein Gesicht vertraut?"
Ich spitzte die Lippen und schüttelte, zeitgleich mit Barbossa und Elizabeth, den Kopf.
„Dann gehe ich davon aus, dass Ihr es nicht länger benötigt.", sagte Sao Feng und wollte Will mit einem spitzen Pfahl töten, doch Elizabeth erfuhr ein panischer Laut und er hielt inne. „Ihr kommt in meine Stadt und tretet meine Gastfreundschaft mit Füßen."
„Sao Feng, seid versichert, ich hatte keine Ahnung...", versuchte Barbossa die Situation zu entschärften.
„Das er gefasst werden würde?!", zischte Sao Feng. „Ihr beabsichtigt, die Reise zum Grund des Meeres zu wagen. Da drängt sich mir die Frage auf, wieso?"
Barbossa warf Sao Feng eine silberne Münze zu, welche dieser geschickt auffing und an sein Ohr hielt.
„Das Lied wurde gesungen.", sagte Barbossa. „Die Zeit läuft bald ab. Es muss ein Treffen der Bruderschaft stattfinden. Als einer der neun Piratenfürsten habt Ihr diesem Ruf folge zu leisten."
„Mehr Dampf.", befahl Sao Feng nur und die Frau zog erneut an dem Stein, doch nichts geschah. „Mehr Dampf!"
Erneut zog die Frau und Dampf stieg empor.
„Auf Eure Köpfe wurde ein Preis ausgesetzt.", sagte Sao Feng. „Also ist es wahr. Die einzige Möglichkeit für einen Piraten Gewinn zu machen besteht im Verrat von anderen Piraten."
„Es ist an der Zeit unsere Differenzen bei Seite zu legen. Der erste hohe Rat hat uns die Herrschaft über die Meere gegeben, doch diese wird von Lord Cutler Beckett angefochten.", erwiderte Barbossa.
„Wie kann der hohe Rat der Bruderschaft gegen die East India Trading Company bestehen? Was können wir schon ausrichten?", fragte Sao Feng.
„Ihr könnten kämpfen!", mischte sich Elizabeth ein. „Ihr seid Sao Feng, Piratenfürst von Singapur. Die berüchtigtsten Piraten der ganzen Welt schließen sich gegen ihren Feind zusammen und Ihr verkriecht Euch hier in Eurem Badewasser."
„Elizabeth Swann.", erwiderte Sao Feng. „Ihr steckt voller Überraschungen. Und Eure Erscheinung ist bemerkenswert, aber ich konnte nicht umhin um festzustellen, dass Ihr meine Frage nicht beantwortet habt. Was hofft Ihr zu finden auf dem Grund des Meeres?"
„Jack Sparrow.", erwiderte Will. „Er ist wie Ihr ein Piratenfürst."
Stille trat ein, bevor Sao Feng wieder die Stimme erhob.
Ob er uns, nach dieser Antwort, noch helfen wird?

Piratengeflüster - Fluch der KaribikWhere stories live. Discover now