Kapitel 17 ✔️

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A M A L I A

Am späten Nachmittag ruderten wir mit mehreren Booten durch einen großen Fluss.
Zur rechten und zur linken des Flusses waren immer mal wieder Häuser und die Menschen, die darin wohnten, schauten uns nach.
Ich saß bei Jack im Boot und hinter uns ruderten Gibbs, Will, Pintel, Ragetti und Marty, als ich hörte, wie Gibbs Will von dem Kraken erzählte.
Dieser Kraken gehörte Davy Jones und er schickte ihn zu den Leuten, die noch eine offene, nicht beglichene, Rechnung mit ihm hatten.
Als es dunkel wurde erreichten wir endlich die Hütte, zu der Jack uns geführt hatte, und stiegen nacheinander aus den Booten.
„Keine Sorge, meine Freunde. Tia Dalma und ich sind wie Pech und Schwefel.", lächelte Jack. „Ein Herz und eine Seele, wir sind gerade unzertrennlich. Waren es... irgendwann mal... gewesen..."
„Ist ja super.", murrte ich und verdrehte genervt die Augen, bei Jacks Worten, wie sehr er und Tia Dalma sich nahe standen.
„Ich bin immer hinter dir.", meinte Gibbs.
„Ich habe mehr Angst vor dem, was vor mir liegt.", meinte Jack und drehte sich zu mir um, da ich hinter ihm gestanden hatte.
Ich musterte ihn mit einem mürrischen Blick und erschrocken zuckte Jack zurück.
„Seht ihr, was ich meine?", fragte er und deutete auf mich, wofür er einen Schlag gegen den Arm bekam.
Dann betraten wir die Hütte und entdeckten eine Frau, die an einem Tisch saß, und anfing zu grinsen, als sie uns, oder eher Jack, erblickte.
„Jack Sparrow.", grinste sie.
„Tia Dalma.", grinste Jack.
„Ich hab immer gewusst, dass der Wind dich früher oder später zu mir zurückwehen wird.", meinte sie und schritt grinsend auf ihn zu.
Grinsend hielt sie vor Jack inne, als sie mich erblickte.
„Amalia Mc'Layn.", murmelte sie und sah mir fest in die Augen. „Du trägst schwere Last mit dir herum, aber du stehst noch nicht dazu. Lass es zu. Aber es ist nicht die einzigste Bürde, die du mit dir herumträgst. Viel schreckliches haftet an dir. Eine grausame Vergangenheit..."
Wissend senkte ich den Kopf und wagte es nicht, in Jacks Richtung zu sehen.
„Du.", sagte sie und blickte zu Will. „Du hast einen Hauch von Schicksal der an dir haftet, William Turner."
„Ihr wisst, wer ich bin?", fragte Will verwirrt.
„Du willst wissen, wer ich bin.", erwiderte Tia Dalma grinsend und beugte sich zu Will nach vorne.
„Hier wird überhaupt nichts gewusst.", funkte Jack dazwischen. „Wir sind gekommen, um Hilfe zu erbitten, und wir gehen nicht ohne sie."
Dann wandte er sich murmelnd an Tia Dalma.
„Ich dachte, ich weiß, wer du bist."
„Nicht so genau, wie ich gehofft hatte.", erwiderte Tia Dalma nur. „Komm."
Will setzten sich an den Tisch und sofort trat Tia Dalma zu ihm.
„Was für eine Hilfe kann ich bieten?", fragte Tia Dalma und fuhr Will dabei durchs Gesicht. „Du weißt, dass ich Bezahlung erwarte."
„Ich hab was zu bezahlen.", grinste Jack und enthüllte den Käfig mit Jack, dem Affen, darin. „Siehst du...", Jack schoss mit seiner Pistole auf den Affen, „...ein untoter Affe. Ziemlich gut."
Er stellte den Käfig vor Tia Dalma auf den Tisch.
Diese öffnete die Tür des Käfigs und der Affe lief schnellstens in ein Nebenzimmer.
„Nein, nicht doch, Ihr ahnt nicht, wie lange wir gebraucht haben, um ihn zu fangen.", sagte Gibbs.
Mein Blick folgte dem Affen und blieb an ein Paar Stiefeln hängen, die mehr sehr bekannt vorkamen... nur woher?
„Das Angebot ist fair.", beschloss Tia Dalma und stellte den leeren Käfig beiseite.
„Wir suchen das hier.", erklärte Will und legte die Zeichnung mit dem Schlüssel auf den Tisch. „Und das, wofür er da ist."
„Der Kompass, den du von mir bekommen hast, kann er dich nicht zu ihm führen?", fragte Tia Dalma an Jack gerichtet, als sie die Zeichnung des Schlüssels kurz betrachtet hatte.
„Möglicherweise.", gab Jack zu. „Wieso?"
„Jack Sparrow, hast keine Ahnung, was du willst.", grinste Tia Dalma und setzte sich zu Will an den Tisch. „Oder weißt du es doch, bist aber zu unwillig, es als eigen anzuerkennen."
Jacks Blick glitt kurz zu mir, was Tia Dalma auffiel und zum Lachen brachte.
„Das ist es also...", grinste sie und zwinkerte mir zu, was mich nur überrascht die Augenbrauen hochziehen ließ.
Ich blickte zu Jack, der es vermied mir in die Augen zu sehen, was mich dazu veranlasste, wieder zu Tia Dalma zu sehen und ihren Worten zu lauschen.
„Dein Schlüssel führt zu einer Truhe. Und was sich in der Truhe befindet, ist das was ihr sucht, oder nicht?", sagte Tia Dalma.
„Was ist in der Truhe?", fragte Gibbs neugierig.
„Gold?", fragte Pintel. „Juwelen? Herrenlose Besitztümer von hohem Wert?"
„Nichts Böses, hoffe ich mal.", meinte Ragetti.
„Ihr alles kennt doch, Davy Jones, ja?", lächelte Tia Dalma. „Ein Mann des Meeres. Ein großer Segler, solang bis ihm das Ärger bereitete, was allen Männern Ärger bereitet."
„Und was bereitet allen Männern Ärger?", fragte Will.
„Was kann das sein?", grinste Tia Dalma scheinheilig und legte ihr Hand auf Wills.
„Die See?", schlug Gibbs vor.
„Das Einmaleins?", fragte Pintel.
„Die Dialektik von Gut und Böse?", meinte Ragetti.
„Eine Frau.", sagte Jack bestimmt und erneut fiel sein Blick auf mich.
„Eine Frau. Er verliebte sich.", grinste Tia Dalma.
„Nein, nein, nein... ich hab gehört, er verliebte sich in die See.", widersprach Gibbs.
„Dieselbe Geschichte, aber eine andere Version, alle sind wahr.", erwiderte Tia Dalma. „Es war eine Frau. So wechselhaft und hart und unbezähmbar wie die See. Er hat nie aufgehört, sie zu lieben. Doch der Schmerz, der ihm das bereitete, war für sein Leben nicht tragbar, aber zu süß, um sein Leben zu beenden."
„Was genau befindet sich in dieser Truhe?", fragte Will.
„Sein Herz.", lächelte Tia Dalma.
„Wörtlich oder im übertragenen Sinn?", fragte Ragetti.
„Er kann sein Herz wohl kaum wörtlich in eine Truhe getan haben, oder doch?", sagte Pintel.
„Die Gefühle waren wertlos die ihm das Leben, mit seinen kleinen flüchtigen Freuden ihm noch zu bieten hatten.", erklärte Tia Dalma. „Und so entfernte er sein Herz mit einer Klinge, schloss es in eine Truhe und versteckte sie vor der Welt."
„Und den Schlüssel trägt er bei sich.", seufzte ich und führ mir mit der Hand übers Gesicht. „Daher kommt mir dieser Schlüssel so bekannt vor."
Lächelnd nickte Tia Dalma mir zu.
Ich bemerkte, wie Will und Jack diskutierten, aber nicht über was, weil ich das Geräusch der schwingenden Peitsche versuchte, aus meinen Gedanken zu verbannen.
„Lass mich deine Hand sehen!", befahl Tia Dalma, stand auf und streckte ihre Hand nach Jack aus.
Dieser sah zuerst sie zögerlich an, bevor er erneut zu mir blickte.
Dann reichte er Tia Dalma seine Hand, die ihm das Tuch entfernte.
Was ich sah, ließ mich beinahe bleich werden.

Piratengeflüster - Fluch der KaribikWhere stories live. Discover now