Kapitel 14 - Fürsorge

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Lando und ich gönnten uns nach dem aufregenden Wochenende sowie dem Rennen in Zandvoort noch ein paar Tage Ruhe in den Niederlanden. Wir hatten uns ein Ferienhaus gemietet, waren viel spazieren und haben die Umgebung erkundet. Am Abend hatten wir manchmal Uno gespielt, machmal ließen wir einen Film laufen. Ich genoss Landos Nähe und die Entspannung setzte schnell ein.

Das nächste Rennen würde in Monza sein, Lando musste vorher allerdings noch nach England, dort wurden noch ein paar Vorbereitungen getroffen. Ich verbrachte ein paar Tage bei meiner Familie in Deutschland und bemerkte, wie sehr ich sie vermisst hatte. Lando flog zunächst nach Deutschland, er wollte meine Familie auch nochmal sehen. Meine Eltern hatten ihn mit offenen Armen empfangen und ich fand es schön, dass sie ihn so sehr mochten. Am nächsten Tag flogen wir gemeinsam nach Italien, wo uns eine schwüle Luft entgegen schlug. Ein Shuttle brachte uns ins Hotel, wo Lando und ich uns zunächst etwas passenderes anzogen.

Ich lief über den Paddock, Lando besprach irgendwas mit seinen Mechanikern, wovon ich gar keine Ahnung hatte. Total in Gedanken versunken bahnte ich mir meinen Weg durch die Masse von Menschen und wusste nicht so recht, wohin ich eigentlich wollte. An einem ruhigeren Ort angekommen, wurde ich von einer Gruppe von Mädchen nach einem Foto gefragt. Ich sagte ja und unterhielt mich mit ihnen, wie sich herausstellte, waren sie ebenfalls aus Deutschland. Irgendwann bemerkte ich Max, welcher niedergeschlagen am Rand stand und auf sein Handy starrte. Ich verabschiedete mich von den Mädchen und ging zu ihm.

„Hey Max!", rief ich ihm zu. Es dauerte nicht lange, da hatte er mich entdeckt und fing an zu lächeln. Kaum das ich bei ihm angekommen war, umarmte er mich. Zunächst kam es sehr überraschend, danach erwiederte ich diese. „Das war genau das, was ich gerade brauchte.", murmelte er, als wir uns voneinander lösten. „Was brauchtest du?", hakte ich neugierig nach. „Eine Umarmung.", klärte er mich auf und wirkte anders als noch am Abend zuvor. „Wieso?", fragte ich und fing an mir Sorgen zu machen. Ich kannte ihn noch nicht besonders lange, aber so niedergeschlagen hatte er noch nie gewirkt. „Ist einfach alles scheiße gerade." Er atmete schwer aus. „Wollen wir uns setzten? Ich kann dir etwas zu trinken holen?" Ich nickte nur und sah ihm nach, wie er im Gebäude von Red Bull verschwand und aus diesem mit zwei Gläsern wieder hinaus kam. Er lotste mich auf einen Platz im Schatten, wo wir uns niederließen und er die Gläser abstellte. Ein paar Leute, die bei Red Bull arbeiteten, liefen an uns vorbei und wurden von Max gegrüßt.

„Möchtest du mir erzählen, was alles genau scheiße ist.", fragte ich ihn weiterhin besorgt. „In Anbetracht der Tatsache, dass außer uns kein Deutsch spricht kann ich es wohl wagen.", fing er seinen Satz zögerlich an. „Mir wird von ein paar Leute richtig Stress gemacht.", seufzte er schließlich. Für mich klang es nicht ganz schlüssig. „Aber bei Red Bull läuft es doch gut? Du bist auf dem besten Weg Weltmeister zu werden. So dicht am Titel war das Team seit Vettel doch nicht mehr?", fragte ich verwirrt. Max trank einen Schluck bevor er weitersprach. „Red Bull ist auch glücklich mit meiner Performance. So viele Siege in einer Saison hatte das Team in der Tat seit Seb nicht mehr. Aber die Presse macht Stress. Egal was ich mache, irgendwas kritisieren sie immer. Eigentlich ist mir das auch total egal, aber so viele negative Schlagzeilen, egal ob du ein gutes Ergebnis lieferst oder nicht, das zieht mich echt runter."

„Ich weiß, dass wir uns noch nicht lange kennen, aber ich weiß, dass du kein schlechter Mensch bist, Max. Jeder Fahrer macht mal Fehler, das kann dir passieren und auch sonst jedem erfolgreichen Fahrer können Fehler passieren. Es gab nie einen Fahrer, der keine Fehler gemacht hat. Du bist noch jung und unerfahren, du machst deine Fehler. Aber du lernst daraus und sie wiederholen sich nicht. Die Leute, die solche Dinge über dich schreiben, haben absolut keine Ahnung davon wie es ist in einem Formel 1 Auto zu sitzen. Ich würde sogar wetten, dass sobald sie in einem sitzen würden, dass sie ihren Mund nicht so weit aufreißen würden. Das ist alles nur doofes Geschwätz, ganz getreu dem Motto "Große Klappe, nichts dahinter". Du bist ein unglaublicher Fahrer und hast für dein Alter schon so viel erreicht, davon können einige nur träumen. Also lass dich von diesen Leuten nicht herunterziehen, die haben keine Ahnung wovon sie sprechen. Und immer wenn es dir schlecht geht, dann kannst du zu mir kommen. Ich werde da sein und dir zuhören, solange bis es dir besser geht. Okay?" Max lächelte dankbar. „Danke Alissa. Das bedeutet mir echt viel." Er zog mich in eine Umarmung, welche ich direkt erwiederte.

„Was ist denn hier los?", ertönte Landos Stimme. Er stand vor dem Red Bull Gebäude und schaute Max und mich verwirrt an. „Wir haben uns unterhalten.", erklärte ich ihm die Situation, während Max und ich aufstanden und zu ihm kamen. „Und warum umarmt er dich?", löcherte er uns weiter. „Weil ich ihm zugehört habe und er sich bei mir bedankt hat." Wir verabschiedeten uns von Max und gingen zur McLaren Garage zurück.
„Warst du gerade eben eifersüchtig?", fragte ich Lando. Dieser schaute mich direkt an und weitete seine Augen, danach senkte er seinen Blick wieder und blieb stehen. „Eifersüchtig würde ich es nicht gerade nennen. Aber ich habe Angst, dass du dich gut mit Max verstehst und mich irgendwann vergisst.", gab Lando niedergeschlagen von sich. Empört drehte ich mich zu ihm. „Dich vergessen? Lando, ich liebe dich mehr als alles andere. Gott, ich wusste nicht mal, dass man jemanden so intensiv lieben kann. Ich mag Max, aber nur als Freund. Und egal wie gut ich mich mit ihm oder mit Danny oder sonst jemandem verstehe, ich werde dich nie vergessen. Du bist das wichtigste in meinem Leben, ich will dich nie verlieren." In Landos Gesicht schlich sein Lächeln, woraufhin ich auch Lächeln musste. Er überbrückte die letzten Meter zwischen uns und küsste mich dann.

„Und wenn jetzt alles wieder in Butter ist, möchte ich, dass Lando seinen Arsch auf die Massagebank bewegt.", ertönte Jon's Stimme hinter uns. Wir lösten uns voneinander und kicherten. Lando ging mit Jon mit, somit war ich wieder alleine. Ich suchte mir einen Platz im Schatten und wollte mich mit meinem Handy beschäftigen, als ich Danny's Stimme wahrnahm. „Alissa!", rief er freudig und kam auf mich zugelaufen. Ich stand auf und schlang meine Arme sofort um ihn, als er mich an sich zog. „Danny.", murmelte ich in seine Brust.

Das Leben eines Rennfahrers * abgeschlossen* Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt