31. Kapitel

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Genervt verdrehte Ivar die Augen, ich hingegen konnte mir ein Lachen nicht verkneifen. "Hast du nicht eben erst angerufen?", fragte ich schmunzelnd. "Ja, aber die Pizzaria meinte, dass es über eine halbe Stunde dauern würde, da sie von Bestellungen überrollt werden." Vielleicht hast du dich verhört", mutmaßte ich und begann dann zu grinsen, "keine Angst wir fangen an für ein Hörgerät zu sparen." "Kleines!", Ivars Augen verdunkelten sich schlagartig und blinzelten mich gefährlich an. "Zwing mich nicht, dich vor unseren Gästen übers Knie zu legen, du weißt, dass ich das mache!" Stille. Ivar sah mich abwartend an. Ich glaubte ihm, jedes Wort. Ja, er würde es tun und es genießen. Dennoch spürte ich dieses unbändige Verlangen ihn weiter zu provozieren. Ich wollte seine Reaktion wissen, erfahren, wie weit er gehen würde, auch wenn das hieße, dass ich meine Belohnung vergessen könnte und mit einer Strafe vorlieb nehmen müsste. Angriffslustig öffnete ich meinen Mund, als unser kleines Machtspiel auf einmal von lauten Stimmen unterbrochen wurde.
"Du solltest gehen!", hörte ich die knurrende Stimme von Ethan. "Das scheint nicht der Pizzabote zu sein", überlegte ich laut und auch Ivar konnte meine keine genaue Antwort geben. Plötzlich erklang eine düstere und kalte Stimme: "Du hast mir gar nichts zu sagen!" Wieder sah ich fragen zu Ivar, dem auf einmal jegliche Farbe aus dem Gesicht wich. "Wer ist das?" "Niemand bleib hier oben!", kam es schroff von Ivar, doch meine Neugierde war größer. Schnell drehte ich mich um und flitzte aus dem Badezimmer. Ich spürte, wie Ivar versuchte nach mir zu greifen, doch ich war zu schnell. "Olivia nicht!" Ich folgte den Stimmen bis ich im Wohnzimmer angekommen war. Ethan hatte sich bedrohlich vor einem fremden Mann aufgebaut, welcher sein Gesicht vor mir verbarg. Er trug ein dunkelrotes T-Shirt und eine lockere schwarze Hose. An seinen Armen konnte ich viele trainierte Muskelpartien erkennen. Vielleicht war das einer der Gründe, wieso er sich von Ethans aggressiver Körperhaltung, die mich ein wenig erschreckte, überhaupt nicht beeindrucken ließ. Entspannt zog er eine seiner Hände aus seiner Hosentasche und tätschelte provozierend Ethans Wange: "Du willst dich nicht mit mir anlegen, Kleiner. Geh mir aus dem Weg!"
"Was ist hier los?",mischte ich mich in die Situation ein, bevor sie eskalieren konnte.
Sofort bekam ich die volle Aufmerksamkeit. Erschrocken fuhr Ethan herum. In seinem Gesicht erkannte ich denselben Schrecken, der zuvor auch Ivar übermannt hatte. "Nichts, geh wieder hinter", Ethan warf mir einen eindringlichen Blick zu, weshalb ich ihn nicht hinterfragte und beschloss auf ihn zu hören. Unsicher brachte ich ein kurzes okay über meine Lippen und drehte mich um, bis sich der Fremde einschaltete. "Na na, Ethan, wer wird denn hier unsere neugierigen Augen verscheuchen." Auch, wenn seine Worte in keinster Weise an mich gerichtet waren, fühlte ich mich dennoch gezwungen stehen zu bleiben. Nun bereute ich meinen Entschluss Ethan helfen zu wollen und damit in dieser Situation gelandet zu sein. Dumpfe Schritte kamen von hinten ganz langsam auf mich zu. Mein Herzschlag beschleunigte sich. Ich wurde unruhig, bewegte mich allerdings nicht. In mir entstand ein ganz unwohles Gefühl, dass sich rasant in meinem gesamten Körper ausbreitete. Direkt hinter mir verstummen die Schritte und obwohl meine Haare im Weg waren, könnte ich schwören seinen Atem sich in meine Haut einbrennen zu spüren.
"Sieh mich an, Puppe!" Ohne, dass ich etwas hätte tun können, setzte sich mein Körper in Bewegung, bis ich mich vollends zu ihm umgedreht hatte. Eiskalte blaue Augen starrten mich an und gaben mir das Gefühl, sie würden mein Herz einfrieren und es somit am Schlagen hindern. Plötzlich wurde mir eiskalt. Meine Nackenhaare stellten sich auf und mein gesamter Körper schrie Gefahr. Der Fremde vor mir besaß hochstehende Wangenknochen, ebenfalls gebräunte Haut und schmale Lippen. Dunkle Haare umrandeten sein Gesicht. Noch nie sah ich ein Gesicht, dass keine einzige Emotion zeigte. Ich wollte weg, doch ich konnte nicht. Fast schon gierig scannte er mein Gesicht und meinen gesamten Körper ab. Eine Geste, die ich bei Ivar unglaublich attraktiv fand, doch bei diesem Mann fühlte ich mich wie eine Ware. Ein Stück Fleisch, dass in den Raubtierkäfig geworfen wurde. Ich hatte Angst. "Wie heißt du, Puppe?", fragte er mich nach einer gefühlten Ewigkeit, in der mich angestarrt hatte. Ich spürte Ethans Anspannung, doch sagte er nichts.  Ein weiteres Anzeichen, wie bedrohlich die Situation zu sein schien. "Ich wüsste nicht, was Sie das angeht", versuchte ich selbstbewusst rüber zu bringen. Verachtend schnalzte er mit seiner Zunge: "Sehr respektlos." "Respekt geht in beide Richtungen und ich kann mich nicht erinnern etwas in der Art Ethan gegenüber gesehen zu haben!"
Für einen Moment dachte ich seinen linken Mundwinkel etwas nach oben zucken gesehen zu haben. "Diese Scheinwelt werde ich dir noch austreiben, Püppchen." Ich schluckte. Was sollte das jetzt auf einmal bedeuten? "Vorerst berichtigen wir deine falsche Antwort: Wie ist dein Name?" Ich schwieg. Die Genugtuung wollte ich ihm nicht geben. Doch mit einem Mal wirbelte der Fremde herum und verpasste Ethan einen ordentlichen Fausthieb, der mich zusammenzucken ließ. Danach drehte er sich wieder zu mir herum und sah mich an, als wäre nichts geschehen. "Ethan", brachte ich erschrocken heraus. Ich wollte zu ihm, doch der Mann vor mir griff nach meinem Arm und zog mich zu ihm zurück: "Name?"
"Emilia", brachte ich, noch immer schockiert, den ersten Namen hervor, der mir einfiel. "Emilia", wiederholte der Fremde und ließ meinen Arm los. Sofort stürmte ich zu Ethan, der durch die Wucht, des Schlages zu Boden befördert wurde. "Alles in Ordnung?", fragte ich besorgt und musterte das Blut, das aus seiner Nase rann. "Ja", stöhnte Ethan, rappelte sich wieder auf und stellte sich vor mich. "Finger weg von meiner Freundin!", knurrte er erneut. Nun wurde es immer absurder, aber obwohl ich ihn nicht wirklich kannte, hatte ich das Gefühl, dass Ethan wusste, was er tat, weshalb ich nichts erwiderte und hoffte, dass man mir nichts anmerken konnte.
"Deine Freundin", kam es schmunzelt von dem unbekannten Mann. Er griff in seine Hosentasche. Keine Sekunde später ging ich Luft schnappend in die Knie. Die Vibration in meinem Slip lief auf höchster Stufe. Es war jedoch nicht mehr stimulierend wie zuvor, sondern glich mehr einem Brennen. Es war unangenehm und penetrant. "Olivia!", hörte ich Ivars erschrockene Stimme. Mit schnellen Schritten kam er auf mich zu. "Alles in Ordnung", brachte ich schwer atmend hervor und kämpfte um meine Fassung. "Es ist also immernoch dein Lieblingsspielzeug", höhnte der Fremde und drehte sich zu Ivar um. Mit einer schnellen Bewegung holte er eine kleine schwarze Fernbedienung aus seiner Hosentasche. Er drückte erneut und die Vibration hörte auf. Schweratmend blieb ich einen Moment auf den Boden hocken. Der Fremde drehte sich wieder zu mir um, in seinen Augen hatte er einen Ausdruck, den ich nicht kannte. Mit überlegenden Schritten kam er auf mich zu und streckte mir seine Hand hin.
"Freut mich dich kennenzulernen, Olivia." Er betonte meinen Namen besonders, damit ich wusste, dass mein Versuch ihn in die Irre zu führen gescheitert war. Ich warf ihm einen düsteren Blick zu und stand auf ohne ihm oder seine Hand eine Beachtung zu schenken. Ich wollte an ihm vorbei laufen, doch er griff in meine Haare und zog mich zu ihm zurück, was mich laut aufschreien ließ. "Lass sie los!", fauchte Ivar, wurde allerdings von Ethan zurückgehalten.
Auf einmal klingelte es.
Ich wurde noch ein Stück weiter nach hinten gezogen. Ängstlich sah ich zu Ivar, jede Faser seines Körpers war angespannt. "Wir sehen uns, Puppe", hauchte mir der Unbekannte ins Ohr. Dann ließ er mich los und verschwand ohne sich noch einmal umzudrehen. Überfordert stand ich da und wusste nicht wohin mit mir, Tränen bildeten sich in meinen Augen. Sofort kam Ivar auf mich zu und nahm mich in den Arm, während sich Ethan um den Pizzalieferanten kümmerte. Kaum war dieser wieder weg, verschwand er für einen Moment und kam kurz darauf mit Mary zurück. Sie schien nichts zu verstehen, doch darum konnte ich mich im Moment nicht kümmern.
"Es tut mir leid" , hauchte Ivar. "Wer war das?" Er atmete tief durch:" Alaric...mein Bruder."

⭐⭐⭐⭐⭐⭐⭐⭐⭐⭐⭐⭐⭐⭐⭐
Hey sweeties💗
Here I am...back with a new chapter.
Heute mal mit etwas Drama🙈.  Ich glaube uns ist allen klar, dass Alaric das Leben von Ivar und Olivia noch ganz schön auf die Probe stellen wird.

Anderes Thema: 133k Reads und 2,1k Sterne wie krass ist das denn. 😍 Nieeeeeemals hätte ich damit gerechnet. Der Wahnsinn, vielen Dank für diesen Support!!!

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