Aus dem Augenwinkel sehe ich, wie er seine Hände ineinander verschränkt. 

"Wie kommst du darauf, dass ich dir so etwas antun könnte?", will er wissen. Seine Stimme ist leise. Ich muss mich anstrengen, ihn zu verstehen.

Ich sehe ihn nun an. Er hingegen hat den Blick gesenkt. Er schaut auf seine Hände. Er reibt sie langsam aneinander.

"Es wäre vielleicht besser, wenn du gehst.", sage ich nun. Es ist nur ein Impuls, doch ich spreche ihn aus. Seine Augen zucken und sehen in meine. Etwas in ihnen flackert. Vielleicht spiegelt sich nur das Licht der Lampe.

Dann ist es weg und sein Blick wird ausdruckslos. Ich weiß nicht, was ich will. Dennoch. Irgendetwas in mir schreit geradezu, dass er gehen soll. 

"Willst du das?", fragt er nach einer unerträglichen Stille. Ich nicke. Ja, das will ich. Er soll verschwinden. Das Gefühl soll verschwinden. Die Panik, die in mir aufsteigt, wenn ich nur sein Gesicht sehe.

Noch einen Moment bleibt er sitzen, dann steht er auf. Seine Lippen sind zu Schlitzen verengt. Dann dreht er sich um und geht hinaus.

Erst ist es still, dann höre ich etwas scheppern. 

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Four kommt zurück. Ich bin etwas überrascht, als er sich zu mir ans Bett setzt. Er lächelt mich freundlich an. Ich bin sicher, dass jetzt ein Vortrag folgt.

"Es ist nicht das erste Mal, dass die Leute so empfindlich auf die Simulationen reagieren. Es ist nur seltsam, dass Eric in all deinen Träumen die negative Präsens ist.", sagt er. Er beobachtet mich genau. Es ist mir unangenehm mit ihm zu reden. Noch nie habe ich ein längeres Gespräch mit ihm geführt. Meine Bezugsperson war bisher immer Eric.

"Hast du eine Ahnung, woher die Angst kommt? Wenn es überhaupt Angst ist.", will Four nun wissen. 

"Darüber denke ich seit dem ersten Traum nach. Ich hab keine Ahnung.", erwidere ich. Four nickt.

"Hast du denn wirklich Angst vor Eric? Wenn du ihn siehst, im realen Leben? ", fragt er mich. Nun schüttle ich den Kopf.

"Es ist nicht direkt Angst. Ich fühle mich nicht wohl, das ist alles.", erkläre ich ihm.

"Wann hat das angefangen?", hakt er nun nach. Ich überlege. Erst will ich sagen, seit dem ersten Albtraum. Doch das stimmt nicht. Eigentlich fing es an, nachdem ich zum ersten Mal in Erics Wohnung gewesen war.

Nachdem er mir sagte, es störe ihn, das ich mich für Carter interessiere. Als er sagte, er habe mir das Buch gegeben. Konnte es etwa damit etwas zu tun haben? Ich erinnere mich daran, wie ich seine Wange berühre. Wieder durchzuckt es meinen Körper. Ich spüre seine Bartstoppeln. Mir wird unwohl.

"Wenn du denkst, dass es irgendwas mit Eric zu klären gibt, dann solltest du das tun.", sagt Four nun. Etwas mit Eric klären? Was soll ich mit ihm klären? Möglicherweise, dass ich mich in einem Moment offenbar zu ihm hingezogen fühle und im nächsten die Flucht ergreifen will? Ich erschrecke mich selbst, über diese Erkenntnis.

"Möglicherweise ist es keine große Sache.", redet Four weiter. Er scheint gar nicht mehr darauf zu warten, dass ich antworte. "Was auch immer dich da bedrückt. Dein Gehirn - deine Psyche - scheint es schlimmer zu machen."

Er redet, als wüsste er, was los ist.

"Nun ja. Ich lasse dich nun wieder zu deinen Freunden. Sie warten schon. Versuch, dich zu erholen und... kläre, was immer es zu klären gibt."

Damit steht er auf und verlässt das Krankenzimmer.

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Eine Stunde später werde ich entlassen. Karen gibt mir Schlaftabletten, damit ich wenigstens nachts durchschlafe.

Einmal Fraktionslos, Immer Fraktionslos - Die BestimmungWhere stories live. Discover now