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Während die meisten sich langsam um die vielen, kleinen Lagerfeuer zu verteilen begannen, zogen Milo und ich uns etwas zurück und sassen unter einem Baum am See. Ich genoss den Moment, in Milos Arme zu liegen und verträumt in den Himmel hoch zu schauen. Gedankenabwesend streichelte ich über seinen Arm, während er mit einer meiner Haarsträhnen spielte. Es waren bloss ein paar wenige Minuten, die wir uns genehmigt hatten, bevor das Fest begann und wir zu den Leuten gehen mussten, die alle mit uns reden wollten, weil wir, trotz dass Milo abgewiesen wurde, Mates waren. Diese Neuigkeit hatte sich wie ein Lauffeuer verbreitet.

Sein Arm spannte sich an, als er mich näher an sich zog. „Hast du an Muskeln zugelegt?", fragte ich erstaunt. Es war nicht so, dass er vorher keine Muskeln hatte, aber jetzt spannten sie deutlich unter seinem dünnen Pullover. „Weiss nicht, vielleicht ein bisschen.", schmunzelte er und ich wusste genau, dass er untertrieb. Ich setzte mich auf, und setzte mich rittlings auf seinen Schoss. Meine Arme hatte ich um seinen Nacken gelegt und meine Stirn ruhte auf seiner.
So verharrten wir kurze Zeit, bevor er mich näher an sich zog und wir eng umschlungen da sassen und unsere Nähe genossen.

„Was beschäftigt dich?", fragte er, bevor ich mir selber sicher war, was mich beschäftigte. Ich lehnte etwas zurück und sah ihn an. „Wir haben Linus getroffen.", begann ich zu erzählen und achtete auf seine Reaktion. Er hielt sich überraschend gut zurück und wartete, bis ich weiter erzählte. „Er hat sich den Hyger angeschlossen und uns gefoltert, weil..", erzählte ich weiter, wurde aber unterbrochen, sobald ich gesagt hatte, dass er uns gefoltert hatte. „Er hat was?!", schrie er wütend auf und realisierte, dass meine noch sichtbaren Verletzungen von ihm standen.

„Scht, beruhige dich.", legte ich ihm sanft eine Hand an seine Wange, was ihn tatsächlich beruhigte. Fragend sah er mich an und wollte die ganze Geschichte hören. „Naja, ich bin zum Teil auch selbst Schuld.", schmunzelte ich. „Ich hab ihn provoziert, wo ich nur konnte. Und als er durch meine Provokation anfing damit zu prahlen, dass er seinem ehemaligen besten, schwachen Freund die Mate weggeschnappt hatte, wurde ich wütend. Und sobald er mir verraten hatte, dass dieser Freund ein Eichhörnchen war, wusste ich, dass er von dir sprach." Ich legte eine kurze Pause ein und bereitete mich vor, ihm meine Tat zu beichten. „Er machte sich lustig über dich. Ich wurde so wütend, dass das Monster in mir ausbrach, ich mich von den Fesseln riss und ihn umbrachte.."

Sobald ich das gesagt hatte, hielt ich die Luft an und senkte meinen Blick, als er nicht reagierte. Kurz darauf legte er einen Finger unter mein Kinn und hob meinen Kopf. Er küsste mich kurz auf den Mund, bevor er sich wieder von mir löste und mich ansah. Kurz, weil das Verlangen nach mehr umso grösser wurde und ich mich sonst nicht mehr länger hätte zurückhalten können. Und ihm ging es genau so. „Du bist nicht böse?", fragte ich überrascht und er schüttelte den Kopf. „Nein, wieso auch. Er ist ein Arsch geworden.", verblüffte er mich mit dieser Antwort. „Geworden?", hakte ich nach. „Er war nicht immer so. Bevor er mit seiner Mate zusammen kam, war er der beste Freund, den man sich vorstellen konnte. Durch sie hat er sich komplett verändert und all die guten Dinge an sich verloren."

Gerade als ich darauf etwas sagen wollte, kamen Pearl und Liam zum Vorschein. Hand in Hand und ziemlich verliebt. Sie entdeckten uns und winkten uns mit sich. „Kommt schon! Das Fest beginnt und ihr werdet sehnlichst erwartet.", grinste Pearl mich an. Ich sah, dass Pearl die halbe Stunde genutzt hatte, um sich frisch zu machen. Warum habe ich nicht daran gedacht? Kaum hatte ich mich das gefragt, bewegte sich der Grund. Milo hob mich hoch und stand auf.

Wir hatten das bisschen Zeit, das uns zu zweit blieb nicht verschwenden wollen, indem ich unter der Dusche stand. Zum Glück hatte ich mich erst noch vor kurzem in einem Fluss sauber gewälzt. „Ihr habt euch wohl nicht so vermisst, dass ihr euch frisch gemacht habt.", stichelte Milo die beiden. „Oh doch, wir haben einfach gemeinsam geduscht.", grinste Liam zurück. Milo sah zu mir, wobei ich augenblicklich rot wurde, als ich daran dachte, mit ihm zusammen zu duschen. Er lachte und gab mir einen Kuss auf meine Stirn, bevor er meine Hand nahm und wir zu viert zum Fest liefen.

Malea erwartete uns schon und liess Alessios Hand los, als sie auf uns zukam und uns Mädels schnappte. „Wann ist denn das passiert?", fragte ich sie und zeigte auf Alessio. „Kurz nachdem ihr zur Jagd aufgebrochen seid.", errötete sie und blickte kurz zu ihrem Mate. Annabeth kam auf und zu und warf sich in eine Gruppenumarmung. „Leute, ich darf hier bleiben.", lächelte sie glücklich.
„Du hast dir echt noch Sorgen gemacht?", grinste ich zurück. „Man kann nie wissen.", zuckte sie mit den Schultern, sodass wir alle in Gelächter ausbrachen.

„Kommt, wir setzen uns.", meinten die Zwillinge gleichzeitig, was uns noch mehr zum Lachen brachte, als wir den Blick sahen, den sie miteinander wechselten. Unsere Jungs packten uns und schleppten uns zu einem der noch letzten frei gebliebenen Feuer. „Ich störe nur ungern, aber kann ich kurz mit dir sprechen?", unterbrach der Alpha persönlich unser Lachen und sah mich dabei an.

Ich nickte und drückte noch schnell Milos Hand, bevor ich sie los liess. Beim Weglaufen sah ich gerade noch, wie er seinen Söhnen grinsend deutete, dass er sie im Blick hatte und zwinkerte. Etwas abseits blieben wir stehen und ich sah erwartungsvoll zu Daniel hoch. Erst als Rhianna sich zu ihm gesellte, räusperte er sich und begann zu sprechen. „Es tut uns schrecklich leid, was ihr alles durchmachen musstet. Und ich bin dir zutiefst dankbar, für das, was du alles gemeistert hast."

Etwas verwirrt sah ich zwischen den beiden hin und her. „Aiden hat uns alles erzählt. Die Komplikationen mit dem Monster, aber auch wie du dank dem alle befreit und gerettet hast.", erläuterte Rhianna mir genauer. „Und auch dass du am schlimmsten gefolgert wurdest, weil sie gewisse Infos haben wollten. Das tut uns schrecklich leid. Wenn wir irgendetwas tun können, dann gib einfach Bescheid.", übernahm Daniel wieder das Wort. „Danke euch.", bedankte ich mich ehrlich und es bedeutete mir viel, dass sie sich persönlich bei mit bedankten. „Aber im Moment bin ich einfach froh, wieder zurück zu sein.", lächelte ich beide an und sie nickten.

„Na dann, wünschen wir dir noch einen schönen Abend.", verabschiedeten sich die beiden. Ich schaute ihnen hinterher und wollte schon zurück zu Milo und den Freunden, als mein Blick an Leann hängen blieb. Sie kam auf mich zugelaufen und atmete etwas unregelmässig, als sie endlich bei mir ankam. „Ist alles gut?", fragte ich sie, da sie sich den Bauch hielt. „Oh ja, danke. Die Kleine zeigt bloss gerne, dass sie auch da ist und raubt mir manchmal den Atem.", lächelte sie und ich entspannte mich wieder.

„Es wird ein Mädchen?", fragte ich, weil ich dachte, dass sie sich überraschen lassen wollten. „Nein, wir wissen nicht, was es wird, aber mein Bauchgefühl sagt mir, dass es ein Mädchen wird.", meinte sie und ich nickte. „Du bedeutest Sam eine Menge.", sprach sie ohne Umschweife darauf los. „Wie kommst du darauf?", war ich überrascht. Ein mulmiges Gefühl breitete sich in mir aus, da ich nicht wollte, dass sie dachte, dass ich ihn ihr ausspannen wollte. „Keine Sorge, ich bin nicht böse.", begriff sie schnell und lächelte freundlich. „Ich hab gehört, dass er dich anlächelt. Das tut er sonst bei niemanden, nur bei mir.", erklärte sie mir.

Ach, darum geht es. Sobald ich begriffen hatte, um was es ging, liess ich unauffällig die Luft aus mir, die ich angehalten hatte. „Er ist ein guter Kerl, du hast echt Glück.", begann ich zu reden. „Er meinte, ich hätte ihn an sein jüngeres Ich erinnert. Er ist für mich wie ein grosser Bruder." „Lustig.", schmunzelte sie. „Er sagt genau das Selbe über dich. Also dass du für ihn wie eine kleine Schwester bist." Überrascht sah ich sie an. Ihre dunklen Haare hatte sie zu einem unordentlichen Dutt hochgebunden und ihre blauen Augen strahlten mich an, trotz dass sie sehr erschöpft wirkte.

Dann umarmte sie mich ohne Vorwarnung. „Danke, dass du auf ihn aufgepasst hast.", flüsterte sie in meine Haare. „Er hat eher auf mich aufgepasst.", erwiderte ich lächelnd. „Ihr habt aufeinander aufgepasst.", sagte sie und erwartete keine Widerworte. Sie löste sich von mir und lächelte mich an, bevor sie sich zum Gehen abwandte. „Du bist bei uns jederzeit willkommen.", winkte sie mir noch einmal, bevor sie sich entfernte und zu Sam lief, der schon auf sie wartete. Er lächelte mir kurz zu, bevor sie sich unter die Leute mischten.

Mein Blick wurde gefangen genommen von Milo, was mich glücklich lächeln liess, bei dem Gedanken, dass er wirklich wahrhaftig mein Mate war. Ich konnte es noch kaum glauben und befürchtete manchmal, dass ich jeden Moment aus diesem Traum aufwachen würde. Sobald ich mich neben ihm gesetzt und an ihn gekuschelt hatte, breitete sich in mir eine wohlige Wärme aus. „Ich hab noch eine Überraschung für dich.", flüsterte Milo mir zu und sah mich etwas verunsichert an.

Hybrid - Tochter einer halben WölfinWhere stories live. Discover now