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„Ich sehe was, was du nicht siehst und das ist...grün.", sagte Milo und mir explodierte bald der Schädel. Dies ging schon eine geschlagene Stunde so, weil ich keine Lust hatte mit ihm zu reden.
„Oh Mann, Milo.. bitte hör auf.", jammerte ich verzweifelt, da meine letzten Versuche, ihn still zu halten nicht funktioniert hatten.

„Dann rede mit mir.", forderte er knallhart und ich wusste, dass er siegessicher grinste, auch wenn ich nicht zu ihm schaute. „Na gut, über was willst du denn reden?", fragte ich ihn. „Weiss ich gerade nicht.", murmelte er sichtlich überfordert, weil ich eingelenkt hatte. „Wie? Plappermaul Jumper findet keine Worte?", scherzte ich und er streckte mir sein kleines Eichhörnchen-Zünglein entgegen.

„Also gut, dann fang ich an.", meinte ich und er nickte. „Du hast erwähnt, dass du einen besten Freund hattest. Jetzt nicht mehr?", fragte ich neugierig.
„Nein.", brummte er als Antwort. „Was ist passiert?", hakte ich nach. „Will ich nicht sagen.", meinte er bloss abweisend und ich beliess es dabei.

Nach einigen Minuten des Schweigens, hörte ich, wie er Luft holte und ich wusste, dass er zu erzählen begann. „Du musst nicht, wenn du nicht willst.", unterbrach ich ihn, bevor er angefangen hatte. „Schon okay. Ich will, dass du es weisst.", antwortete er und ich fühlte mich geehrt.

„Er und ich waren seit klein auf immer die besten Freunde. Er war zwei Jahre jünger als ich, aber er wollte trotzdem immer mit mir spielen. Wir machten alles zusammen. Auch später auf der Schule, waren wir in den Pausen immer zusammen. Er war im Basketballteam und sehr begehrt unter den Mädels. Dadurch, dass ich mit den Jungs herum hing, gehörte ich automatisch zu den Beliebten. Als ich mich dann verwandelte und eines der hübschesten Mädchen meine Mate sein sollte, lehnte sie mich ab. Er stand zu mir und schlug ihr, trotz dass sie ein Mädchen war, ins Gesicht.
Später als er sich dann verwandelte, stellte sich heraus, dass nun er der Mate meiner ehemaligen Mate sein sollte. Er akzeptierte sie, trotz dass er wusste, was sie mir angetan hatte.
Dieser Verrat schmerzte mich fast mehr, als abgewiesen zu werden und so entschied ich mich, um die Welt zu reisen und ging."

Damit hatte ich definitiv nicht gerechnet und blieb abrupt stehen, weil ich so erschrocken davon war. „Tiana, alles okay?", sorgte er sich. „Mann, Milo. Ich würde am liebsten alle vermöbeln, die dich so dermassen verletzt haben. Du hast das überhaupt nicht verdient..", entwich es mir halb traurig, halb wütend.
Wie konnte man jemanden bloss so verletzen? Ich verstand die Welt nicht mehr.

„Schön, das zu hören.", lächelte er leicht und hüpfte auf meine Rücken, da es ihm zu anstrengend wurde, immer auf mein Tempo zu achten.
„Ich mein das ernst.", beteuerte ich und fing wieder an zu laufen.
Danach war sogar Milo eine Weile nicht zum Reden zumute und schwieg.

„Weisst du, als ich dich das erste Mal sah, wollte ich dich eigentlich fressen.", schmunzelte ich bei der Erinnerung daran. „Du hättest mich echt gefressen?", fragte er gespielt empört.
„Naja, was sollte ich tun, ich hatte Hunger.", lachte ich in Gedanken.
„Zum Glück hast du es nicht getan, sonst wärst noch immer alleine.", grinste Milo mich an.

„Vielleicht wäre das besser gewesen.", witzelte ich und musste lachen, als ich seinen beleidigten Blick sah. „Ich bin froh, dass ich es nicht getan habe.", fügte ich hinzu, als ich mich beruhigt hatte. „Ich auch.", sagte Milo mit verschmitztem Lächeln und wieder musste ich lachen.

„Warum wirst du überhaupt von diesem Mann gejagt?", stellte Milo mir die Millionen-Dollar-Frage. „Gut dass du fragst. Ich hätte nicht gewusst, wie ich das ansprechen sollte.", sagte ich und wartete, bis er mir aufmerksam zuhörte.

„Es ist wegen meiner Mutter. Sie hatte es geschafft, ihr Leben lang im Hintergrund zu sein, damit ihr Geheimnis unentdeckt blieb. Niemand, ausser ihr Vater und ihr Mate, wussten davon.
Damals waren sie in Sicherheit, in diesem Wald, der verflucht wäre. Niemand käme dort raus, der hinein ging und wenn doch, drehten die psychisch total durch. In diesen Wald will ich übrigens gehen.", fing ich an zu erzählen.

„Und was hat das mit deiner Mutter zu tun?", suchte er einen Zusammenhang.
„Es hat damit zu tun, dass ein Rudel dort drinnen lebt. Niemand weiss davon, denn es ist ein streng behütetes Geheimnis. Dieses Rudel ist voll mit Hybriden und Gestaltwandler, welche ausgestossen und gejagt wurden. Sozusagen ein Schutzrudel. Meine Eltern waren dort, als ihr damaliger Alpha im Dorf ausserhalb des Waldes sein Unwesen trieb. Meine Eltern sind beide Wölfe. Aber die Eltern meiner Mutter nicht. Mein Opa war ein Wolf, aber meine Oma, die nicht einmal meine Mutter kannte, war ein Tiger."

„Wow, dann hast du einen Hybriden als Vorfahrin.", staunte Milo nicht schlecht. „Warum jagt dieser Mann dich, wenn du voll und ganz Wolf bist?", schien ihm dies keinen Sinn zu ergeben.
„Ich bin voll und ganz ein Wolf, ja. Aber meine Sinne sind dennoch ausgeprägter, als bei normalen Wölfen. Jedoch nicht ganz so stark, wie bei einem Hybriden.", erklärte ich ihm und langsam schien es ihm einen Sinn zu ergeben.

„Meinst du, dieser alte Mann hat diesen verfluchten Wald gemeint, in welchem die Freunde deiner Eltern sind?", fragte Milo mich zögerlich.
„Ja, ich denke schon.", antwortete ich ihm etwas abgelenkt. „Cool.", wurde er sofort Feuer und Flamme für diesen Wald.

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Als es begann zu dämmern, suchten wir uns einen geeigneten Schlafplatz, bei welchem wir ein wenig geschützt waren. „Über was denkst du nach?", riss mich Milo aus meinen Gedanken und hielt mir ein paar Nüsse hin, die er auf dem Weg gesammelt hatte. Dankbar nahm ich sie entgegen und fing an, die erste zu schälen.

„Ach, ich hab mich bloss gefragt, was uns wohl erwarten wird.", winkte ich ab und lächelte ihn an. Doch ihn konnte ich nicht täuschen und er durchschaute mich sofort. „Du machst dir Sorgen.", traf er mit seiner Vermutung genau meine Gedanken. „Nicht der Rede wert.", versuchte ich davon abzulenken. „Das sieht für mich ganz anders aus. Was bereitet dir solche Sorgen?", hakte er nach.

Ich schwieg, in der Hoffnung, dass er es in Ruhe lassen würde, aber dieser kleine Funken erlosch, schon bevor er fragend seine Augenbraue hob. „Tiana.", sprach er meinen Namen fordernd. Dieser Ton in seiner Stimme liess mich aufblicken und ich sah direkt in seine fast schwarzen Augen, welche mich mit einer Mischung aus besorgt und noch etwas undefinierbarem musterte.

Seufzend liess ich meinen Kopf hängen, bevor ich tief Luft holte und meinen Kopf wieder erhob. „Was ist, wenn uns dieser Mann findet? Ich kann für keine Sicherheit garantieren. Du solltest wieder deinen eigenen Weg gehen, ich will nicht, dass du meinetwegen verletzt werden könntest."
Stur blickte ich geradeaus, da ich spürte, wie er mich anschaute und ich wusste, dass ich sofort einknicken würde, wenn ich seinen Blick sah. Und dies konnte ich mit nicht erlauben.

Milo rutschte ein Stück näher zu mir, sodass er direkt neben mir sass, legte einen Arm um mich und zog mich an sich. „Ach, Tiana. Wie oft muss ich dir noch sagen, dass ich gut auf mich aufpassen kann. Und wie auch schon der alte Mann erwähnt hat, sind wir auf dem selben Weg."
Schmunzelnd liess ich mich noch näher an ihn ziehen und platzierte meinen Kopf auf seiner Brust.

„Ich will doch bloss nicht, dass dir was geschieht.", murmelte ich gegen seine Brust, während ich gegen meinen Willen langsam in den Schlaf sank.
„Keine Sorge, mir geschieht schon nichts. Und jetzt schlaf gut.", flüsterte er in mein Ohr und strich mir sanft eine Strähne aus dem Gesicht.

Hybrid - Tochter einer halben WölfinWhere stories live. Discover now