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Unruhig wälzte ich mich hin und her, bevor ich panisch aus meinem Schlaf schrak. Mein Atem ging unregelmässig und mein Herzschlag pochte, als hätte ich einen Marathon hinter mir. Es war nur ein Traum. Mit diesem Gedanken, denn ich immer wieder wiederholte, wollte ich mich beruhigen, doch es zeigte keine Wirkung. Ich war zu aufgewühlt von diesem Traum, trotz dass es immer der selbe war. Vielleicht beruhigte ich mich heute so schwer, weil die Träume mich nicht mehr jede Nacht heim suchten, dafür jedoch umso stärker.

Plötzlich zogen mich zwei Arme an einen Körper, welcher mir beruhigende Worte zuflüsterte. Milo war in mein Zimmer gestürmt, ohne dass ich es bemerkt hatte und hielt mich fest.
Nach Halt suchend klammerte ich mich fest an ihn. Irgendwann, als ich mich zum grössten Teil beruhigt hatte, suchten mich die schlechten Gefühle heim. „Es tut mir leid.", schluchzte ich an seine Brust. Es tat mir wirklich leid, dass ich meine Wut an ihm ausgelassen hatte. Er konnte nicht mal was dafür.
„Alles gut.", murmelte er und zog mich enger an sich.

Es ging nicht lange und da war ich in seinen Armen eingeschlafen. Erst als er am nächsten Morgen aus dem Bett schleichen wollte, wachte ich wieder auf. „Bist du bereit?", fragte er mich leise. „Wofür?", stand mir die Verwirrung ins Gesicht geschrieben. „Daniel hatte mir gestern noch gesagt, dass es vielleicht besser wäre, wenn wir heute mit den anderen ins Training gehen, um zu lernen, wie man kämpft.", klärte er mich auf.

„Kämpfen?! Warum hast du mir das nicht schon gestern gesagt?", war ich sofort wach. Panik stieg in mir auf. Nicht weil ich nicht kämpfen konnte. Nein, das konnte ich sehr wohl. Mein Vater hatte mich fleissig trainiert und genau das war der Punkt. All die Erinnerungen kamen hoch und es schmerzte mich zutiefst. „Ich wollte, aber du warst nicht gut gelaunt.", sah er mich mit gemischten Gefühlen an.

„Tiana, was ist los?", fragte er besorgt, als ich mich schnell abwandte und die Träne wegwischte, welche hochgekommen war, als ich an meinem Vater dachte. „Ich weiss nicht, ob ich schon kämpfen kann.", murmelte ich mit gesenktem Blick. Ein Finger schob sich unter mein Kinn und hob es hoch, sodass ich gezwungen war, nach oben zu schauen. Sofort war ich in diesen fast schwarzen, mysteriös schimmernden Augen gefangen. „Du bist stärker, als du denkst. Vergiss das nie. Okay?", trichterte er mir ein. „Okay.", hauchte ich als Antwort, denn mehr brachte ich nicht zu Stande.

Wie gebannt sah ich ihm in die Augen und ich wusste nicht, was mit mir los war. Alles um mich herum drängte sich in den Hintergrund und schien unwichtig. Auch schaffte ich es nicht, den Blick abzuwenden. Milo machte ebenfalls keine Anstalten, den Blick abzuwenden, weshalb ich darin gefangen blieb. Das einzige was er tat war, den Kopf leicht zu senken und damit mir näher zu kommen.

Kurz bevor ich die Augen schliessen wollte, klopfte es an die Tür und der Moment war zerstört. Wollte ich mich gerade von ihm küssen lassen?! Verwirrt schüttelte ich den Kopf, um klare Gedanken zu kriegen, während Milo zur Tür lief und sie öffnete. Rhianna stand davor und sah uns erwartungsvoll an. „Seid ihr bereit?"
„Noch fünf Minuten.", sah Milo an sich herab und bemerkte, dass er noch nicht angezogen war. Genau so wenig, wie ich. Sie nickte und wir beeilten uns, so schnell wie möglich, um sie nicht zu lange warten zu lassen.

Frische Kleidung angezogen und notbedürftig die Haare zusammen gebunden, stand ich nach drei Minuten wieder an der Tür, bei welcher beide schon warteten.

Sie führte uns zu einer Lichtung, bei der schon einige Leute waren und wohl noch auf den Lehrer warteten. Rhianna erzählte uns, wie es damals für sie war und lockerte so unsere angespannte Stimmung auf. Auch erzählte sie, dass sie und Chantal sich am Anfang überhaupt nicht ausstehen konnten. „Na dann, viel Spass und lasst euch nicht runter kriegen.", winkte sie uns zum Abschied.
„Nervös?", fragte Milo mich und ich hörte in seiner Stimme, dass er es war. „Ein bisschen.", gestand ich und grinste ihn an. „Aber nicht so doll, wie du." Er grinste zurück und streckte mir frech die Zunge raus.

Bevor ich etwas erwidern konnte, kam schon der Lehrer, ein älterer Mann, und alle versammelten sich im Kreis um ihn herum. „Hallo liebe Schüler und Schülerinnen. Wie ihr vielleicht bereits schon gesehen habt, haben wir Zuwachs bekommen.", eröffnete er den Unterricht und zeigte auf uns. Etwas unsicher winkte ich in die Runde, bevor der Lehrer uns aufforderte, uns vorzustellen.

Milo machte den Anfang und nannte seinen Namen. „Welches Tier bist du?", wollte der Lehrer ebenfalls wissen.
„Ein Eichhörnchen.", antwortete er ohne zu zögern und ohne sich irgendwie fehl am Platz zu fühlen. „Okay, das ist was neues.", freute sich der Lehrer und das Getuschel in der Runde begann.
„Wie heisst du?", fragte der Lehrer nun mich. „Tiana. Ich bin ein Wolf.", fügte ich gleich mein Tier hinzu, damit er nicht nachfragen musste. „Okay, danke dir.", lächelte er mich an, bevor er sich zu allen wandte. Jedoch war er fast der einzige, der mir zugehört hatte, denn die Mädchen tuschelten aufgeregt miteinander und hatten zum Teil gerötete Wangen.

„Also gut.", klatschte der Lehrer einmal in die Hände und hatte sofort die Aufmerksamkeit aller Anwesenden. Er bestimmte jemanden, der sich aussuchen konnte, gegen wen er Kämpfen wollte. Der Anfang machte Damian, der mir kurz unauffällig zuzwinkerte und ein anderer Typ, den ich nicht kannte. Nach gut fünf Minuten war der Kampf vorbei und Damians Gegner lag, trotz guter Verteidigung, am Boden.

So ging es immer weiter. Der Lehrer nannte jemanden, der kämpfen sollte und dieser wählte seinen Gegner aus. Nach einigen Runden gewährte er uns eine kurze Pause, welche ich gerne annahm. Ich hatte zwar noch nicht gekämpft, doch das ewige Stehen war ich nicht gewohnt und setzte mir etwas zu. Während der ganzen Pause bemerkte ich, wie die Mädels Milo heimlich Blicke zuwarfen und schnell weg schauten, wenn er mal per Zufall in die Richtung blickte.

„Was für ein Kindergarten..", murmelte ich vor mich hin. „Was denn?", fragte Milo nach, denn offenbar hatte er es gehört. „Die Mädels.", meinte ich bloss. Milo sah mich fragend an, weshalb ich ihm erklären musste, was ich damit meinte. „Die starren dich die ganze Zeit an und wenn du deinen Blick in ihre Richtung schweifen lässt, schauen sie schnell weg. Die haben keine Eier, um einfach weiter zu glotzen."

„Ach und du schon?", neckte er mich, worauf hin ich überrascht zu ihm hoch sah. „Ja klar.", meinte ich bloss, bevor ich bemerkte, wie nah er mir gerade war und mich geradewegs anstarrte.
Verdammt! Ich war schon wieder in seinem Blick gefangen und war unfähig, was dagegen zu tun.

Meine einzige Rettung war der Lehrer, der uns wieder beisammen rief. Milo lächelte mich nochmals an, bevor er sich abwandte und wir ebenfalls zurück gingen. Nun hatte jemand Milo als Gegner ausgesucht. Ich kannte ihn nicht, aber er war mir auf den ersten Blick schon unsympathisch. Er hatte braune Haare, dunkelbraune Augen und von mittlerer Statur. Mit einem hinterlistigen Grinsen hatte er sich Milo als Gegner ausgesucht, weil er dachte, dass er leicht zu besiegen wäre. Aber da hatte er sich getäuscht. Milo war sehr geschickt und flink, was ihn einen Vorteil verschaffte, doch hatte er nicht genug Kampferfahrung, um den Gegner zu besiegen.

Nach einer Weile brach der Lehrer den Kampf ab und wählte jemanden anderes. Es war einer, der bei den Zwillingen stand und ich davon ausging, dass er deren Freund war. Seine grauen Augen, welche unter dem blonden Haar hervor blickten, fixierten mich und er wählte mich als Gegner aus.

Hybrid - Tochter einer halben WölfinTempat cerita menjadi hidup. Temukan sekarang