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„Na, hat es euch geschmeckt?", fragte uns die Dame von vorher, während sie unsere leeren Teller vom Tisch nahm.
„Ja danke.", antworteten wir ihr gleichzeitig und die Frau lächelte wieder freudig und lief davon.
„Wieso hast du vorher gesagt, dass wir vielleicht eine Nacht länger bleiben?", stellte ich ihm nun die Frage, die sich seit unserer Ankunft nicht aus meinem Hirn drängen liess. „Weil ich denke, dass wir uns mal umsehen sollten und auch umhören, vielleicht ist das hier ja das Dorf, welches der alte Mann gemeint hatte. Und eine kleine Erholung würde uns nicht schaden.", zwinkerte er mir zu.

„Ja stimmt, da hast du recht.", überlegte ich laut und stimmte ihm zu.
Bevor er etwas erwidern konnte, kam auch schon wieder die Frau an unseren Tisch. „Mögt ihr noch eine Nachtisch haben?", hielt sie uns eine Karte vor die Nase. Überfordert blickte ich zu Milo, der mir ansah, dass die Frau mir auf den Keks ging und antwortete für mich. „Gerne.", war alles, was er dazu sagte, lächelte sie an und nahm die Karte entgegen.

„Tiana, alles okay?", fragte er mich, sobald sie ausser Hörweite war. „Sie ist mir irgendwie unheimlich. Sie schaut uns die ganze Zeit an, fast als überprüfe sie, ob wir wirklich ein Paar sind oder nicht." Überrascht blickte er zuerst in die Karte und erst danach zu der Frau, um nicht auffällig zu wirken. „Du hast recht.", flüsterte er schnell, bevor er ein aufgesetztes Lächeln in seinem Gesicht erschien. „Habt ihr schon was ausgesucht?", fragte sie höflich und blickte uns eindringlich an.

„Ja, wir nehmen bitte einmal den Nachtisch für zwei.", antwortete er für uns. Mit einem zufriedenen Strahlen im Gesicht wandte die Frau sich wieder um und ging. „Jetzt wo du es erwähnt hast, fällt es mir auch auf.", flüsterte er mir zu. „Was denkst du? Ist sie gefährlich?", wollte ich seine Meinung darüber wissen. „Hmm. Ich weiss nicht genau. Vielleicht ist sie bloss nicht überzeugt von uns.", meinte er und wandte den Blick von der Frau.

„Meinst du, sie lässt uns in Ruhe, wenn wir sie überzeugt haben?", rutschte mein Gedanken aus dem Mund. „Wie meinst du das?", sah er mich fragend mit schrägem Blick an. Er suchte nach einem Anhaltspunkt, der ihm verriet, was ich gedacht hatte. „Keine Ahnung. Vielleicht glaubt sie es eher, wenn wir Händchen halten.. Vielleicht lässt sie uns dann endlich in Ruhe.", erklärte ich ihm. Zuerst war er leicht geschockt oder eher überrascht von meinem Vorschlag, doch nach und nach ergab es ihm immer mehr Sinn.

„Okay, lass es uns ausprobieren.", stimmte er mir zu und schloss seine Hand sanft um meine, die auf dem Tisch lag. Unauffällig riskierte ich einen Blick zu der Frau und sah tatsächlich, dass sie uns beobachte und ein kleines Lächeln aufsetzte, als sie sah, dass wir uns an den Händen hielten. „Ich glaub es funktioniert.", lächelte ich ihn an, als ich meinen Blick von der Frau wieder abwandte.

„Psst. Sie kommt wieder.", flüsterte er und blickte zu der Frau, die mit unserem Nachtisch bei uns angelangt war. „Geniesst es. Wenn ihr noch einen Wunsch habt, ich bin gleich dort drüben.", sagte sie uns und verschwand wieder in die Richtung, aus welcher sie gekommen war.

Während wir assen, spürte ich immer wieder die Blicke, die uns die Frau zuwarf. Ich fand es sehr komisch, denn es war nicht so, dass wir die einzigen hier im Restaurant waren. An ein paar Tischen verteilt sassen Pärchen, von denen sich einige davon nicht einmal richtig ansahen, geschweige denn miteinander unterhielten.

„Komm wir gehen.", meinte er und zog mich vom Stuhl. Fast hätten wir es geschafft, ohne weiteres ins Zimmer zu kommen, als uns ein junger Typ aufhielt, bevor wir die Treppe hoch konnten. „Hey, Bock zu feiern? Heute Abend findet hier im Restaurant eine 90er-Party statt.", sprach er uns an und drückte mir einen Flyer in die Hand. „90er-Party?", fragte Milo verwirrt. „Ja Mann. Da werden lauter Songs aus den 90er-Jahren gespielt.", grinste er und ich hätte wetten können, dass der irgendetwas intus hatte.

„Na mal schauen.", meinte er bloss und zog mich schnell die Stufen empor. „Der hat doch definitiv etwas intus.", murmelte er, während er den Schlüssel aus seiner Hosentasche kramte. „Genau das dachte ich auch.", schmunzelte ich und schlug bei ihm ein, als er seine Hand hob.

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Eigentlich hatten wir vor, endlich mal ausgiebig zu schlafen, doch die Party stellte sich als lauter heraus, als wir dachten. Das ganz Haus schien von der Musik durchdrungen zu sein. Doch es lag einfach nur daran, dass unser Gehör um einiges ausgeprägter war, als das der Menschen. Stöhnend presste ich mir das Kissen über den Kopf, was auch nicht wirklich half. „Komm, wir gehen hin.", zog Milo am Kissen. „Zur Party?", fragte ich ihn verblüfft und sah, dass er angezogen war.

„Ja, schlafen können wir bei diesem Krach sowieso nicht.", schien er leicht genervt von der Lautstärke. „Na gut, gib mir fünf Minuten.", stimmte ich ihm zu und schleppte mich ins Badezimmer. Schnell machte ich mich frisch und zog mich an. Ich hatte bloss mein Oberteil und die Unterwäsche anbehalten, da es mit einer Hose nicht so bequem war zu schlafen.

„Bereit?", fragte er mich, sobald ich die Tür öffnete und aus dem Badezimmer trat. „Bereit, wenn du es bist.", grinste ich ihn an und folgte ihm nach unten.
Ja weiter wir nach unten kamen, desto lauter wurde die Musik. Kaum öffneten wir die Tür zum Restaurant, sahen wir, dass einiges los war. Leute tanzten auf einer freigemachter Fläche und tranken Alkohol bis zum Umkippen. Dementsprechend roch es hier auch so.

„Willst du was trinken?", fragte Milo mich und zog mich zur Bar rüber. „Ja gerne.", versuchte ich durch die laute Musik hindurch zu sagen. Er beugte sich über die Bar zum Barkeeper und bestellte etwas, dessen Namen ich nicht verstanden hatte. Kaum hatte er zwei Getränke in der Hand suchten wir uns ein Platz, an welchem wir in Ruhe unsere Getränke trinken konnte. Doch das stellte sich als schwieriger heraus, als ich mir dachte.

Milo schien etwas gefunden zu haben, denn er steuerte eine Richtung an und ich folgte ihm. Erleichtert lächelte ich ihn an, als ich sah, dass er einen freien Stehtisch, der eher am Rande des Geschehens stand, gefunden hatte.
„Was ist das?", fragte ich ihn und zeigte auf das Getränk. „Probier doch mal.", zwinkerte er mir zu und neugierig wie ich war, nahm ich einen Schluck. Es war echt lecker, aber ich konnte nicht ausmachen, was alles da drin war.

„Ist echt gut.", lächelte ich und er lächelte zurück. „Willst du später tanzen?", fragte er mich. „Nein, lieber nicht. Ich kann nicht tanzen.", musste ich bei dem Gedanken daran lachen. „Okay, gut, ich nämlich auch nicht.", stimmte er meinem Lachen mit ein.
„Ich muss dir was gestehen.", schrie ich ihm durch die Musik zu. „Was denn?", sah er mich mit grossen Augen an.

„Ich war noch nie auf einer Party.", gestand ich und eine leichte Röte stieg mir in die Wangen. „Das ist deine erste?", fragte er ungläubig nach. Ich nickte und sah beschämt auf mein Glas runter. Alle waren schon auf Partys gewesen, doch ich hatte meine letzten Jahre auf der Flucht verbracht und nie die Gelegenheit dazu. Wieso ich mich dafür schämte, wusste ich nicht. Milo griff nach meiner Hand, was mich überrascht aufblicken liess. „Das ist doch kein Problem. Nichts wofür du dich schämen musst.", lächelte er mich aufmunternd an. „Willst du nochmal was?", fragte er und deutete auf mein leeres Glas. „Ja, gerne.", nickte ich und lächelte ihn an. „Warte hier, ich hole schnell die Getränke.", flüsterte er in mein Ohr und verschwand in Richtung Bar.

Hybrid - Tochter einer halben WölfinWhere stories live. Discover now