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Leicht verärgert über die Mädels drehte ich den Kopf weg von Milo, zu meinem anderen Sitznachbar und blickte direkt in haselnussbraune Augen. Die gehörten aber nicht dem Alpha, was mich vermuten liess, dass dies einer seiner Söhnen sein musste. „Hi.", begrüsste er mich freundlich und schenkte mir ein Lächeln. „Hallo.", grüsste ich zurück und sah ihn mir genauer an. Er hatte dunkelbraune, gelockte, verwuschelte Haare und perfekte Gesichtszüge. „Schön dich wieder zu sehen.", fuhr er fort, was mich ziemlich verwirrte. Wieder?!

In meinem Kopf ging ich alles ganz genau durch und suchte eine Begegnung mit ihm. „Ich war in meiner anderen Gestalt. Tut mir übrigens leid, dass ich euch angegriffen habe."
„Du bist der junge Löwe!", rutschte es verblüfft aus mir raus und er schmunzelte, was mir Bestätigung genug war. „Ich bin Liam.", stellte er sich vor und hielt mir höflich die Hand hin. Überrascht starrte ich kurz bloss auf die Hand, bevor ich sie nahm, schüttelte und mich ebenfalls vorstellte. Das muss wohl der Gentleman sein.

„Tiana.", verriet ich ihm meinen Namen. „Was für ein schöner Name und noch eine schönere Lady.", bemerkte jemand, der sich gerade neben Liam setzte. Mein Blick huschte zu ihm und ich stellte fest, dass er genau gleich aussah, wie Liam. Sie glichen sich wie ihr Spiegelbild. Das einzige, was ihn von Liam unterschied, waren seine Augen. Sein Zwillingsbruder hatte blaugraue Augen und eine kleine Narbe neben seiner rechten Augenbraue, was ihn aber nicht unattraktiver aussehen liess.

„Hi, ich bin Damian, Liams älterer und schönerer Zwillingsbruder.", stellte er sich vor und zwinkerte mir zu. „Fünf Minuten und wir sehen beide gleich aus.", bemerkte Liam und rollte belustigt mit den Augen. „Wie dem auch sei.", grinste er kurz seinen Bruder an, bevor er seinen Blick wieder mir widmete. „Darf ich dich hier rumführen?"

„Das hab ich schon getan, Damian. Und so viel ich weiss, solltest du doch auf deine Schwester aufpassen.", mischte Rhianna sich ein und sah ihren Sohn vorwurfsvoll an. „Ja, Mama.", gab er klein bei. „Also, wo ist sie?", hakte sie nach und er zeigte nach vorne zu einer Gruppe Kinder, die zusammen assen. „Ich will, dass du sie nachher zu Papa bringst. Und das ohne einen Umweg.", sagte sie ihm bestimmend und er nickte. „Tja, nächstes Mal würde ich mir zwei Mal überlegen, welchen Stuss du anrichtest. Sonst bekommst du nochmals Strafarbeiten.", provozierte Liam ihn grinsend.

Sobald ich mein Teller leer hatte, entschuldigte ich mich, stand auf und ging auf die Toilette. Die schwärmenden Mädels um Milo herum hielt ich nicht mehr aus und so blieb ich ein bisschen länger auf dem Klo sitzen. Während dem Händewaschen betrachtete ich mich im Spiegel, doch alles was mir entgegen sah, war bloss ich. Nichts spezielles oder wunderschönes.

Die Tür ging auf und zwei Mädels betraten den Raum. Die eine schwärmte von einem gut aussehenden Typen und ich flüchtete so schnell es ging aus dem Raum. Ich hatte keine Lust, mir solches Zeug anzuhören.
Draussen setzte ich mich auf einen Stein und atmete bewusst ein paar Mal ein und aus. In mir war eine Wut erwacht, die ich nicht zuordnen konnte, was mich ein kleines bisschen beängstigte.

„Was tust du so alleine hier draussen?", hörte ich jemanden, der sich ziemlich nahe neben mich setzte. Als ich aufschaute, erkannte ich, dass es Damian war, der mich aus nächster Nähe anblickte und verschmitzt lächelte. „Eigentlich wollte ich meine Ruhe.", antwortete ich ohne zu zögern, da es eine Zurechtweisung sein sollte.
„Das glaub ich dir nicht.", ignorierte er es und stellte die nächste Frage, während er mich sanft anstupste.„Welches Tier bist du?"

„Ich bin ein Wolf. Und du?", stieg ich gezwungenermassen ins Gespräch ein.
„Cool, ich auch.", grinste er mich sofort an und seine blaugrauen Augen leuchteten ein wenig. „Du bist kein Löwe, wie dein Zwillingsbruder?", fragte ich verblüfft. Damian schüttelte belustigt den Kopf. „Nein, das und die Augen sind das einzige, was uns voneinander unterscheidet.", grinste er weiterhin. „Da bin ich mir nicht so sicher.", murmelte ich bloss, doch er verstand es klar und deutlich. „Stimmt. Ich bin ausserdem der hübschere.", zwinkerte er mir zu und ich schnaubte als Antwort. Das hatte ich damit definitiv nicht gedacht. „Musst du nicht auf deine Schwester achten?", erinnerte ich ihn, in der Hoffnung, endlich ein wenig alleine zu sein. „Oh shit!", sprang er erschrocken hoch. „Wir sehen uns.", zwinkerte er mir noch einmal zu, bevor er davon rannte.

Endlich alleine, zog ich meine Beine an meinen Körper und legte meinen Kopf mit dem Kinn darauf. Ich beobachtete, wie Leute aus der Halle kamen, sich zum Teil verwandelten und ihren Weg einschlugen. Irgendwann sank ich in meine Gedanken und alles um mich herum war nur noch nebensächlich.
„Hallo.", riss mich eine Mädchenstimme aus den Gedanken. Vor mir stand ein zehnjähriges Mädchen mit braunen, lockigen Haaren und grünen Augen. „Hallo.", grüsste ich sie zurück. „Bist du neu hier?", fragte sie mich neugierig. „Ja.", antwortete ich kurz und knapp.

„Du bist nicht so gesprächig.", bemerkte sie, was mich zum lächeln brachte. „Nein."
„Ich bin Lisa.", stellte sie sich vor und lächelte mich erwartungsvoll an. „Tiana.", nannte ich ihr meinen Namen. „Ist der andere Typ mit dir hergekommen?", löcherte sie mich immer weiter. Sofort huschten meine Gedanken zu Milo, was ein Lächeln in meinem Gesicht erscheinen liess. Doch bevor ich ihr antworten konnte, wurde sie gerufen und sie rannte weg. Dann erinnerte ich mich, wie all die Mädels sich um Milo drängten und das Lächeln verschwand wieder.

Verärgert erhob ich mich vom Stein und lief etwas abseits zurück zu unserer Unterkunft. Dort angekommen, liess ich mich wie ein Sack Kartoffeln aufs Sofa fallen und blieb so liegen.
Ich wusste nicht, wie lange ich so da lag, bis Milo endlich kam. „Ach da bist du.", begrüsste er mich mit einem Grinsen. „Ich dachte schon, du wärst abgehauen." „Nein.", antwortete ich auch ihm kurz und knapp. Meinen Ärger konnte ich nicht unterdrücken, was man in diesem einen Wort deutlich hören konnte.

„Was ist denn los?", sorgte er sich sofort. „Nichts.", meinte ich bloss und starrte gerade aus an die Wand. „Gefällt es dir hier nicht?", liess er nicht locker. „Doch. Aber nicht so, wie dir.", fuhr ich ihn an. Kurz sagte er nichts mehr, doch dann erschien langsam ein Grinsen in seinem Gesicht.
„Ist da jemand eifersüchtig?", grinste er mich provokativ an. Perplex drehte ich meinen Kopf zu ihm und sah ihn fassungslos an. „Ich? Eifersüchtig?", fragte ich ihn und er nickte. Ja!, schrie mein Kopf. „Nein!", sagte ich etwas zu laut.

„Aber deswegen muss ich mir noch lange nicht ansehen, wie all die Mädels sich an dich ran machen.", fauchte ich ihn an, während ich aufstand. „Tiana.", lächelte er mich gequält an, was mir irgendwie das Herz brach. „Nein, komm mir nicht so! Ich will nicht zusehen, wie alle sabbern, wenn du an ihnen vorbei läufst. Das kannst du gerne tun, aber ohne mich!", wies ich ihn zurecht, bevor ich aufgebracht in mein Zimmer stürmte und die Tür etwas grob schloss.

Wütend liess ich mich aufs Bett fallen und stiess die ganze Luft aus meinen Lungen. Mit aller Kraft kämpfte ich gegen die Tränen, die in mir hoch stiegen. Kurze Zeit später klopfte es an der Tür. „Geh weg.", sagte ich mit dem letzten bisschen Selbstbeherrschung, die ich noch aufbringen konnte, bevor ich kraftlos langsam in den Schlaf sank.

Hybrid - Tochter einer halben WölfinWhere stories live. Discover now