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Wieder einmal panisch riss ich meine Augen auf und knurrte um mich herum, bis ich realisierte, dass ich wieder den ein und den selben Traum hatte, wie die letzten drei Jahre. Milo erschrak sich nicht einmal mehr, da er dieses Ritual seit zwei Wochen miterlebte und wusste, dass ich jeden Morgen auf die selbe Art aus meinem Schlaf gerissen wurde.

Vorsichtig näherte er sich mir und kraulte mich hinter den Ohren. Skeptisch sah ich ihn an, liess es jedoch zu, da es unheimlich gut tat. „Wieder schlecht geträumt?", fragte er mich besorgt und ich liess ein abfälliges Schnauben meine Antwort sein.

„Ich hab was für dich.", lächelte er und zeigte auf ein paar Nüsse, die er gesammelt hatte. Genau in diesem Moment meldete sich mein Magen und Milo grinste, während ich zum Glück nur unter meinem Fell rot anlief.
Schnell verwandelte ich mich in einen Menschen. „Hast du nicht geschlafen?", fragte ich ihn, da er wach war, als ich eingeschlafen war und als ich aus meinem Schlaf schreckte.
„Doch, aber ich brauch nicht so viel Schlaf.", zuckte er mit den Schultern.

„Das ist doch dein Vorrat, den will ich dir nicht weg futtern.", lehnte ich die Nüsse ab, als er mir sie hinhielt.
„Tiana, ich brauch keinen Vorrat, wenn wir weiter ziehen.", meinte er und streckte mir eine Hand voll Nüsse entgegen. Dankbar formte ich meine Hände zu einer Schüssel und Milo liess die Nüsse hinein purzeln. „Danke.", bedankte ich mich bei ihm, während ich die erste Nuss in meinen Mund schob.

„Gerne.", meinte er bloss und sah sich um. „Was denkst du, in welche Richtung wir nachher weiter gehen sollen?"
So gerne ich Gesellschaft hatte, so war ich mich daran gewohnt, dass es still war. Und durch Milo war es definitiv nicht mehr still, an was ich mich noch gewöhnen musste.
„Wie wärs, wenn wir uns verwandeln, damit ich meine Ruhe habe.", meinte ich leicht gereizt, doch Milo grinste nur und verwandelte sich.

Kaum war er ein Eichhörnchen, verwandelte ich mich wieder in einen Wolf und wollte mich schon an die Ruhe gewöhnen.
„Du dachtest doch nicht wirklich, dass wir nicht kommunizieren können, oder?" , unterbrach Milo meine Freude und grinste mich schadenfroh an.
„Ach du scheisse.. erschrick mich nicht so!", entfuhr es mir erschrocken. „Wieso kann ich dich hören?"

„Weil wir beide keinem Rudel angehören und zusammen unterwegs sind.", erklärte er mir. „Also, wir haben eine Menge Zeit um zu schwatzen und uns kennen zu lernen.", fuhr er putzmunter fort.
„Oh Mann..", seufzte ich in Gedanken und rollte mit den Augen. „Kann ich nicht einfach meine Ruhe haben?"

„Tiana, jetzt sei doch nicht so. Wir reisen nicht ohne Grund zusammen.", meinte er leicht beleidigt, weil ich keine Lust hatte zu reden.
„Nicht? Was ist denn der Grund?", fragte ich nach.
„Keine Ahnung, aber es wird bestimmt einer geben.", sprach er fröhlich weiter.

„Willst du mir nicht endlich sagen, was dich jeden Morgen panisch aus deinem Schlaf reisst?", fragte Milo nochmals nach.
„Nein.", blieb ich mürrisch bei meinem Entscheid. Ich hatte nicht die Kraft dazu, darüber zu reden.

„Okay. Na dann, über was willst du reden?", fragte er weiter und ignorierte die Tatsache, dass ich überhaupt keine Lust zu reden hatte.
Während er also vor sich hinplapperte, fing ich an zu laufen und er trottete neben mir her.

Zwei Stunden später pochte mir der Schädel, da er noch keine Minute still gewesen war. Ab und zu hatte ich mir fast Sorgen gemacht, dass er keine Luft mehr kriegte.

„Sei schnell still.", zischte ich ihn an und zu meiner Überraschung war er tatsächlich still. Trotz Milos Geplapper hatte ich Kindergeschrei gehört. Und nun, als er endlich ruhig war, bestätigte sich, was ich gehört hatte.
„Da sind Kinder im Wald. Ich glaub die Spielen.", warnte ich ihn. „Schnell verwandle dich, wenn die uns so sehen, kriegen die Angst.", sagte ich schnell, doch bevor ich mich verwandelte, hörte ich noch seine Stimme im Kopf.
„Die hätten Angst vor dir, aber bestimmt nicht vor mir."

Sobald ich als Mensch aufrecht stand, strich ich schnell meine Kleider zurecht und sah zu Milo. Er sass noch immer als Eichhörnchen auf einem Ast auf meiner Augenhöhe und sah mich aufmerksam an. „Okay, ja stimmt. Die hätten bloss Angst vor mir und nicht vor dir." Bevor ich weiter ging, streckte ich meinen Arm zu ihm aus. „Na komm, du kannst auf meine Schulter kommen und dich ein wenig ausruhen."

Das liess er sich nicht zwei Mal sagen, denn er hüpfte schnell über meinen Arm auf meine Schulter. „Jumper.", schmunzelte ich und erntete dafür eine kleine Ohrfeige von ihm, was mich zum Lachen brachte. „Wehe du tust das wenn du ein Mensch bist. Als Eichhörnchen lass ich es dir durchgehen."

Da ich keine Lust hatte, den Kindern zu begegnen, lief ich einen grossen Bogen um den Lärm herum.
Doch ein Kind schaffte es trotzdem und stand plötzlich vor mir. „Hallo.", sah das kleine Mädchen mich mit grossen Augen von unten rauf an. „Hallo.", grüsste ich zurück und wollte schon weiter laufen.
„Ist das dein Eichhörnchen?", fragte das Kind, ohne darüber nachzudenken, dass ich gefährlich sein könnte.
„Ja, cool was?", grinste ich sie an und Milo auf meiner Schulter protestierte.

„Wie heisst es denn?", fragte das Kind weiter. „Ich nenn ihn Jumper.", antwortete ich und Milo zog mich am Ohr. „Ich glaub er mag seinen Namen nicht.", meinte das Kind.
„Nein, er mag ihn nicht.", bestätigte ich. „Was machst du da draussen?", fragte ich, um sie von Milo abzulenken.
„Wir campen hier mit der ganzen Schulklasse!", schrie sie freudig.

„Lisa, da bist du ja, wir haben dich überall gesucht.", hörte ich eine männliche Stimme hinter mir. „Gucken Sie, sie hat ein Eichhörnchen.", zeigte das Mädchen auf mich und erst jetzt sah der Mann mich. Als ich zu ihm blickte, gefror mir das Blut in meinen Adern und ein eiskalter Schauer lief mir über den Rücken. Es war einer der Männer, welche meine Eltern getötet hatten!

Auch er schien mich erkannt zu haben, beherrschte sich aber in der Nähe des Mädchens. „Aber Lisa, du kannst nicht wissen, ob diese fremde Frau gefährlich ist oder nicht. Komm, ich bringe dich zurück zu den anderen.", griff er das Mädchen an der Schulter und führte es zurück zu den anderen.
Tzz.. wer ist hier bitte gefährlich?!

Kaum hatten sie sich einige Meter entfernt, nahm ich meine Beine in die Hand und rannte so schnell ich konnte. Sobald ich mir sicher war, dass mich niemand sah, verwandelte ich mich während dem Rennen in einen Wolf. Milo sprang von Baum zu Baum und hielt mit keinerlei Mühe mit.
„Tiana, was ist denn los?", fragte er mich, als er merkte, dass ich nicht anhalten würde. „Später, Milo.", wich ich ihm aus. „Nein, jetzt!", protestierte er, sprang präzise auf meinen Rücken und hielt sich fest.

„Sag jetzt endlich, was los ist!", schrie er mich an und zupfte an meinem Fell.
„Milo lass das, ich will nicht darüber reden!", fuhr ich ihn wütend an.
„Mir doch egal.", nervte er mich weiter.
„Hat es was mit deinen Träumen zu tun?", fragte er weiter, als ich keinen Laut von mir gab.
„Ich wette das tut es.", meinte er und plapperte immer weiter auf mich ein.

Ein Fluss in der Nähe war perfekt, um meine Spur zu verschleiern. Ohne zu zögern sprang ich hinein und wurde von der Strömung mitgerissen, welche ich total unterschätzt hatte.

Hybrid - Tochter einer halben WölfinWhere stories live. Discover now