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Ein Poltern an der Tür riss mich aus dem Schlaf und ich sass schweissgebadet und stocksteif in meinem Bett. Geschlafen hatte ich nicht wirklich, es war eher ein unruhiges Herumwälzen gewesen, welches sich durch die ganze Nacht zog und mich vom Tiefschlaf abhielt. Als es wieder klopfte, schwang ich meine Beine über die Bettkante und schlurfte zur Tür, sobald ich endlich auf den Beinen stand.

Die Muskeln meldeten sich bei jeder Bewegung und brannten wie die Hölle. Draussen vor der Tür stand Malea, deren Lächeln verschwand, als sie mich erblickte. „Du siehst ja schrecklich aus.", rutschte es ihr aus dem Mund. Ich nickte bloss und liess die Tür offen, als ich mich von ihr abwandte und mich fürs Training umzog. Meine Haare hatte ich notbedürftig zu einem Dutt zusammen gebunden und nun spritzte ich zur Erfrischung schnell Wasser in mein Gesicht.

„Was ist geschehen?", fragte sie mich, als ich ihr nichts von gestern erzählte.
„Nichts. Ich muss gehen, sonst komm ich zu spät ins Training.", antwortete ich ihr monoton und ging auf den Ausgang zu. „Oh nein, du bleibst schön hier, bis ich weiss, was mir dir los ist.", fasste sie mich an der Hand und hielt mich von meinem Vorhaben ab. Ich hätte ihr meine Hand locker entreissen können, aber die Geste selbst liess mich inne halten.

Überrascht sah ich ihr in die Augen und stellte fest, dass sie es ernst meinte und mich nicht gehen liess, bis ich es ihr erzählt hatte. Ohne dass ich es wollte, drangen sich Tränen in meine Augen und eine kullerte meine Wange runter. „Er erwidert deine Gefühle nicht?", fragte sie mich fassungslos. „Ich hätte schwören können.." „Nein.", unterbach ich sie mit gebrochener Stimme, weshalb ich heftig meinen Kopf schüttelte.

„Ich war zu langsam.", sagte ich bloss. „Wie, zu langsam?", verstand sie nicht, was ich meinte. „Er war nicht alleine, als ich ihn endlich besuchen durfte. Sie hat sich über ihn gebeugt und ihn geküsst.. Ich war zu langsam.", verschleierte sich meine Sicht, als ich daran zurück dachte. Mein
Herz zog sich schmerzhaft zusammen und mein Magen begann zu rebellieren. „Wer?", fragte sie mich geschockt und verärgert zugleich.

„Tiana, sag mir wer!", forderte sie, als ich nicht antwortete. „Christina.", hauchte ich ihren Namen bloss, bevor meine Stimme gänzlich versagte. Wut stieg in Malea empor, das konnte ich ganz deutlich sehen. „Lass es, es bringt nichts. Dafür ist es zu spät.", hielt ich sie von ihrem Vorhaben ab. Ihr Atem stockte, als sie die Traurigkeit in meinen Augen sah. „Was kann ich für dich tun?", fragte sie und kam einen Schritt auf mich zu.

„In Moment nichts. Ich möchte bloss trainieren gehen.", antwortete ich ihr monoton und verschwand nach draussen. Es war mir egal, dass ich die Tür nicht abgeschlossen hatte, sollten die doch gleich alles rauben, was noch da war!

Wie ein Häufchen Elend setzte ich mich mitten auf die Wiese, auf welcher wir gestern trainiert hatten und wartete, bis jemand kam. Die beiden Männer kamen, keine Minute später und wechselten einen kurzen Blick, als sie mich entdeckten. „Hallo Tiana.", begrüssten sie mich. Ein einfaches, gefühlloses Hallo kam über meine Lippen und ich rappelte mich auf.

„Was tun wir heute?", fragte ich, um mich von meinen Gedanken abzulenken. „Das selbe, wie gestern.", antwortete Daniel und ich begann zu rennen, ohne auch nur irgendwie zu jammern. Zu beginn protestierten meine Beine und brannten höllisch, doch mit der Zeit gewöhnte ich mich daran und ich konnte die Geschwindigkeit sogar steigern.

Wieder zurück wartete ich, bis ich neue Anweisungen bekam. „Ich sehe, du bist noch nicht ausgepowert.", bemerkte Nathan und grinste zu Daniel, welcher sein Grinsen erwiderte. „Na dann. Es heisst Kampftraining.", freute Daniel sich irgendwie darauf. Vielleicht hatte ich es mir auch bloss eingebildet, denn in der nächsten Sekunde war er total ernst und kein Anzeichen für ein Lächeln war zu sehen.

„Zeig, was du kannst.", forderte er mich auf und beobachtete jede meiner Bewegungen wachsam. Egal von welcher Seite und mit welcher Taktik ich angriff, er wusste es schon und hielt mich immer davon ab. Schweissgetränkt täuschte ich den letzten Angriff an, auf welchen er sogar tatsächlich rein fiel und ich somit einen sanften Treffer landete. Sanft, weil er schnell reagiert hatte und mich in letzter Sekunde abbremste. „Nicht schlecht.", sah er mich anerkennend an.

Doch mir reichte es nicht. Einen kleinen Treffer war nichts und mit dem würde ich mich niemals zufrieden geben. „Nicht gut genug.", entgegnete ich ihm und stellte mich wieder in Position. Ein kleines Lächeln zuckte um Daniels Mund und seine Augen blitzten herausfordernd auf. Nathan hielt ihn davon ab, indem er eine Hand auf seine Schulter legte. „Tiana, ich empfehle dir, dass du dringend was essen solltest. Wir trainieren dann morgen wieder.", sprach er ruhig zu mir, bevor er sich verabschiedete.

Rhianna kam auf die Lichtung auf uns zugelaufen. „Na, wie läuft das Training?", fragte sie in die Runde. „Könnte besser laufen, ich hab noch viel zu lernen.", antwortete ich mich selbst tadelnd. „Sie macht sich recht gut. Ihre Ausdauer war heute schon einiges besser und sie ist gewillt zu lernen.", lobte Daniel mich gleichzeitig.
Besorgt sah Rhianna mich an und musterte mich, was mir ziemlich unwohl war. „Ich glaub etwas zu essen wäre nicht schlecht. Malea wartet schon auf dich.", lächelte sie mir warm zu.

„Ich hab kein Hunger.", versuchte ich mich davor zu drücken. „Für dein Training ist ausgiebiges Essen sehr wichtig.", fügte nun auch Daniel hinzu.
Geschlagen nickte ich und verabschiedete mich von den dreien.
So langsam es ging schlenderte ich zurück und stellte mich unter die Dusche, die meinen ganzen Schweiss abwusch. Diesmal blieb ich nicht zu lange darunter, denn ich hörte schon wieder ein Poltern an der Tür.

Schnell rubbelte ich mich mit meinem Tuch trocken, zog mir frische Sachen über und öffnete die Tür. Malea stand lässig an den Türrahmen gelehnt da und wartete auf mich. „Wie war dein Training?", fragte sie mich, während wir zur Halle liefen. „Naja, ich könnte besser sein.", murmelte ich. „Ach was, das glaub ich dir nicht. Du schlägst dich bestimmt super.", zwinkerte sie mir zu.

Genau das konnte ich gerade gebrauchen. Jemand der fröhlich war und es auch ausstrahlte und damit die andere Person ansteckte. Malea war definitiv solch eine Person. Sie gab sich grösste Mühe, mich von meinen Gedanken abzulenken und mir ein kleines Lächeln ins Gesicht zu zaubern. Normalerweise gelang dies bloss Milo, doch diesmal wäre es auch ihr fast gelungen. Sobald ich den ersten Bissen im Mund hatte, merkte ich, wie hungrig ich war und begann so viel Essen wie es ging, auf ein mal in mich hinein zu stopfen.
Bis eine gewisse Person sich zu uns gesellte.

Hybrid - Tochter einer halben WölfinWhere stories live. Discover now