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Malea hatte Recht behalten. Kaum hatten wir mein Zimmer verlassen, konnten die Jungs ihre Augen nicht mehr von uns lassen. Doch Zeit um zu reden hatten wir nicht, denn an der Türe klopfte es. Einige Freundinnen von Malea und ein paar Typen standen vor der Tür und holten uns zum Fest ab. Schnell suchte ich Milos Blick und wollte mit ihm dahin gehen, doch Malea zog mich mit sich und so trafen sich unsere Blicke nur ganz kurz.

Als wir endlich einen gemütlichen Platz um eines der kleinen Feuer gefunden hatten, kam ein bisschen Ruhe rein. Endlich hatte ich die Gelegenheit mich richtig umzusehen. Um die unzähligen kleinen Feuer versammelten sich immer mehr Leute und assen etwas oder genossen die Atmosphäre. Heute war sogar der Alpha unter den Leuten und seine Frau lehnte sich friedlich an ihn. Ich hatte schon bemerkt, dass Daniel sich nicht oft unter die Leute mischte.

Liam hatte mir erzählt, dass noch immer einige Leute vor ihm Angst hätten und der Alpha sich im Hintergrund hält, weil er sich selbst als Gefahr sehe und nur durch Rhianna zu einem besseren Menschen wurde. Nathan hingegen erzählte mir, dass Daniel schon immer das Beste für seine Leute wollte und sich gut im Griff hätte, Rhianna aus ihm aber wirklich ein besserer Mensch gemacht hätte.
Ich nahm mir vor, ihn irgendwann mal zu fragen, warum einige Leute Angst vor ihm hatten.

Gerade beobachtete ich die kleinen Kinder, die herum tollten und keinerlei Sorgen hatten. Es war gerade ruhig ums Feuer, da die meisten etwas zu essen holten und so genoss ich den Moment. „Du bist wunderschön.", flüsterte mir plötzlich jemand in mein Ohr und in mir regten sich die ganzen Schmetterlinge im Bauch. Lächelnd drehte ich vorsichtig den Kopf in seine Richtung und sah Milo direkt in die Augen. Sie strahlten mir regelrecht entgegen und meine Wangen glühten unter solch einem intensiven Blick.

Bevor ich etwas erwidern konnte, kamen schon die anderen wieder zurück und setzten sich im Kreis zu uns. „Hey, lasst uns Wahrheit oder Pflicht spielen!", schlug eine von Maleas Freundinnen vor und alle stimmten ihrem Vorschlag zu. Oh Gott, wie kindisch.. Ich hatte gar keine Lust auf dieses blöde Spiel, bei welchem einfach nichts Schlaues geschehen konnte. Fragend sah ich zu Milo neben mir und bemerkte, dass auch er überhaupt keine Lust hatte. „Wollen wir uns ein bisschen entfernen?", fragte ich ihn in der Hoffnung, dass er zusagte. „Ja gerne.", leuchteten seine Augen begeistert auf und erhob sich.

„He, wo geht ihr denn hin?", fragte die, die das Spiel vorgeschlagen hatte. „Bleibt doch und spielt mit.", forderte uns ein Junge auf und nun lagen alle Blicke auf uns. „Na gut, aber nur kurz.", gab Milo sich geschlagen und setzte sich wieder neben mich. Er fühlte sich sichtlich unwohl und so legte ihm ihm so unauffällig, wie es nur ging, meine Hand an seinen Rücken und strich ein paar Mal darüber. Dankbar lächelte er mich an und in seinen Augen konnte ich sehen, dass da noch was war. Doch ich konnte es nicht zuordnen.

„Also gut, ich fange an.", sagte die, die das Spiel vorgeschlagen hatte und zeigte auf Malea neben ihr. „Pflicht.", antwortete sie mit einem Grinsen im Gesicht.
„Geh zu Alessio, flüstere ihm ins Ohr "du bist ein ekliger Perversling" und gib ihm eine Ohrfeige.", bestimmte sie Maleas Tat. „Pam.", nannte Malea sie warnend. „Er spielt nicht mit."
„Mir doch egal.", sagte Pam und deutete mit dem Kopf in Richtung Alessio.

Seufzend erhob Malea sich und ging auf ihn zu. Er hatte den Rücken zu uns gedreht und so tippte sie ihm auf die Schulter. Kurz sah ich freudige Überraschung in seinen Augen, welche aber schnell verschwand oder ich mir bloss eingebildet hatte. Malea stellte sich auf ihre Zehenspitzen und flüsterte ihm ins Ohr. Danach holte sie zu einer Ohrfeige aus und schlug ihm voll ins Gesicht. Er fasste sich an seine Wange und sah ihr nach, als sie sich umdrehte und zu uns zurück kam.

Sie setzte sich nicht mehr neben Pam, sondern gesellte sich an meine andere Seite, auf welcher noch ein Platz frei war. „Alles okay?", fragte ich sie leise, sodass nur sie mich hören konnte. „Später.", wisperte sie zurück und setzte ein Lächeln auf, bevor sie jemanden bestimmte. Sie zeigte auf ihren Cousin Damian. „Pflicht.", grinste er sie an. Sie trug ihm eine Aufgabe auf, doch ich bekam es nicht wirklich mit, denn ich war total in meine Gedanken versunken und registrierte nur am Rande, dass mehrere Runden gespielt wurden.

Bis Milo an die Reihe kam. Eine Freundin von Malea, Christina, zeigte auf ihn und er nahm Wahrheit, so wie anscheinend schon einige in der Runde. Hätt ich doch besser aufgepasst.. „Also gut. Wartest du auf deine Mate, dass du dich mit keiner von uns treffen willst?", fragte sie ihn. Mein Blick schoss nach oben und Milo neben mir wurde blass. „Wieso willst du sowas wissen? Jeder wartet doch irgendwie auf seine bessere Hälfte.", schaltete ich mich ein und wollte von Milo ablenken. „Weil er sich nicht wirklich für jemanden von uns interessiert.", sah sie mich leicht verärgert an und wandte sich wieder zu Milo. „Also?"

„Nein.", presste er knapp aus sich raus. „Was ist dann der Grund?", fragte sie weiter. „Halt, du darfst nur eine Frage stellen.", hielt ich sie auf. „Ach kommt schon, wir alle wollen das wissen.", zeigte sie auf die Mädels, welche nickten und gespannt zu Milo sahen.
Als ich zu ihm blickte, sah ich, wie er mit sich rang. „Milo, du musst nicht.", flüsterte ich ihm zu. Er entspannte sich leicht, doch nicht genug, um selbst zu antworten. Ich kannte ihn gut genug,  um zu wissen, dass er gerade einen Kampf mit sich selbst ausfocht. Sanft legte ich eine Hand auf seinen Arm, was tatsächlich half und er beruhigte sich.

„Du kriegst keine Antwort auf diese Frage.", giftete ich sie an. Sie starrte mich böse an, denn sie hatte meine Geste gesehen und man konnte ihre Eifersucht deutlich sehen. „Na gut, dann hab ich eine Frage für dich.", griff sie mich an und ich sah sie mit hochgezogener Augenbraue herausfordernd an. „Wie viele hast du geküsst?", grinste sie mich provokativ an. „Einen und es war der schönste Kuss, den ich je haben werde!", schoss es aus mir raus, bevor ich darüber nachdenken konnte und nahm meine Hand von Milos Arm. Oh scheisse..!

Christina fing an lauthals loszulachen, während Milos Blick zu mir schoss und ich vorsichtig und angespannt meinen Kopf zu ihm drehte. Er lächelte mich warm an, was mein Herz einen Sprung machen liess. „Das wusste ich nicht. Wenn ich das gewusst hätte, dass du noch keinen geküsst hast, dann hätte ich dich niemals danach gefragt.", flüsterte er mir zu, sodass nur ich es hören konnte. „Schon gut, ich wollte es so.", flüsterte ich zurück und lächelte ihn an.

Christina, die sich wieder beruhigt hatte, zerstörte unseren kleinen Moment, indem sie eine weitere Frage stellte. „Wenn du nur einen geküsst hast, wie willst du dann wissen, dass es der schönste Kuss gewesen war?"
Nun wich alle Farbe aus meinem Gesicht, nur um dann von weiss auf rot zu wechseln. Mit glühenden Wangen starrte ich auf den Boden. „Chrissy, es reicht.", griff Malea ein, doch sie liess nicht locker. „Nein, guck doch, wie sie sich schämt.", fing sie an mich auszulachen.

„Ich schäme mich nicht.", funkelte ich sie wütend an und erhob mich. Nun mit festem Stand fühlte ich mich einiges wohler. „Dann antworte doch auf meine Frage.", forderte sie mich auf und sah mir trotzig entgegen.
„Ich weiss es, weil..", begann ich, blickte schnell zu Milo, welcher mich erwartungsvoll ansah und antwortete ihr, während ich sie mit glühenden Wangen standhaft anstarrte.
„Ich weiss es, weil ich mich in ihn verliebt habe."

Hybrid - Tochter einer halben WölfinWhere stories live. Discover now