「 Kapitel 38 」

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Gerade setzte die Zwergin zum nächsten Sprung an, als ein weiterer ohrenbetäubender Brüller von Smaug kam. Ilèyn erschrak so heftig, dass sie den Absprung fast nicht bekommen hätte. Das machte sich dadurch bemerkbar, dass sie mit dem Schienbein gegen den Rand des Daches schlug, auf welches sie gesprungen war.
Die Schützin zog scharf die Luft zwischen den Zähnen ein und hievte sich ächzend nach oben.
"Dieser elende Drache..." gab sie entnervt von sich.
Sie hatte es nach oben geschafft und wandte ihren Blick wieder dem Drachen zu, welcher nun wutentbrannt auf den Turm zustürmte, das Maul weit aufgerissen, die Augen leuchteten vor Zorn.
Er hatte die Hälfte seines Weges zurückgelegt, als plötzlich ein gewaltiges Zucken Smaugs Körper durchfuhr. Ilèyn konnte nicht wirklich erkennen, was dort vor sich ging, doch mit einem Mal strauchelte der Drache, kippte nach vorne und ließ einen entsetzten und schmerzvollen Schrei hören.
Ilèyn sah mit geweiteten Augen zu, wie sich Smaug unter Gebrüll und unter Schmerzen windend den Himmel hinaufarbeitete. Der Drache erreichte eine beachtliche Höhe, bis keine Bewegung mehr in seinem Körper zu erkennen war. Es hatte den Anschein als würde er im Himmel verweilen, ohne eine Regung. Doch als Ilèyn weiter hinaufsah, bemerkte sie, dass er sich doch bewegte. Er fiel ungebremst nach unten auf die Stadt zu.
"Oh verdammt..." murmelte Ilèyn.
Sie wusste nicht, ob sie sich bereits außerhalb seiner Reichweite befand, den Eindruck hatte sie jedoch nicht gehabt, weswegen sie num schleunigst Abstand gewinnen musste. Sie wagte gar nicht, einen Blick nach oben zu werfen und rannte immer weiter und weiter, um die Dächer vor ihr hinter sich zu bringen.
Nun riskierte sie doch einen schnellen Blick nach oben und sah, wie der Drache wuchtig zwischen den Häusern aufschlug. Ein gewaltiger Krach ertönte, Holz splitterte, die Flammen schossen wie in einem Feuerwirbel in die Luft. Die zerstörerische Druckwelle des Aufpralls, durchfloss die angrenzenden Häuser und brachte diese zum Einsturz. Ilèyn hatte das Ende eines Daches erreicht und hechtete mit dem größten Schwung, den sie nehmen konnte nach vorne, um nicht unter den Trümmern begraben zu werden. Sie flog durch die Luft und landete nur wenige Sekunden später mit voller Wucht auf den Stegen unter ihr. Sie wurde gegen eine Hauswand geschleudert, die Luft wurde aus ihren Lungen gepresst. Schmerzvoll stöhnte sie auf und presste die Augenlider zusammen. Sie griff sich an den Rücken, als sie hastig versuchte, wieder aufzustehen. Um sie herum landeten brennende Holzteile im Wasser und auf den Stegen und nun nahm sie auch erst wieder die Schreie der Menschen wahr.
Ilèyn richtete sich auf und stolperte davon. Sie erreichte eine Anlegestelle, an welcher einige der Boote noch nicht verbrannt oder zertrümmert waren. Ohne zu zögern griff die Zwergin nach einem der Taue, schnitt es mit dem Messer durch und sprang in das Boot hinein. Es war nicht so groß wie das, mit welchem sie von Bards Haus geflohen waren, sie konnte es also bestimmt alleine steuern.
Sie zog das Ruder unter einigen Fischernetzen hervor und stieß sich damit kraftvoll vom Steg ab, sodass sie auf den Kanal hinausdriftete.
Sie hatte gerade miterlebt, wie der Drache getötet wurde.
Sie war direkt dabei.
Smaug war tot.
Bis Ilèyn das realisiert hatte, hatte sie bereits den Stadtrand erreicht und hielt mit dem Paddeln inne, um tief durchzuatmen. Zum ersten Mal seit sie in dem Boot saß, warf sie einen Blick zurück.
Ein grausamer Anblick bot sich ihr. Die Seestadt brannte, die Menschen flohen, noch immer waren Schreie zu hören. Ilèyn spürte, wie nun die Erleichterung darüber, dass sie nicht mehr von einem gigantischen Drachen in ein Häufchen Asche verwandelt werden würde von ihr abfiel. Im selben Moment flammte jedoch erneut Angst in ihr auf. Sie hatte das Boot mit Fili und und anderen nirgendwo gesehen und hatte erst recht nicht mitbekommen, ob die Gruppe es lebend aus der Stadt geschafft hat. Dieser Gedanke stresste die Zwergin tatsächlich weitaus mehr, als es der Drache getan hatte.

Ilèyn musste mehrfach eine Pause machen und das Boot auf dem See vor sich hintreiben lassen. Ihr Rücken schmerzte noch immer von von Aufprall und sie spürte, wie die Kraft in ihrem Armen langsam aber sicher nachließ nach all der Aufregung. Nach mehreren weiteren Paddelschlägen sank Ilèyn in das Boot zurück und sah in den Himmel hinauf. Es war immer noch dunkel, doch der Morgen kündigte sich bereits an. Erschöpft schloss Ilèyn die Augen.
Die Zwergin hatte gar nicht mitbekommen, dass sie in einen recht tiefen Schlaf gefallen war. Erst als man ihr grob an den Schultern rüttelte schlug sie wieder die Augen auf.
"Das Mädchen lebt, keine Sorge!" rief jemand.
Die Sonne schien Ilèyn ins Gesicht und sie kniff die Augen zusammen. Jemand war zu ihr auf das Boot gesprungen und stand über ihr.
"Komm, Kleine, wir bringen dich in Sicherheit!"
Etwas überfordert griff Ilèyn nach der ausgestreckten Hand des Mannes und ließ sich von ihm auf die Füße ziehen. Als sie auf dem Boot stand, sah sie neben sich einen weiteren Kahn mit einem anderen Mann darauf, welche wohl die auf dem See treibenden Boote noch Überlebenden absuchten.
"Knud, das ist gar kein Kind!" rief da der Mann auf dem anderen Boot.
Knud musterte Ilèyn kurz.
"Ihr seid eine von diesen Zwergen, oder nicht?" fragte er.
Ilèyn nickte.
"Geht es Euch gut, seid Ihr verletzt?"
"Es geht mir gut, keine Sorge." Ilèyn winkte schnell ab "Sucht lieber nach weiteren Überlebenden, ich schaff das hier schon."
Knud nickte überzeugt und ließ sich von seinem Kameraden zurück auf das andere Boot helfen. Die beiden paddelten davon, direkt zum nächsten Boot, welches auf dem See trieb.
Ilèyn griff nach ihrem Paddel und erreichte nach einer Weile das rettende Ufer.
Der Anblick der sich ihr bot, als sie aus dem Kahn auf den kiesigen Boden sprang war grauenhaft.
Tote Körper trieben im Wasser, Familien rannten entsetzt umher, auf der Suche nach ihren vermissten Liebsten. Geschrei, Weinen, rufende Kinder, das alles prasselte auf Ilèyn ein, als sie langsam einen Fuß vor den anderen setzte.
Die Situation war absolut chaotisch, alle liefen durcheinander, jeder versuchte irgendwo zu helfen, es war laut und unorganisiert.
Ilèyn wusste gar nicht, wo sie als erstes hinschauen sollte, während sie immer wieder Menschen ausweichen musste, die in ihrer Eile fast gegen sie gerannt wären.
Verloren irrte sie am Seeufer herum. Die schiere Angst packte sie, als sie nach fast einer Stunde niemanden aus der Gruppe gefunden hatte.
"Fili!" rief sie und sah sich panisch um "Fili!" Sie rief ein weiteres Mal und griff sich mit beiden Händen gegen den Kopf. Sie hatte ihn nirgendwo sehen können, weder ihn, noch die anderen.
Verzweifelt lief sie weiter.
Sie fürchtete sich, zurück zum Wasser zu gehen und ihn dort unter den Leichen zu sehen.
Gerade in diesem Moment sah sie von weitem drei vertraute Gestalten vor sich.
Tauriel! Und die Kinder waren bei ihr!

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✓ | Vergissmeinnicht ~ Fili FanFiction / Hobbit FanFiction / Fili FFWhere stories live. Discover now