「 Kapitel 19 」

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Zwei Zwerge kamen aus der Tür marschiert.
Beorn erhob verteidigend und mehr als verwirrt seine Axt.
Nebeneinander blieben beide mit riesigem Sicherheitsabstand vor Gandalf, Bilbo, Beorn und Ilèyn stehen.
"Dwalin" Der Zwerg deutete auf sich, dann auf seinen Bruder "Und Balin." Balin winkte mit einem breiten Lächeln auf dem Gesicht.
Bilbo und Ilèyn sahen sich mit großen Augen an. Das war's.
"Und ich äh, ich..." Gandalf versuchte wieder in die Spur zu kommen, auch er bevorzugte es nicht, von einem Riesen mit einer Axt enthauptet zu werden "Ich muss gestehen, dass... äh... so einige von uns in der Tat Zwerge sind..." Er klang wenig davon überzeugt, dass seine Worte schadensbegrenzend sein würden.
Ilèyn trat langsam zwei Schritte zurück.
"Nennst du Zwei... so einige?" knurrte Beorn vorwurfsvoll.
"Nun... äh... jetzt, da Ihr es erwähnt..." Ilèyn sah Gandalf dabei zu, wie er vorgab, nachzudenken "Ja, es könnten mehr als zwei sein, es..." Er begann an der Hand abzuzählen, als Gemurmel von der Treppe kam.
"Los, los... jetzt wir."
Gandalf seufzte. Er drehte sich um und gerade stolperten Oin und Gloin aus dem Haus, blieben kerzengerade neben Balin und Dwalin stehen und verbeugten sich wohl mehr aus Angst, als aus Höflichkeit.
"Ach!" sagte Gandalf gespielt erheitert "Und da sind noch ein paar unserer fröhlichen Truppe." Er deutete auf Oin und Gloin.
Ilèyn konnte sich ein verzerrtes kleines Grinsen nicht verkneifen, als sie sich die vier Zwerge ansah, lächelnd, sogar Dwalin. Aus Angst.
Belustigt zog sie beide Augenbrauen nach oben.
"Nennst du Sieben eine Truppe?" Beorns ungehaltene und immer wütender werdende Stimme riss sie zurück in die missliche Lage, in der sie alle eigentlich steckten, wenn sich der Hautwechsler nicht beruhigen würde.
"Was seid ihr, ein Wanderzirkus?"
"Oh..." Gandalf begann unnatürlich zu lachen, als würde er Beorn so zeigen wollen, wie unterhaltsam sie alle wären. Dieser verzog das Gesicht zu einem bösen Knurren, als die nächsten beiden hinausgetapert kamen.
"Dori und Ori." sagte Dori "Zu Euren Diensten." Auch diese beiden verbeugten sich hastig.
"Eure Dienste brache ich nicht!" entgegnete Beorn wütend.
"Vollkommen verständlich." sagte Gandalf schnell und winkte ab.
"Oh, Fili und Kili!" sagte Gandalf gezwungen fröhlich, als die jungen Zwerge nach draußen kamen und sich vor der Gruppe aufstellten "Hatte ich ganz vergessen."
Ilèyn sah vorsichtig zu Beorn, welcher mittlerweile gar nicht mehr wusste, was er von der Situation halten sollte.
"Ach ja..." Der Zauberer wurde immer kleinlauter, als der Rest der Gemeinschaft wirklich sehr ungeschickt hinausgeholpert kam "Nori... Bofur, Bifur und Bombur..."
"Sind das alle?" kam es nur noch äußerst zerknirscht von Beorn "Sind da noch mehr?"
Ilèyn sah sich nach Thorin um. Gerade als sie über die Schulter blickte, trat der Zwergenkönig aus Beorns Haus hinaus in den Garten. Beorn musterte ihn ernst.
Als nun kein weiterer ungewollter Gast vor seine Augen trat, lehnte der Riese seine Axt gegen den Baumstumpf, auf dem er das Holz gehackt hatte und trat vorsichtig in die Lücke zwischen Gandalf, Bilbo und Ilèyn und dem Rest der Gruppe.
"Kommt mit hinein." sagte er nur und ging voran.
"Das war unerfreulich... und knapp" murmelte Bilbo Ilèyn zu, als beide sich den anderen näherten und hinter ihnen das Haus betraten.
"Allerdings." sagte sie leise.

Der Hautwechsler bot den Zwergen Sitzgelegenheiten an dem gewaltigen hölzernen Tisch und verteilte Gefäße für etwas Milch.
Ilèyn hob ihren Krug an und betrachtete ihn skeptisch. Nicht einmal die Hälfte von dieser Menge würde sie hinunter bekommen. Sie bedankte sich bei Beorn, als er etwa ein Viertel ihres Kruges gefüllt hatte. Neben ihr schenkte er nun Fili etwas Milch in den Krug. Der Zwerg wartete geduldig, bis das Gefäß komplett gefüllt war.
Ilèyn sah ungläubig zu ihm. Als der Blonde ihren belustigt zweifelnden Blick sah, grinste er sie nur an und nahm einen großen Schluck. Ilèyn schmunzelte, doch gerade fiel ihr der äußerst kritische Blick von Thorin auf, welcher direkt neben dem Tisch lehnte und sie ansah. Schnell sah die Zwergin zu den anderen hinüber und wich Thorins Skepsis aus.
"Also du bist der, den sie Eichenschild nennen." sagte Beorn in diesem Moment und setzte seine Runde um den Tisch fort "Sag mir... warum macht Azog der Schänder Jagd auf dich?"
"Du weißt von Azog?" stellte Thorin die Gegenfrage "Woher?" Er wandte sich zu dem Hautwechsler um.
"Mein Volk war das Erste, das in den Bergen lebte. Bevor die Orks aus dem Norden kamen. Der Schänder hat fast meine ganze Familie umgebracht..." Beorn starrte kurz ins Leere, wie in Trance "Doch einige hielt er sich als Sklaven."
Die Zwerge am Tisch hörten ihm interessiert zu, keiner machte einen Mucks.
"Nicht zum Arbeiten." fuhr Beorn fort "Zum Zeitvertreib. Hautwechsler einzusperren und sie zu foltern schien ihn zu belustigen."
Betretenes Schweigen in der Runde.
"Gibt es mehr wie dich?" fragte Bilbo leise.
"Einst gab es viele." antwortete der Riese.
"Und... jetzt?" hakte Bilbo unsicher nach.
"Jetzt... gibt es nur noch einen."
Der Hobbit senkte den Blick.
Gerade nahm Fili einen weiteren enormen Schluck aus seinem Krug, als Beorn sich ebenfalls setzte.
"Ihr müsst den Berg vor den letzten Herbsttagen erreichen." sagte er.
"Ehe der Durinstag zu Ende geht, ja." stimmte Gandalf zu.
"Ihr habt nicht mehr viel Zeit."
"Darum müssen wir durch den Düsterwald." sagte Gandalf.
Moment.
Düsterwald?
Hatte Ilèyn sich verhört?
Nein. Hatte sie nicht.
Schwindel erfasste sie, in ihren Ohren begann es zu rauschen und ihr Atem wurde schneller. Sie versuchte, sich so unauffällig wie möglich wieder zu beruhigen und klammerte sich mit beiden Händen fest an die Bank, auf der sie neben Fili und Kili saß.
Sie bekam nicht mit, über was Beorn, Gandalf und die anderen diskutierten, zu sehr war sie von Gandalfs Aussage über den Haufen geworfen.
Der Ort, den sie zu vermeiden versuchte. Den sie schon immer gemieden hatte. Der Ort, der ihr verhasst war.
Nie und nimmer würde sie einen Fuß in diesen Wald setzen. Nie wieder.
"Ilèyn..." zischte Fili neben ihr. Sie sah zu ihm auf, bemüht, normal zu wirken. Sie scheiterte kläglich.
"Was ist mit Euch?" fragte der Zwerg leise. Die anderen hörten weiter Beorn zu, welcher gerade von den Elben des Düsterwalds erzählte und die Gruppe vor den Orks in dieser Gegend warnte.
Ohne ein Wort zu Fili oder den anderen schwang Ilèyn die Beine über die Bank, stand auf und verschwand im hinteren Teil des Hauses.
Verdutzte Blicke aus der Gemeinschaft, doch niemand stellte Fragen. Gandalf runzelte die Stirn und Beorn hielt in seinen Beschreibungen inne.
"Ich sehe nach ihr." sagte Fili leise zu seinem Onkel und erhob sich.
"Das wirst du nicht, Neffe." Thorin versuchte, ihm zuvorzukommen, doch da war Fili bereits außer Reichweite. Missmutig sah Thorin hinter ihm her, dann wandte er sich wieder dem Gespräch am Tisch zu.

Fili lief vom Essbereich an der Eingangstür vorbei, hinter zu dem Stallbereich, wo die Gemeinschaft genächtigt hatte.
Er musste nicht lange suchen, bis er Ilèyn vorfand, die hastig ihre Habseligkeiten zusammenpackte, ihren Mantel über die Schultern warf und gerade ihre Waffen an sich nehmen wollte.
"Was tut Ihr denn da?" fragte der Zwerg völlig überrascht und zog Ilèyn den Bogen aus der Hand. Die schien ihn gar nicht bemerkt zu haben und zuckte zusammen, als er plötzlich neben ihr erschienen war.
"Könntet Ihr Euch angewöhnen, Euch anzukündigen, bevor Ihr mir weitere Schrecken einjagt?" fragte sie vorwurfsvoll. Sie kam auf ihn zu und wollte sich ihren Bogen zurückholen.
"Ich muss gehen. Dringend. Ich bin schon viel zu lange hier."
"Was hat Euch so aus der Bahn geworfen?" fragte Fili.
Ilèyn rollte mit den Augen.
"Bis ich Euch das erklärt habe, hat Euer Onkel den Erebor bereits zurückerobert." entgegnete die Zwergin säuerlich. Sie wollte sich an dem Zwerg vorbeidrücken in Richtung Ausgang, doch Fili stellte sich ihr in den Weg.
"Und Ihr solltet Euch angewöhnen, meine Fragen zu beantworten." sagte er kritisch, doch verlor seine Stimme kein bisschen an Ruhe. Ilèyn sah geladen zu ihm auf und versuchte erneut an ihm vorbeizukommen.
"Ihr werdet nicht gehen." sagte er mit Nachdruck und sah sie ernst an. Sie wollte seinem Blick entgehen, doch verlor sie sich ein weiteres Mal für einen Moment in seinen blauen Augen, als sie zu ihm aufsah. Es war wie ein Zwang. Sie musste ihn einfach ansehen, als würde sie Sicherheit in seinen warmen Blicken suchen.
"Bleibt." sagte er leise "Bitte."
So nah, wie Fili Ilèyn gerade war, so nah war ihr bisher noch nie jemand gewesen, den sie nicht vorhatte abzustechen. Der holzige Duft von Tannennadeln und Leder stieg ihr in die Nase und vermischte sich mit dem Duft des Strohs zu ihren Füßen.
Wie nur schaffte er es, dass sie sich so machtlos fühlte?
Sie spürte, wie ihr Atem unwillkürlich schneller ging und wie dieses fremde Gefühl wieder begann, sich in ihr auszubreiten. Bevor es Überhand nehmen konnte, wich sie ein paar Schritte zurück.
"Ich gehe nicht in diesen Wald." sagte sie mit zitternder Stimme.
"Wir sind bei Euch, es kann Euch nichts passieren." versuchte Fili sie zu beruhigen.
"Ihr versteht das nicht..." Verzweifelt suchte Ilèyn nach den richtigen Worten.
"Dann erklärt es mir." Fili kam wieder etwas näher.
"Das sagt sich so leicht." sagte Ilèyn.
Gerade in diesem Moment bogen Kili, Thorin und Bofur um die Ecke und standen in Filis Rücken. Thorin sah finster von Ilèyn zu seinem Neffen und wieder zurück.
"Wir brechen auf." sagte er trocken und schob sich zwischen die beiden "Packt alles Restliche zusammen, wir müssen sofort weg von hier."
Ilèyn griff nach ihrem Bogen, den Fili weiterhin in der Hand hielt, doch anstatt davonzurauschen lief sie nur zur Tür und wartete unruhig auf den Rest. Sie schien sich über sich selbst zu ärgern. Weil sie nachgegeben hatte?
Fili wollte sich daran machen, sein Gepäck zu sortieren, als Thorin ihn zu sich heran zog.
"Was hatten wir besprochen, Fili?" fragte sein Onkel leise und mit bissigem Unterton.
"Ich sehe das Problem nicht, Onkel..." seufzte Fili unruhig.
"Es gefällt mir nicht, wie du sie ansiehst. Wie sie dich ansieht." knurrte Thorin.
"Thorin..." hob Fili an, doch sein Onkel war an ihm vorbeigestapft und kümmerte sich um sein Gepäck. Ratlos sah der Blonde ihm hinterher.
"Hab's dir gesagt..." murmelte Kili neben ihm und bückte sich nach seinem Köcher "Ordne mal deine Gedanken, Bruder."
"Meine Gedanken bedürfen keiner Neuordnung, Kili." entgegnete der Ältere.
Der Jüngere sah ihn zweifelnd an.
"Wollte sie erneut gehen oder was war hier los?" fragte er.
"Sie will keinen Fuß in diesen Wald setzen." erklärte Fili "Frag mich nicht, warum, sie rückt nicht mit der Sprache raus."
"Mahal sei Dank haben wir dich dabei." grinste Kili provokant "Das kriegst du schon auch aus ihr heraus."
Fili sah seinen Bruder leicht verärgert an. Als der Jüngere jedoch anfangen musste zu lachen, entlockte es auch dem Älteren ein Lachen.
Beide schlossen sich den anderen an, welche nun, bepackt und abreisefertig auf Gandalf und Beorn warteten.

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✓ | Vergissmeinnicht ~ Fili FanFiction / Hobbit FanFiction / Fili FFWhere stories live. Discover now