「 Kapitel 27 」

441 31 9
                                    

Ilèyn huschte schnell hinter einen der schmalen Bäume zu ihrer Rechten. Wachsam lugte sie hinter dem Stamm hervor.
Ihr schräg gegenüber stand ein Mann mit dem Rücken zu ihr auf einem Felsen, mit einem Langbogen bewaffnet und gekleidet in einem zerfetzten langen hellbraunen Mantel. Die schwarzen Haare hatte er nach hinten gebunden.
Mit seinem Bogen hatte er nach unten, auf keinen anderen als die Zwerge, geschossen.
"Macht das nochmal." sagte er ruhig und richtete seinen Bogen auf Fili und Kili "Und Ihr seid tot."
Wie in einer Kurzschlussreaktion, die sich wohl aus dem Fakt, dass die Gemeinschaft verfolgt wurde und der Tatsache, dass jemand die Zwerge gerade mit einer Waffe bedrohte ergab, schnellte Ilèyn nach vorne.
Sofort hatte sie den Felsen erklommen und stand nun neben dem Mann, den Bogen auf ihn gerichtet, ihre Pfeilspitze deutete direkt zwischen seine Augen.
"Selbiges gilt für Euch... Bogenschütze." fauchte sie leise und kniff die Augen zusammen.
Die Zwerge tauschten untereinander überraschte Blicke, der Großteil von ihnen schien es tatsächlich nicht negativ zu empfinden, dass Ilèyn zu ihnen gestoßen war. Die Zwergin konnte nicht lange in die Runde blicken, stand doch schließlich noch dieser Mensch mit erhobener Waffe vor ihr.
Dennoch sah sie die Gemeinschaft, völlig mitgenommen von der wilden Talfahrt in großen Fässern. Alle waren durchgenässt, nur noch in den Leinenhemden gekleidet, die sie unter ihrer üblichen Reisekleidung trugen. Die Elben hatten ihnen wirklich alles abgenommen.
Der Mann hatte seine Waffe weiterhin nicht von Fili abgewendet und schielte nur böse zu Ilèyn herunter.
"Verzeihung, aber..." kam es da plötzlich von Balin, der mit leicht erhobenen Händen etwas näher trat "Das wird nicht nötig sein, denke ich."
Ilèyn spürte den Blick des Zwerges, was ihr zu verstehen gab, ihre Waffe zu senken. Widerwillig entspannte sie die Bogensehne und trat einen Schritt zurück. Der Mann hatte seinen Bogen mittlerweile auf Balin gerichtet.
"Entschuldigt das... stürmische Vorgehen unserer Gefährtin." sagte der Zwerg beschwichtigend "Sie ist noch jung."
"Seit wann halten Zwerge sich eine kleinwüchsige Elbin als Leibwache?" fragte der Mann skeptisch.
Ilèyn sah vernichtend zu ihm auf.
"Leibwache?" knurrte Dwalin "Wir können gut genug auf uns selbst aufpassen, Ihr mickriger..."
"Ihr seit wohl aus der Seestadt, wenn ich nicht irre." stellte Balin fest und unterbrach seinen Bruder "Dieser... Kahn, den Ihr da habt. Der wäre nicht zufälligerweise zu mieten?"
Der Mann bedachte den alten Zwerg mit einem langen prüfenden Blick, bevor er langsam den Bogen senkte. Er machte einen Satz von dem Felsen herunter und hielt weiterhin einen sicheren Abstand zu den Zwergen.
Ilèyn begab sich auf der anderen Felsenseite nach unten.
"Lasst mich darüber nachdenken, Zwerg." sagte der Mann gerade und begab sich zu den am Ufer verteilt liegenden Fässern. Er begutachtete sie.
Den kurzen Moment nutzte Thorin und kam an Ilèyn herangetreten.
"Was tut Ihr hier?" fragte er wütend und leise "Ihr habt uns verraten, verschwindet wieder!"
"Ich habe Euch nicht verraten, Thorin!" widersprach Ilèyn heftig "Ich habe meinem Onkel nicht das Geringste über Euch und Euer Vorhaben erzählt!"
"Ihr seid eine Elbin, so wie sie es sind!" zischte der Zwergenanführer "Das gleiche Blut dieser Emporkömmlinge fließt in Euren Adern!"
"Sie ist uns bis hierher gefolgt, sie hat einige der Orks erlegt, Onkel." sagte Fili, der Thorin sofort gefolgt war "Sie ist nicht wie sie! Sie hat dich nicht verraten!"
"Meine Familie hasst mich, ich habe keinen Grund, den Elben des Düsterwalds zu helfen." fügte Ilèyn ernst an "Ich bin zurückgekommen, weil ich weiterhin Teil dieser Unternehmung sein möchte. Weil ich Euch helfen möchte."
"Sie ist nicht gegen Euch, Thorin." sagte Fili mit Nachdruck "Wir haben andere Sorgen, wir müssen diesen Kahnführer überzeugen, uns das Boot zu überlassen."
Thorin sah seinen Neffen immer noch aufgebracht an.  Dieser hielt dem Blick seines Onkels stand und trat näher an Ilèyn heran.

Als Thorin bemerkte, dass sich auch kein anderer der Zwerge wirklich auf seine Seite stellte, ließ er die Diskussion ruhen. Selbst Dwalin schien nicht wirklich davon überzeugt zu sein, dass Ilèyn böse Absichten hatte. Der glatzköpfige Zwerg stand bei seinem Bruder, der sich für einen weiteren Verhandlungsversuch dem Kahnführer näherte.
Dieser hatte bereits begonnen, die Fässer auf das Schiff zu laden. Das Deck war schon fast zugestellt.
"Wie kommt Ihr darauf, dass ich Euch helfen würde?" fragte er, ohne zu den Zwergen zu sehen.
"Eure Stiefel haben schon bessere Tage gesehen." antwortete Balin, hinter dem sich nun auch der Rest der Gemeinschaft versammelt hatte "Wie auch Euer Mantel. Und zweifellos müsst Ihr hungrige Mäuler stopfen." Der Zwerg lachte freundlich "Wie viele Bälger?" fragte er lächelnd.
"Ein Junge und zwei Mädchen." antwortete der Mann, während er ein weiteres Fass an Bord rollte.
"Und Eure Frau, denke ich mir, ist eine Schönheit." redete Balin weiter.
Der Kahnführer stellte das Fass ab.
"Ja." sagte er leise "Das war sie."
"Verzeiht, es war nicht meine Absicht..." sagte Balin entschuldigend und schüttelte den Kopf.
"Komm, hör auf. Schluss mit den Höflichkeiten." murrte Dwalin, welcher weiter hinten in der Gruppe stand.
"Warum so eilig?" fragte der Kahnführer und musterte den Zwerg belustigt.
"Was geht Euch das an?" entgegnete Dwalin nur.
"Ich wüsste gerne, wer Ihr seid. Und was Euch in diese Gegend verschlägt."
"Wir sind einfache Kaufleute aus den Blauen Bergen." schaltete sich Balin wieder in das Gespräch ein "Unterwegs zu unseren Verwandten in den Eisenbergen."
Der Kahnführer blickte skeptisch in die Runde.
"Einfache Kaufleute sagt Ihr?" fragte er und griff das nächste Fass, welches vor ihm stand und rollte es zum Kahn.
"Wir brauchen Essen." sagte da Thorin und kam näher "Vorräte, Waffen. Könnt Ihr uns helfen?"
Der Mann atmete auf und untersuchte das Fass, welches er gerade abgestellt hatte, mit einer Hand.
"Ich weiß woher diese Fässer stammen." sagte er nur und fasste an das durch die Orkpfeile gesplitterte Holz.
"Und wenn schon." entgegnete der Zwergenkönig.
"Ich weiß nicht, was Ihr mit den Elben zu schaffen hattet." Der Mann schmunzelte Thorin wissend an, danach warf er einen flüchtigen Blick zu Ilèyn hinüber. Diese kniff nur ihre Augen zusammen.
"Gut ausgegangen ist es nicht." endete der Mann.
Fili und Ilèyn wechselten einen schnellen Blick. Balin war still, genau wie der Rest der Gruppe.
"Ihr braucht die Erlaubnis des Bürgermeisters, um in die Seestadt zu kommen." hob der Kahnführer an "Sein ganzer Reichtum stammt aus dem Handel mit dem Waldlandreich. Er legt Euch eher in Ketten, als dass er den Zorn Thranduils weckt." Mit diesen Worten warf der Mann Balin das Schiffstau entgegen.
Der Zwerg sah zu Thorin hinüber.
"Biete ihm mehr." sagte dieser leise und wurde unruhiger.
Balin sah den Zwergenanführer hilflos an.
"Den Zorn Thranduils haben bereits andere auf sich gezogen, macht Euch keine Sorgen." kam es plötzlich von Ilèyn. Langsam trat sie an Thorin vorbei nach vorne zu dem Kahnführer. Der Mann musterte Ilèyn misstrauisch.
"Dennoch wette ich..." Die Zwergin stellte sich neben Balin "Dass man in die Stadt auch irgendwie ungesehen kommt." Sie warf dem Kahnführer einen vielsagenden Blick zu.
"Ja." antwortete dieser und nahm seinen Bogen zur Hand. Er stieg auf sein Boot und legte seine Waffe dort ab.
"Aber dafür" er wandte sich zu Ilèyn um "Bräuchtet Ihr einen Schmuggler."
Ilèyn zog den kleinen Lederbeutel von ihrem Gürtel.
"Und dem bezahlen wir das Doppelte." sagte die Zwergin und ließ das Geldsäckchen vor den Augen des Kahnführers in ihrer Hand tanzen.

✓ | Vergissmeinnicht ~ Fili FanFiction / Hobbit FanFiction / Fili FFWhere stories live. Discover now