「 Kapitel 36 」

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Kili stöhnte auf, als Ilèyn, Bofur und Fili ihn auf das in der Eile schnell zurechtgemachte provisorische Bett legten.
Der junge Zwerg hatte die Augen halb geschlossen und der Schweiß stand ihm auf der Stirn.
"Sein Zustand wird immer schlimmer..." sagte Ilèyn wie zu sich selbst, als sie sich ihres Umhangs entledigte und diesen dann unter Kilis Hals platzierte.
"Zieht ihm dieses Ding aus." sagte sie zu Fili und Bofur, die daraufhin begannen, Kili von der Rüstung zu befreien. Diesem fiel das Atmen immer schwerer und er rollte sich unruhig auf der wollenen Decke hin und her, als würde er von einem Albtraum heimgesucht werden.
Ilèyn hatte ihre Waffen auf der anderen Seite des Raumes abgelegt, war zurück zum Bett gekommen und stellte sich nun auf die Höhe seines Beines und konnte bereits mehr als deutlich erkennen, dass der Verband erneut durchgeblutet war. Sie rümpfte kurz die Nase, weil sie sich in etwa vorstellen konnte, was Kili nun erwartete.
"Fili." sagte sie ruhig. Der Blonde kam sofort an ihre Seite geeilt.
"Ich muss nach der Wunde sehen." sie sah Fili kurz an "Das... wird nun etwas schmerzhaft für ihn, du musst ihn festhalten. Ich würde bevorzugen, nicht von ihm ins Gesicht getreten zu werden."
Fili nickte nur ernst, griff nach Kilis Beinen und drückte sie gegen das Bett. Er beobachtete Ilèyn dabei, wie sie den Verband aufknotete und vorsichtig begann, ihn abzuwickeln. Der Stoff war durch das alte Blut mit der Wunde verklebt und als Ilèyn daran zog, kniff Kili die Augen zusammen und begann mit den Beinen gegen die Hände seinen Bruders zu zappeln. Dieser hielt ihn mit aller Kraft fest. Ilèyn runzelte mitleidig die Stirn. Sie musste ihn weiter quälen, der Verband war noch nicht ab. Sie wickelte die letzten Zentimeter des Stoffes von Kilis Bein und sah sich das Stück Stoff in ihren Händen an. Kili entspannte sich einen Moment. Ein ungutes Gefühl machte sich in Ilèyn breit, als sie das auffällig dunkle Blut betrachtete. Sie verzog die Mundwinkel und sah auf Kili hinab, der keuchend vor ihr lag.
Fili ließ die Beine seines Bruders los und trat zu Ilèyn heran.
"Was ist mit ihm?" fragte er mit gesenkter und von Sorge angefüllter Stimme.
Ilèyn starrte einen Moment auf die Wunde in Kilis Bein, dann knallte sie den gebrauchten Verband auf das kleine Schränkchen.
"Morgul-Pfeil." sagte sie nur mit beunruhigendem Unterton in ihrer Stimme und hastete vom Bett weg in das Wohnzimmer, in welchem Bard gerade mit seiner Tochter sprach.
"Bringt mir alles an Kräutern und Medizin, was ihr habt!" sagte sie zu ihm. Die Dringlichkeit in ihrer Stimme ließ den Kahnführer sofort die Treppe nach unten verschwinden.

Kili hatte mittlerweile angefangen, schmerzerfüllte Schreie von sich zu geben, was Ilèyn wieder zurück zum Bett hasten ließ. Fili hielt seinem Bruder einen nassen Schwamm gegen die Stirn, Ilèyn näherte sich mit beiden Händen nun der Wunde. Sie riss das Loch in Kilis Hose noch etwas größer und tastete den Wundrand ab. Kili schrie auf. Unbeirrt untersuchte Ilèyn die infizierte und böse verfärbte Verletzung.
"Heißes Wasser!" kam es von ihr und Bofur hastete zu dem Tisch im Wohnzimmer, auf dem eine Kann mit erhiztem Wasser stand. Er kippte es in eine der Holzschüsseln und kam damit zurück zum Bett.
Fili bemerkte Ilèyns Blick. Der kleine Anflug von Unsicherheit in ihren Augen ließ nichts Gutes vermuten.
"Kannst du denn gar nichts machen?" fragte er und sah sie flehend an.
"Ich muss wissen, was es hier für Kräuter gibt." antwortete sie "Ich muss dringend sein Fieber senken."
Da kam Bard die Treppe wieder nach oben, den Armen voller kleinerer Beutel zurückkam. Er legte alles auf den Tisch vor ihm.
"Ich habe Nachtschatten." sagte er eilig "Ich habe Hundskamille."
"Die nützen mir nichts." unterbrach ihn Ilèyn und sah kurz über ihre Schulter "Königskraut, habt Ihr kein Königskraut?"
"Nein, das ist Unkraut." antwortete Bard "Damit füttern wir die Schweine." Er warf ihr einen ungläubigen Blick zu.
"Schweine?" fragte Bofur, der hinter Fili und Ilèyn stand "Unkraut... Genau!" Er wirbelte herum.
"Rühr dich nicht vom Fleck!" sagte er, mit dem Finger auf Kili gedeutet und hastete davon.

Kilis Leiden dauerte an und wurde schlimmer und schlimmer. Ilèyn hatte die Wunde ein weiteres Mal mit einer Flüssigkeit, die sie selber noch bei sich hatte eingerieben, worauf der Zwerg wieder in einen lauteren Schrei explodiert war. Bard hatte in seinem Haus nach weiteren Kräutern gesucht.
"Linde?" rief Ilèyn gerade "Oder Thymian! Habt Ihr davon etwas?"
"Nichts!" rief Bard von unten.
"Was ist mit Mohn?" fragte Ilèyn weiter.
"Davon haben wir was!" warf da die Ältere der beiden Töchter ein. Sie folgte ihrem Vater die Treppe nach unten und kam nur einen Moment später mit einem kleinen Töpfchen zurück. Sie nahm den Deckel ab und reichte es Ilèyn hinüber.
Die tauchte ihre Hände in die Schale mit dem Wasser und griff dann in das Töpfchen, in welchem die Mohnsamen verstaut waren. Durch das Wasser an ihren Händen konnte Ilèyn die Samen anfeuchten und zwischen ihren Handflächen zu einer kleinen Kugel rollen.
Nun drängte sie sich an Fili vorbei, sodass sie an Kilis Kopf stand. Sie griff mit einer Hand an seine Wangen und drückte mit den Fingern die krampfhaft zusammengepressten Kiefer des Zwerges auseinander.
"Runterschlucken!" sagte sie laut in sein Ohr und stopfte ihm den Mohn in den Mund. Sie nahm die Finger von Kilis Wangen, sodass er seinen Mund wieder schließen konnte. Er gehorchte und zwang sich das Häufchen Mohn hinunter.
Ilèyn wischte ihre Hände an ihrer Hose ab und sah dann erneut nach der Verletzung.
Ein Morgul-Pfeil, warum war sie da nicht eher drauf gekommen? Innerlich verfluchte sie sich streng aufgrund ihrer eigenen Dummheit.
Hätte sie das eher realisiert, hätte sie Kili eher helfen können und die Gemeinschaft hätte sich nicht aufteilen müssen.
Ilèyn schüttelte den Kopf und griff nach dem Stofffetzen neben ihr, um ihn ins Wasser zu tunken und die nässende Wunde ein weiteres Mal zu säubern. Dabei musste sie ständig Kilis unfreiwilligen Tritten ausweichen und ihn festhalten.
Wenige Minuten vergingen und der Mohn begann Wirkung zu zeigen. Kili wurde schläfriger, er zappelte nicht mehr so stark und begann in einen leichten tranceartigen Zustand zu fallen.
Ilèyn seufzte tief und erleichtert, dass Kili ruhiger wurde und ließ sich auf die Bettkante sinken. Sie sah sich um. Bofur war noch immer nicht aufgetaucht, Bard hatte nach neuen Verbänden gesucht und diese auf den Tisch gelegt. Seine jüngste Tochter hatte Ilèyn die ganze Zeit aus einer Ecke des Zimmers beobachtet, während die Ältere gerade dabei war, eine neue Kanne Wasser über dem Feuer zu erhitzen. Bards Sohn hatte weitere Laken und Decken besorgt.
Draußen war es mittlerweile dunkel geworden und in der Hütte wurden einige Kerzen und Lampen entzündet.
Fili stand weiterhin am Kopf seines Bruders, bemerkte wie dieser langsam wegdämmerte. Der Blonde sah zu Ilèyn, ihre Blicke trafen sich.
"Wir brauchen das Königskraut, lange können wir ihn nicht mehr durchbringen." sagte sie ernst und erhob sich.

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