「 Kapitel 38 」

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Ilèyn rannte mitten in eine Rauchschwade hinein. Eine heftige Hustenattacke schüttelte sie, als sie den Rauch einatmete. Ihre Augen brannten und die Hitze der Flammen um sie herum schlug ihr entgegen.
"Bain!" rief sie und versuchte, sich zu orientieren.
Sie hatte den Jungen aus den Augen verloren. Geschrei erschallte, welches fast von dem Krach der ineinander stürzenden Häuser übertönt wurde. Ilèyn zog sich ihr Tuch vor die Nase und kniff die Augen zusammen. Ein lautes Knarzen ertönte über ihr, die Zwergin sah sofort auf und erblickte den großen Holzbalken, welcher auf sie niederging. Ilèyn hechtete nach vorne, sie landete unsanft auf dem Steg, hinter ihr schlug der brennende Balken ein gewaltiges Loch in den Weg. Als Ilèyn schnell wieder auf die Füße kam, entdeckte sie eine bekannte Gestalt vor sich, in einem Boot hockend und wild nach etwas suchend.
"Bain!" rief sie noch einmal und eine weitere Hustenattacke ergriff sie. Als der Junge seinen Namen hörte sah er auf und erblickte Ilèyn.
"Was tut Ihr hier?" rief er gegen den Lärm um sich herum, als Ilèyn zu ihm gerannt kam.
"Bain, wir müssen aus der Stadt raus, hörst du?" rief Ilèyn ihm entgegen.
"Nein!" widersprach der Junge laut "Mein Vater..."
"Dein Vater hat keine Chance gegen diese Bestie!" unterbrach ihn Ilèyn. Sie kam zu ihm auf das Boot gesprungen und zog an seinem Arm. Bain riss sich los, ging wieder in die Hocke und holte eine schwarze eiserne Stange unter einem der zusammengerafften Fischernetze hervor.
Der schwarze Pfeil.
"Andererseits..." sagte Ilèyn zu sich und Bain sprang vom Boot hinunter auf den Steg zurück. Sie folgte ihm und hielt ihn ein weiteres Mal zurück.
"Lasst mich!" rief Bain und befreite sich aus ihrem Griff "Ich muss es versuchen!"
Ilèyns Blick fiel den Turm hinauf, auf welchem Bard weiterhin auf den Drachen schoss. Diesen Moment nutzte Bain und rannte davon.
"Bain!" Ilèyn rannte hinter ihm her.
Der Weg über die Holzplanken wurde schnell zu einem gefährlichen Parcourslauf. Herabfallende, brennende Gegenstände zwangen Ilèyn, mehrfach zur Seite zu hechten. Dann stürzte ein in Flammen stehender Balken neben ihr ein und hätte sie fast erschlagen, doch Ilèyn legte gerade noch rechtzeitig eine Vollbremsung hin und der Holzbalken zerschlug den Steg vor ihr. Bain rannte weiter, ohne nach hinten zu sehen. Ilèyn wollte ein weiteres Mal nach ihm rufen, sah jedoch ein, dass das absolut sinnlos war. Er würde sie nicht hören, geschweige denn würde er umdrehen.
"Verdammt...!" zischte Ilèyn und sah sich hilflos um. Sie hatte kein Boot, keine Chance gegen einen Drachen, schwimmen wäre Selbstmord. Die Flammen fraßen sich durch die Stadt in einem Chaos der Zerstörung und des Leides, die Menschen schrien in Todesangst.

"Das war eine selten dumme Idee von dir." schalt sie sich völlig außer Atem für ihre Idee, das Boot der anderen zu verlassen, während sie sich an einem noch nicht brennenden Balkon eines der Häuser hochzog. Sie landete hinter der Balustrade und huschte in geduckter Haltung durch die aufgebrochene Tür des Hauses. Durch die Fenster sah die Zwergin, dass eine Seite des Gebäudes bereits in Flammen stand und begann auseinanderzufallen. Die glühende Hitze schlug ihr entgegen, als das Feuer durch die Hauswand gebrochen kam und diese daraufhin vollends einstürzte. Ilèyn sprang nach vorne und erreichte eine Leiter, welche auf das Dach führte. Schnell stieg sie die Sprossen nach oben und drückte sich gegen die verschlossene Dachbodenklappe, die ihr den Weg versperrte. Das Holz zersplitterte und der Weg hinauf war frei. Ilèyn erreichte den Dachboden und hörte es unter sich laut krachen. Das Haus würde bald endgültig in sich zusammenfallen und sie mit sich reißen, wenn sie es nicht auf die Dächer schaffte. Die Zwergin griff hastig nach einer Axt, die auf dem Boden lag und schlug ein Loch in das Dach. Sie ließ die Axt wieder fallen und zwängte sich angestrengt nach draußen. Schwer die heiße Luft einatmend sah sie sich um und ihr Blick fiel wieder auf den Schatten des Drachen am Himmel. Smaug bereitete sich gerade auf eine neue Attacke auf die Stadt vor.
Ilèyn rannte das Hausdach entlang und steuerte direkt auf die benachbarte Hütte zu. Sie machte einen großen Satz und landete mit Ach und Krach auf dem Rand des nächsten Daches, mit den Armen rudernd, um nicht das Gleichgewicht zu verlieren.
Sie lehnte sich nach vorn, fand ihr Gleichgewicht wieder und rannte weiter. Wenn Ilèyn ehrlich zu sich war, hatte sie nicht wirklich einen Plan, wie sie aus der Stadt rauskommen sollte oder wie sie Smaugs Angriff überhaupt überstehen sollte. Sie hatte das Ziel, den Stadtrand zu erreichen, um von dort aus irgendwie ans Festland zu kommen. Wie genau, würde sich vor Ort zeigen.
Ein weiterer Sprung und sie überwand die nächste, nicht ganz so breite Lücke zwischen zwei Dächern. Im Augenwinkel versuchte sie stets, den Drachen nicht aus dem Sichtfeld zu verlieren. Sie sah, wie er sich immer weiter zu der Stadt herabsenkte, als würde er inmitten der Häuser landen wollen. Kaum hatte Ilèyn diesen Gedanken zuende gedacht, sah sie plötzlich, wie Smaug mit einer gewaltigen Explosion aus Asche, Flammen und Glut auf den brennenden Häusern der Seestadt landete. Mit den gewaltigen Klauen an seinen Flügelm stützte er sich auf die Dächer, welche größtenteils unter seinem enormen Gewicht nachgaben. Smaug schien es nicht auf Ilèyn oder die Bewohner der Seestadt abgesehen zu haben. Er steuerte zielsicher auf den Turm in welchem die Alarmglocke hing zu.  Bard und sein Sohn, sie mussten noch dort sein. Ilèyn blieb sofort stehen und versuchte, durch die Flammen und die flimmernde Luft hinüber zum Turm zu sehen.
Smaug bewegte sich auf den Turm zu und hinterließ eine Schneise der Zerstörung. Er sprach, fauchte und brüllte, die Augen mit bösen Blick auf den Bogenschützen und seinen Sohn gerichtet. Mit jedem Schritt den er vorwärts tat, schien die Erde zu beben, sein Gebrüll hallte über dem See wider. Ilèyn ging in die Hocke und huschte weiter das Dach entlang. So sehr sie es verhindern wollte, dass Bain und sein Vater von dieser Bestie gefressen werden, konnte sie rein gar nichts tun, außer zu sehen, wie sie es lebend über den See schaffte.

✓ | Vergissmeinnicht ~ Fili FanFiction / Hobbit FanFiction / Fili FFWhere stories live. Discover now