Aleks wurde von rechts angesprochen und drehte sich um.

„Es ist genau seine offene Art und seine Furchtlosigkeit, die ihn so besonders macht. Die Art, die die Herzen aller öffnete. Er erobert jeden im Sturm. Man kann sich nicht dagegen wehren, man muss ihn einfach mögen", sagte Lucan.

Astaroth nickte. Er musste ihm zustimmen. Diese Naivität und Offenherzigkeit waren Aleks' größte Stärke – keine Schwäche, wie viele dachten. So hatte er auch Belials Mauer niedergerissen. Sein Stellvertreter strahlte eine Lebensfreude und Fröhlichkeit aus, die Neidgefühle in ihm weckte. Die Liebe, mit der er seinen Gefährten ansah, ging ihm unter die Haut. Er hatte viele verbundene Paare gesehen, doch sie waren anders. Sie waren tatsächlich zwei Teile eines Ganzen. Vielleicht sollte er sich auch auf die Suche nach seinem Herzen machen. Seine Position als Höllenfürst machte es ihm leider so gut wie unmöglich, sein Reich zu verlassen. Irgendwo da draußen bist du.

Lucan schien ähnliche Gedanken zu haben. Wieder wanderte sein Blick nach rechts. Man musste blind sein, wenn man die sehnsüchtigen Blicke, die er Aleks' Bruder zuwarf, nicht bemerken würde.

„Geh zu ihm und rede mit ihm", sagte Astaroth. Lucan zuckte zusammen.

„Er hat mir deutlich zu verstehen gegeben, dass er mich nicht in seiner Nähe möchte", flüsterte er mit schmerzlichem Unterton. Astaroth seufzte.

„Du bist der Anführer meiner zweiten Legion. Du hast hunderte Schlachten gekämpft und gewonnen. Wirst du dich von so einem kleinen Hindernis etwa aufhalten lassen?", sagte sein Fürst.

Lucan wusste, dass er recht hatte. Er würde einen Angriff starten, aber dafür brauchte er einen Plan. Er musste eine Strategie ausarbeiten, die es seiner Beute unmöglich machte, zu entkommen. Er leckte sich über die Lippen und lächelte. Seine Jagdinstinkte waren geweckt. „Keine Sorge, ich werde bald die Jagd beginnen. Bald."

Zack lief ein Schauer über den Rücken. Wieder wurde er von glühenden Blicken erstochen. Warum kann er mich nicht einfach in Ruhe lassen? Ich will ihn nicht in meiner Nähe haben. Er ist gefährlich. Er hatte Lucan bereits eine deutliche Abfuhr verpasst. Zack seufzte und Rika schaute ihn an.

„Zack, was ist los?"

„Nichts, alles gut", sagte er, was Rika überhaupt nicht überzeugte.

Das Fest ging fröhlich weiter.

Die Gäste verabschiedeten sich nach und nach.

Aleks spürte ein Kribbeln auf der Haut. Er schaute in den Himmel.

„Was ist los, Tsuka?", fragte sein Gefährte, der ihm von hinten umarmte.

Aleks lehnte sich in die Umarmung und genoss sie. „Ich weiß es nicht. Mein Körper kribbelt, als ob er auf etwas wartet."

Belial küsste ihn auf den Scheitel. „Morgen ist eine besondere Nacht. Die Sterne richten sich in einer Linie aus. Es ist eine Nacht, in der die Magie aufwallt und schwingt. Eine Nacht, die nur alle hundert Jahre stattfindet", flüsterte er seinem Gefährten ins Ohr. „Vielleicht reagierst du empfindlich darauf."

Aleks dachte darüber nach. Das kann sein. Dann knabberte Belial an seinem Ohr und er vergaß seine Gedanken. Er schloss die Augen und säuselte: „Seit ich dir begegnet bin, habe ich das Gefühl endlich zu Leben. Es ist als wäre ich aus einem langen Schlaf erwacht. Wie eine kaputte Uhr, deren Zeiger sich endlich wieder in Bewegung gesetzt haben."

Belial erstarrte. „Wiederhol das noch mal."

Aleks drehte sich zu seinem Dämon um. „Was ist los? Habe ich etwas Falsches gesagt?"

Belial schwieg. Seine Gedanken überschlugen sich.

„Klack Klack, tönt der Zeiger der Zeit, die erstarrt war. Zeit erwacht."

Die Zeit erwacht. Was wenn, damit nicht die Zeit an sich gemeint war? Zeit. Zeit. Zeit. Zeit erstarrt. Zeit hält an. Zeit anhalten. Entsetzt schaute er seinen Gefährten an. Was, wenn mit Zeit die Fähigkeit seines Engels gemeint war? Diese Fähigkeit war versiegelt und war nach und nach erwacht. Was, wenn Aleks „Zeit" ist?

Puzzleteile setzen sich zusammen und ein Teil des Gesamtbildes ergab sich. Wenn Aleksander „Zeit" war, dann war sein Erwachen der Beginn der Prophezeiung. Das Nächste war dann die Geburt von Empathie. Doch was das bedeuten sollte, wusste Belial nicht.

Belial versuchte seinen Herzschlag zu beruhigen. Darüber musste er mit Nero reden. Doch wenn das stimmte, würde Aleks das Ende entscheiden, denn das Ende der Prophezeiung lautete: Vereint beginnt das Ende. Die Zeit wird es entscheiden.

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Das Fest war ein netter Ausklang und etwas, dass in dieser Zeit gut tut.

Was denkt ihr? Ist Aleks "Zeit"?

Wenn ja, was bedeutet es für ihn?

Ich denke, ihr habt es schon bemerkt und mir blutet das Herz, aber das nächste Kapitel ist das letzte dieses Buches. Danach kommt nur noch der Epilog. Eine kleine Träne rollt über meine Wange. Ich freu mich auf euch im nächsten und letzten Kapitel.

Eure Mausegöttin

Belial - eine schicksalhafte Nacht (BAND 1) ✅Where stories live. Discover now