Kapitel 12

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Gebannt schaute Belial, wie Aleks sich leicht auf die Lippen biss. Ich will an ihnen knabbern und lecken. Ich will diese saftig roten Lippen kosten. Langsam und bedacht näherte Belial sich Aleks' Lippen. Halte mich auf. Doch nichts geschah.

Aleks wollte ihn nicht aufhalten, nein, nichts dergleichen. Dann trafen ihre Lippen aufeinander. Die zarte Berührung ließ beide erschauern.

Vorsichtig berührte Belial seine Lippen mit seiner Zunge und bat um Einlass.

Zögerlich öffnete Aleks seine Lippen und ließ ihn ein. Belials und seine Zunge berührten sich sanft, streichelten sich. Aus den zögerlichen Bewegungen am Anfang wurden intensive, schnellere Bewegungen. Es fühlt sich gut an. Mehr. Sein erster Kuss fühlte sich fantastisch an.

Atemlos lösten sie sich voneinander und schauten sich schweigend in die Augen. Dann wanderten Belials Augen langsam nach unten und blieben an Aleks' Brust hängen. Rosa Brustspitzen. Hölle. Er wollte sie streicheln, an ihnen spielen und in den Mund nehmen. Widerwillig wendete er den Blick ab. Hölle, Dämon, was ist mit deiner legendären Selbstbeherrschung? Vor Aleks hatte ihn nichts aus dem Konzept bringen können und jetzt? Jetzt war er Rande seiner Selbstbeherrschung.

Belial räusperte sich. Das schien auch Aleks wieder in die Realität zurückzuholen. Mit geröteten Wangen und Lippen stieg er aus dem Bett und zog sich an. „Ich geh duschen. Möchtest du Frühstück?", fragte er.

Belial nickte kurz.

Dann machte sich Aleks auf in Richtung Bad. Beschäftigt, seine Gedanken zu sortieren und sein rasendes Herz zu beruhigen, stellte er sich unter die Dusche und drehte das Wasser auf. Er ließ sich auf den Boden sinken und legte seinen Kopf auf die Knie ab. In den letzten Stunden war viel passiert und er musste sich nun gewissermaßen damit auseinandersetzen. Er hatte die Sache mit seinen Gefühlen nun lange genug vor sich hergeschoben. Es wurde Zeit, sich damit zu befassen.

Während Aleks in der Dusche seine Gefühle und Gedanken ordnete, bewegte sich Belial zum Bettrand. Er schwang seine Füße über den Rand und machte sich bereit aufzustehen, was gar nicht so einfach war. Er spannte seine Muskeln an und versuchte sich aufzurichten, kippte aber wie ein Kartoffelsack nach vorne. Er fing sich an der Wand ab. Zweiter Versuch.

Nach einigen Versuchen stand er auf zwei Beinen, zwar etwas wacklig, aber er stand. Nach und nach ließ er jedes Körperteil kreisen, lockerte seine Muskeln auf. Weiter geht's. Nach ein paar unsicheren Schritten mit der Wand als Stütze wurde sein Gang immer sicherer.

Er ging zur Schlafzimmertür und öffnete diese. Dann betrat er das Wohnzimmer. Passend zu dieser grässlichen Bettdecke, fand er eine Decke, die auf dem Sofa lag und verzog das Gesicht. Neugierig erkundigte er Aleks' Wohnung. Im Arbeitszimmer blieb sein Blick an der beeindrucken Buchsammlung hängen. Er war anscheinend ein Bücherwurm. Passt zu ihm.

Als er sich umdrehte wurde seine Aufmerksamkeit von den Bildern eingenommen. Er sah Bilder von Aleks mit zwei anderen Menschen, ein Junge und ein Mädchen, wahrscheinlich seine Freunde. Er schien glücklich zu sein. Sanft strich er über Aleks' lachendes Gesicht. Ein paar andere Bilder zeigten ihn, als er kleiner war mit ein paar Frauen in schwarzen Roben. Nonnen?

Bevor er näher auf diesen Gedanken eingehen konnte, hörte er wie Aleks nach ihm rief. Er drehte sich um und ging zurück ins Wohnzimmer. Dort wartete bereits ein frischgeduschter Aleks mit nassen Haaren, aber glücklicherweise einem Hemd und Jogginghose an. Er selbst trug nur eine Jogginghose, was ihm aber erst jetzt auffiel.

„Möchtest du auch duschen?"

Es erschien ihm eine gute Idee, da er sich nun seit über knapp zwei Wochen nicht gewaschen hatte.

Aleks stand kurz auf, ging ins Schlafzimmer und kam mit einem frischen Handtuch zurück.

Belial nahm es dankend entgegen und machte sich auf den Weg in die Dusche. Als das Wasser über ihn strömte dachte er über den Traum nach. Dieser kleine Junge, wer könnte er gewesen sein? Wer auch immer es gewesen war, man hatte einen Öffnungsritus an ihm durchführen wollen. Die Zeichen auf dem Boden hatte Belial schon einmal gesehen. Sie wurden dazu verwendet, um mit Magie versiegelte Gegenstände zu öffnen oder Siegel von Dämonen zu brechen.

Der Grund für eine Versiegelung lag auf der Hand. Man wollte nicht, dass jemand etwas in die Finger bekam, oder die Magie eines Dämons ist so stark, dass man diese versiegeln musste. Wenn ein Dämon seine Magie nicht mehr im Griff hatte, konnte diese außer Kontrolle geraten und andere in der Umgebung sowie den Betroffenen selbst verletzten, wenn nicht sogar töten.

Doch ein Siegel, das aus fünf Ebenen gewoben wurde, war selten. Dafür benötigte es extrem starke Magie. Gleichermaßen brauchte es auch dieselbe Menge, um es zu brechen, was es umso sicherer machte. Aber eine kritische Menge an Magie bei einem Kleinkind zu finden, die außer Kontrolle geraten könnte, war unmöglich. Das kann nicht der Grund gewesen sein. Die Versiegelung musste einen anderen Grund gehabt haben.

Wenn man die Stärke des Siegels und die Art genauer betrachtete, war es eher der Fall, dass man etwas in der Person versiegelt hatte. Es war durchaus möglich die dämonische Seite eines Dämons, also seinen Wesenszug, zu versiegeln. Doch das war mehr als grausam, da ihm damit ein wichtiger Teil seines selbst genommen wird. Eine solche Grausamkeit war allgemein eines der großen Tabus der Dämonenrasse. Und dieses Tabu zu brechen, würde nicht einmal ein Höllenfürst wagen. Wer hatte also dieses Tabu gebrochen und was wurde aus dem Jungen?

Belial wusste, dass er darauf momentan keine Antwort finden würde. Sobald er wieder auf den Beinen war, würde er Nachforschungen anstellen, ohne seinen Menschen zu gefährden. Das verstand sich von selbst.

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Die Zeit unter der Dusche hatte Aleks zu einer Erkenntnis verholfen. Er hatte Gefühle für Belial, aber wie tief sie gingen, konnte er noch nicht einschätzen. Eines war ihm jedoch klar: Wenn diese noch stärker wurden, würde er ihm das Herz brechen, wenn er ihn verließ. Das wollte er auf keinen Fall riskieren, doch leider wusste er auch nicht wie er dies verhindern sollte.

Bitte ihn zu bleiben.

Unsinn. Er wusste, dass er Belial nicht überreden konnte zu bleiben. Er würde ihn verlassen und sich wieder auf die Suche nach seinem Herz begeben. Davon konnte er ihn nicht abhalten, das wusste er.

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Aleks hat sich seine Gefühle eingestanden, doch was ist mit dem Dämon?

Und was hat es mit dem Siegel auf sich?

Mehr erfahrt ihr im nächsten Teil.

Eure Mausgöttin

Belial - eine schicksalhafte Nacht (BAND 1) ✅Where stories live. Discover now