Kapitel 21

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Lyric gehörte zu der fast ausgestorbenen Rasse der Runendämonen. Sie waren die einzige noch lebende Rasse, die Runen zur Anwendung von Magie benutzen.

Runen waren magische Symbole, die einen
bestimmten Zweck erfüllten. Grob gab es drei Kategorien: Synthese, Analyse und Verstärkung. Entsprechend ihrer Bezeichnung konnten diese also mithilfe von Magie erschaffen, ergründen oder verstärken.

Er zeichnete eine Rune des Typs Analyse mithilfe von Magie in seine rechte Handfläche. Diese begann zu leuchten und füllte sich mit Magie. Langsam fuhr er mit seiner Handfläche über den Körper des Verletzten. Informationen über dessen Zustand und die schwere seiner Verletzungen erschienen vor seinem inneren Auge und er zog scharf die Luft ein. Das Licht der Rune erlosch und sie verschwand.

Sie hatten nicht viel Zeit. Das Gift der Schattentierchen hatte sich in seinem Körper ausgebreitet und würde bald sein Herz erreichen. Das Schlimmste war jedoch, dass der Mensch immer noch bei Bewusstsein war. Er musste gerade unsägliche Schmerzen erleiden. Nicht mehr lange, dann wäre die Behandlung so schmerzhaft wie das Zufügen der Wunde, wenn nicht noch schlimmer.

„Halte ihn fest, das wird wehtun", sagte Lyric.

Belial strich seinen Gefährten nochmals liebevoll, nahm seine Hand und sprach ihm Mut zu.

Lyric zeichnete zwei Runen. Er platzierte erneut eine in seiner rechten Hand und eine zweite auf Aleks' Wunde.

„Gut, los geht's."

Beide Runen verbanden sich durch eine Art unsichtbaren Tunnel, dann zog er daran. Das Gift wurde wortwörtlich aus Aleks' Körper über dessen Wunde herausgezogen. Der Mensch schrie vor Schmerz auf und krallte sich in Belials Hand.

Lyric hatte schon fast Mitleid, fuhr aber fort. Die Alternative war der Tod. Plötzlich fühlte er einen Schlag. Er wurde nach hinten geschleudert und landete unsanft einige Meter entfernt auf dem Boden. Fassungslos starrte er zum Altar. Was war gerade geschehen? Auch Belial schien nicht zu wissen, was vor sich ging. Er musste einen Abwehrmechanismus ausgelöst haben. Nein, Menschen besaßen so etwas nicht.

Toll, wie sollte er einen Patienten behandeln, den er nicht anfassen konnten? In einer fließenden Bewegung erhob sich Lyric und ging zum Altar. „Er muss das Bewusstsein verlieren, ansonsten kann ich ihn nicht behandeln", sagte er mit ruhiger Stimme, ohne näher auf das Geschehene einzugehen.

Belial schien keine Wahl zu haben. Er hatte Angst Aleks zu verlieren, wenn dieser ohnmächtig wurde, doch wollte er auch nicht, dass er solche Schmerzen litt.

„Tsuka, du musst jetzt schlafen."

Aleks drückte Belials Hand fester und schüttelte schwach den Kopf. Tränen überzogen dessen Gesicht. Er hatte Angst - Angst davor, nicht mehr aufzuwachen.

„Verzeih mir Tsuka, es muss sein."

Nein, Bel, bitte nicht. Ich halte das aus. Als hätte er Aleks' Gedanken gehört schüttelte dieser den Kopf.

„Du bist mein Herz, Tsuka." Dann legte er seine Hände an Aleks' Schläfen und schickte einen kleinen Energiestoß hindurch. Augenblicklich fielen Aleks die Augen zu und sein Kopf kippte bewusstlos zur Seite.

„Lyric, tu' was du tun musst", presste er mit belegter Stimme hervor.

Das ließ sich Lyric nicht zweimal sagen. Er setzte den Zauber fort. In einem dünnen Strom floss das Gift aus Aleks' Wunde zu Lyrics rechter Hand, die er über eine bronzene Metallschüssel hielt, in die er es leitete.

Eine Stunde später bedeckte der Runendämon Aleks' Schulterwunde mit einer Kräutersalbe, die den Heilungsvorgang beschleunigen sollte. In die Salbe hatte er ein paar Tropfen von Belials Blut gemischt. Das Blut seines Gefährten direkt aufzunehmen, wäre zu viel für das Herz des Menschen gewesen, doch in der Salbe konnte es risikofrei seine Wirkung entfalten. Er verband die Schulter und trat zurück. Erleichtert, dass alles ohne Komplikationen verlaufen war, ließ er seine verspannten Schultern kreisen und die Gelenke knacken. „Er wird wieder, mach dir keine Sorgen."

Auch wenn das Belial ein wenig beruhigte, reichte es nicht aus, um die Enge in seiner Brust zu lockern. Diese würde nicht verschwinden, bis Aleks die Augen öffnete.

„Gut, ich bring euch in eines der Gästezimmer. Dort kannst du dich ausruhen und warten bis er aufwacht. Das sollte nicht länger als einen Tag dauern. Außerdem solltest du dich umziehen und um deine eigenen Verletzungen kümmern."

Belial sah schrecklich aus und roch auch so.

Ohne zu zögern, nahm Belial Lyrics Angebot an. „Danke mein Freund."

Lyric schnaubte über die Aufrichtigkeit in der Stimme seines Freundes. Belial hatte ihm vor Jahrhunderten das Leben gerettet. Wäre dieser nicht gewesen, wäre er im besten Fall tot im Graben geendet. Wie gesagt im besten Fall. Das war eine Schuld, die er niemals begleichen konnte, auch wenn Belial das nicht so sah.

„Keine Sorge, kommt alles auf deine saftige Rechnung."

Dies entlockte Belial ein leises Lachen.

„Sicher, setz' noch einen Flasche Macallan 1926 drauf."

Lyric hob überrascht die Augenbraue, immerhin kostete eine Flasche dieses Whiskeys knapp 1,68 Millionen Dollar. Er als Whiskeyliebhaber wusste dies nur zu gut. Nun, ein Leben hatte nunmal kein Preisschild, schon gar nicht das eines Gefährten. „Ist notiert", antwortete und öffnete die Tür des Gästezimmers und ließ die zwei allein.

Belial legte Aleks sachte auf das Bett und deckte ihn zu, damit er nicht fror. Liebevoll strich er ihm seine wirren Haare aus dem Gesicht und gab ihm einen Kuss auf die Stirn. Er würde wieder aufwachen, daran musste er glauben.

Es klopfte leise an der Tür. Einer von Lyrics Angestellten, ein Ziegendämon, übergab ihm wortlos ein Bündel Kleidung. Diese nahm er dankend an.

In der Hölle gab es auch sogenannte Tierdämonen. Sie waren zum Teil Tier, was der Name schon sagte. Auch wenn sie diese tierische Form ablegen konnten, so taten sie dies in der Regel nicht, da sie stolz auf ihre tierischen Attribute waren. Aber einen Dämon mit Ziegenkopf in der Menschenwelt anzutreffen, war trotzdem ungewöhnlich. Gut, im Schutze von Lyrics Zuhause war dies möglich, da sie vor menschlichen Blicken geschützt waren.

Mit einem Seufzen schälte sich Belial aus seiner Kleidung und duschte sich kurz ab. Die Wunden an seinem Körper hatten sich dank Aleks geschlossen, sodass er nur das Blut und den Dreck abwaschen musste. Er schlüpfte in die frischen Klamotten und ging zu seinem Gefährten. Mit einem Lappen wusch er den restlichen Schmutz, den Lyric nicht entfernt hatte, von Aleks' Körper und zog ihm eine neue Hose an. Dann stieg er zu ihm ins Bett, zog ihn an seine Brust und fiel in einen unruhigen Schlaf.

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Knapp mit dem Leben davon gekommen.

Was denkt ihr? Würdet ihr lieber euer Lebe ohne euer Herz leben oder ein Mensch als Herzen haben, der aber leichter stirbt?

Ach und noch etwas! Wir steuern auf die 1000 Klicks zu! *innerlicher Freudentanz* Ich habe mir überlegt, ein Special zu machen. Ihr dürft euch etwas wünschen! Wollt ihr eine kleine Nebenstory oder wollt ihr vielleicht mehr über einen Charakter erfahren? Wünsche in die Kommentare oder an mein Pinnwand!

Liebe Grüße,

eure Mausgöttin

Belial - eine schicksalhafte Nacht (BAND 1) ✅Where stories live. Discover now