Kapitel 52

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„Unsere Vermutung hat sich bestätigt. Irgendein höherrangiger Dämon versucht an Macht zu gewinnen und wir vermuten, dass er plant, einen der Höllenfürsten zu stürzen. Es gab unzählige Angriffe in allen Reichen. Doch in Astaroths traten sie um einiges häufiger auf als in den anderen. Dämonen verschwanden oder wurden tot aufgefunden. Und nicht nur das, auch Nix wurde aktiv. Er sagte, dass bald eine neue Prophezeiung geboren wird, die alles ins Chaos stürzen wird", teilte Lucan mit einem ernsten Gesichtsausdruck mit.

Das waren keine guten Neuigkeiten. Nix war keine einzelne Person, es war die Bezeichnung der Position des allmächtigen Orakels, der Bote des Schicksals aller Dämonen. Seine Prophezeiungen trafen immer ein. Die Position wechselte alle paar Jahrhunderte. Der Grund war immer derselbe – Selbstmord. Keinem Nix war es vergönnt gewesen, seine zweite Hälfte zu finden. Jahrhunderte lang musste er die Zukunft anderer sehen – deren Glück und Unglück – ohne selbst Frieden zu finden. Dies hielt niemand auf Dauer aus. Das letzte Mal als Nix eine Prophezeiung geäußert hatte, war Lucifer gefallen und ein Krieg zwischen den Engeln und Dämonen war ausgebrochen. Ein dunkles Zeitalter, an das niemand gerne zurückdachte.

„Ich weiß, dass du dich bedeckt halten willst, jedoch muss ich dich fragen. Sollte es ein Angriff auf Astaroths Gebiet geben, kann ich auf deine Unterstützung zählen? Ich würde nicht fragen, wenn ich sicher sein könnte, der Gefahr allein entgegen treten zu können", fragte ihn der Befehlshaber der zweiten Division von Astaroths Armee.

Belial dachte eine Zeit lang nach. Lucan würde mich nicht bitten, wenn es nicht unvermeidbar wäre. Aber ich kann Aleks auch nicht in Gefahr bringen. Er befand sich in einer Zwickmühle. „Gut, ich werde dir zur Seite stehen, aber nur unter der Bedingung, dass Aleks aus diesem Krieg herausgehalten wird."

Lucan nickte. Er schien Belials Forderung nachvollziehen zu können.

Belial wusste, dass er sich auf dünnes Eis begab. Hoffentlich brach es nicht unter seinen Füßen.

Der Dämon schaute Belial nachdenklich an. „Was hast du mit Aleks vor? Hast du vor, ihn Astaroth vorzustellen?"

„Noch nicht", antwortete er seinem Freund. „Erst wenn er stark genug ist, um sich selbst zu verteidigen und fliegen kann."

Lucan stimmte ihm stumm zu, dann erhob er sich. „Gut mein Freund, es ist Zeit für mich aufzubrechen. Ich möchte deine Zeit nicht länger als nötig beanspruchen."

Freundschaftlich reichte er Lucan die Hand und antwortete: „Du bist hier jederzeit willkommen. Wenn meine Spionin etwas herausfindet, lass ich es dich wissen."

Lucan nickte und verließ den Besprechungsraum. Juri und Cone begleiteten ihn nach draußen. Er machte einen kleinen Umweg über die Terrasse, auf der er Aleks bäuchlings liegen und einen Stein anstarren sah. Kurz hielt er Ausschau nach seiner Passion, doch diese schien nicht hier zu sein. Mit einem Kopfschütteln konzentrierte er sich wieder auf den vor sich liegenden Engel.

„Ist das Training?", riss Aleks eine belustigte Stimme aus den Gedanken.

„Ob du es glaubst oder nicht, ja ist es. Auch wenn es nicht danach aussieht", antwortete Aleks lachend.

Jedes Mal, wenn Aleks lachte, breitete sich ein warmes Gefühl in Lucans Brust aus. Dieser Junge war die lebendig gewordene Freude und Lebenslust, sowie Güte und Liebe. Belial hatte unfassbares Glück. Ist das etwas Neid? Hatte er sich gerade dabei ertappt, seinen Freund zu beneiden?

„Wollen wir anfangen?", unterbrach Aleks sein Grübeln.

„Wie bitte?", fragte Lucan überrascht.

„Ich habe viel über deine Worte nachgedacht und versucht sie in die Tat umzusetzen. Außerdem wolltest du doch meine Fortschritte testen", gab er mit verschmitztem Unterton zurück.

Belial - eine schicksalhafte Nacht (BAND 1) ✅Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt