Kapitel 45

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„Bel, bist du fertig?", rief Aleks aus seinem Arbeitszimmer. Er hatte gerade seine Bücher zusammengepackt und verstaut. Seine Bilder waren in Zeitungspapier gewickelt und lagen bei den Bücherkisten mit seinem MP3-Player und seinen Kopfhörern. Mehr brauchte er nicht. Er hatte an sich nie viel besessen, aber dass diese vier Kisten sein ganzes Leben enthielten, war doch etwas befremdlich. Aleks spürte, wie sich warme Arme von hinten um ihn schlossen. Sein warmer Atem strich über seinen Nacken, was ihm eine Gänsehaut bescherte.

„Ich bin fertig mit packen, Tsuka, aber mit dir bin ich noch lange nicht fertig. Das werde ich nie sein", sagte er mit tiefer Stimme und leckte über seinen Puls am Hals.

Er erschauerte und drehte sich zu seinem Liebsten um. Mit seinen Händen fuhr er in dessen schulterlangen, rabenschwarzen Haare und zog ihn zu einem intensiven Kuss zu sich.

„Verführe mich nicht Tsuka, sonst wird sich unser Aufbruch verzögern", flüsterte er Aleks ins Ohr. Er hörte, wie der Puls seines Gefährten sich beschleunigte. Wie gerne würde er dem Verlangen nachgeben, doch er hatte sich bereits in seinem Zuhause in der Hölle angekündigt, also ließ er widerwillig von seinem Schatz ab. Er würde ihn später nehmen, unter sich legen, in ihn eindringen und seine lustvollen Schreie genießen. Der Duft von Rosen und Regen nach Sonnenaufgang umgarnte ihn, lockte ihn.

Aleks musste zugeben, dass er ein wenig enttäuscht war, doch es war besser so. „Lass uns gehen Bel", sagte er.

Dieser nickte. Alles war bereit. Die Kisten standen im Kreis und Aleks und Belial stellten sich neben sie.

Aleks ergriff nervös die Hand seines Gefährten und schaute nochmals in die Wohnung. Er würde sie für eine Weile nicht mehr zu Gesicht bekommen. Er verspürte Wehmut bei diesem Gedanken und verstärke seinen Griff.

„Bist du bereit, Tsuka?"

Aleks nickte.

Belial beschwor das Portal und es öffnete sich. Eine schwarze Membran verschlang sie und sie versanken in Dunkelheit. Dieses Gefühl hatte er schon einmal gespürt, damals als er aus Arianas Anwesen in die Hölle entführt worden war. Nicht daran denken. Es ist vorbei. Doch so sehr er auch versuchte, es zu vergessen, dieser Kampf hatte alles verändert. Hatte ihn verändert. Es waren nicht nur die Flügel, die aus seinem Rücken gesprossen war, auch die damit verbundenen Fähigkeiten. Manchmal wachte er nachts schreiend auf. Oftmals träumte er, es waren Träume von Gewalt und Tod, doch sie waren verschwommen unklar. Er hatte Angst, dass es Visionen waren, dass er die Zukunft sah, so wie er es schon einmal getan hatte.

Die Dunkelheit wich und die Umgebung nahm nach und nach konkrete Formen an. Sie waren in einer Eingangshalle gelandet. Helle Wände mit einer wunderschönen Bemalung erwarteten ihn. Bilder von Frauen, Männern und Kindern, Bilder von Kriegern und Schlachten. Alle erzählten eine Geschichte. Aus den Wänden ragten steinerne Balken mit farbigen Steinen darauf, die den Raum erleuchteten. Die Decke war von einer wunderschönen Blumenwiese bedeckt.

„Wunderschön."

Belial schaute in das begeisterte Gesicht seines Gefährten. Ihm schien sein Heim sehr zu gefallen. „Tsuka, willkommen in unserem Zuhause."

Unserem Zuhause. Warme Gefühle machten sich in Aleks' Brust breit. „Ist alles in deinem Haus so... so atemberaubend?", fragte er seinen Gefährten.

„Wenn du auf die künstlerischen Verzierungen an der Wand anspielst, ja. Ich habe einige Räume in diesem Stil eingerichtet. Kunst war schon immer Balsam für die Seele", antwortete Belial. „Lass uns in unser Zimmer gehen, Tsuka."

Aleks nickte und wollte gerade eine seiner Kisten nehmen, doch sein Dämon hielt ihn sanft davon ab.

„Das machen meine Bediensteten, lass uns gehen."

Belial - eine schicksalhafte Nacht (BAND 1) ✅Kde žijí příběhy. Začni objevovat