「 Kapitel 24 」

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Fili hatte sich die ganze Zeit nicht gerührt.
Der Ärger und die Enttäuschung rumorten noch in seinem Bauch.
Als Ilèyn vor ihm zu Boden sank, war beides jedoch plötzlich nicht mehr existent.
Fili konnte sehen, wie sie litt. Jeden Tag, den sie mehr bei ihnen verbrachte, schien das Leiden stärker zu werden.
Fili spürte, wie es ihm das Herz schwer machte, sie so zu sehen.
Warum das so war, wusste er nicht wirklich. Bisher hatte er auch nie genug Zeit gehabt, solche Gedanken weiterzuspinnen.
Ilèyn saß regungslos vor ihm, keine Tränen, keine Regung im Gesicht. Nur diese blanke Überforderung.
Sie damit so allein zu lassen fühlte sich falsch an. Einerseits sträubte er sich dagegen, die schockierende Wahrheit, die sie ihm und den anderen die ganze Zeit vorenthalten hatte, einfach so ruhen zu lassen, andererseits... sah er keinen Grund, sich nur aufgrund ihrer Familie von ihr zu entfernen. Offensichtlich herrschten Spannungen zwischen ihr und den Elben des Düsterwalds.
Die Wut oder den Ärger, die der Zwerg erwartete zu spüren, kam einfach nicht. Es war ihm nicht möglich, so etwas wie Wut ihr gegenüber zu verspüren. Ihm war es nicht möglich.
Langsam rutschte Fili zu Ilèyn hinüber. Den letzten Zweifel, ob er jetzt wirklich etwas sagen sollte, schob er beiseite.
"Was ist da gerade passiert?" fragte er vorsichtig "Da oben... bei Eurem Onkel."
Ilèyn reagierte nicht direkt auf die Frage des Zwerges. Erst einige Sekunden später wandte sie ihren Blick von der Leere vor ihr ab und sah dem Blonden in die Augen.
Für ein paar weitere Momente verharrten beide so.
"Nur ein... Streit, weiter nichts..." sagte Ilèyn dann, es war mehr ein Seufzen als etwas anderes. Sie barg ihr Gesicht in beiden Händen und atmete stark gegen ihre Handflächen aus. Sie zog die Hände nach unten von ihrem Gesicht, streckte ihre Beine von sich und lehnte sich mit dem Kopf gegen die Eisenstangen der Zellentür.
Fili wusste nicht wirklich, was er darauf antworten sollte. Er senkte den Blick.

"Ich... nehme Eure Entschuldigung an, Ilèyn..." sagte er leise.
Ihre Blicke trafen sich, als Ilèyn sofort zu ihm aufsah. Tatsächlich sah er soetwas wie Freude in ihren Augen. Freude und Erleichterung.
"Es hätte keine Entschuldigung gebraucht, ich habe, denke ich etwas überreagiert..." Fili musste etwas peinlich berührt lächeln, was sogar Ilèyn ein kleines Schmunzeln entlockte.
"Ich habe meinen Onkel angelogen." sagte sie daraufhin "Mit Vergnügen habe ich ihn angelogen, der entscheidende Unterschied zu Euch." fügte sie mit schmalem Grinsen hinzu, was das Grinsen in Filis Gesicht etwas breiter werden ließ.
"Ich weiß, warum sich Thorin Eichenschild auf diese Unternehmung begeben hat. Ich kenne die Geschichte von Smaug..." Bei der Erwähnung dieses Namens lief ein kalter Schauer Filis Rücken herunter "Und was mit unserem Volk passiert ist." Ilèyn machte eine kurze Pause und dachte nach.
"Doch beim besten Willen fällt mir nicht ein, warum mein Onkel derartiges Interesse an all dem hier zeigt. Der Zwist zwischen Elben und Zwergen ist mir bekannt... mehr als alles andere kenne ich diesen Zwist... Doch was unsere Onkel damit zu schaffen haben, erschließt sich mir nicht."
"Euer Onkel" hob Fili an "Hat den Zwergen des Erebor jegliche Hilfe verwehrt. Smaug überfiel den Berg, zerstörte Thal, tötete meine Sippe..." Die Stimme des Zwerges wurde immer düsterer "Thranduil hat nur untätig zugesehen. Keine Hilfe kam von den Elben. Niemals."
Mit großen Augen lauschte Ilèyn der Geschichte des Zwerges.
"Dieser Teil war mir bisher unbekannt..." sagte sie, fast sprachlos.
Fili nickte leicht.
"Euer Onkel hegt Interesse an den Schätzen im Erebor, auf die er Anspruch erhebt. Edelsteine der Elben, Erbstücke, die ihm verwehrt wurden."
"Schätze des Waldlandreiches im Erebor?" fragte Ilèyn leise. Ein erneutes Nicken von Fili.
"Unsere Onkel werden keine Freunde, das verspreche ich Euch." sagte er.
In diesem Moment näherten sich schnelle marschierende Schritte. Ilèyn drehte sich um, sie und Fili sahen zwischen den Gitterstäben nach draußen und beobachteten, wie vier Wachen auf Thorins Zelle zusteuerten. Eine der Wachen schloss die Zellentür auf, die anderen drei führten den Zwergenanführer die Treppen nach oben.
Thorin kam mit den Elben, ohne sich zu wehren. So schnell wie sie gekommen waren, waren sie auch wieder verschwunden.
Ilèyn atmete schwer aus, als sie sich wieder umwandte.
"Ihr solltet nicht auf dem Boden sitzen, Ilèyn." sagte Fili nach einer kurzen Pause "Es ist" er erhob sich von der Bank "hier drauf zwar nicht sonderlich wärmer oder gemütlicher, aber..." Er hielt in seiner Erklärung inne, als die Zwergin sich langsam nach oben stützte und sich neben ihn setzte.
Erneut schwiegen beide.
Die entstandene Stille, welche auch von den anderen Zellen ausging, nahm fast ein beängstigendes Ausmaß an. Die Gemeinschaft hatte aufgegeben, ausbrechen zu wollen.

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