Kapitel 4

3.6K 160 4
                                    

Die verblüfften Gesichter meiner Mitinitianten als ich mit der neuen Bettwäsche wiederkomme sagen mir, dass ich alles richtig gemacht habe.

"Wo hast du die denn geklaut?", fragt einer nun. Er ist größer als ich, aber schlaksig gebaut. Kurz überlege ich, ob ich es wohl mit ihm aufnehmen könnte. Aber das sollte ich heute nicht mehr ausprobieren. Dazu werde ich noch genug Gelegenheit haben, wenn ich Recht habe, was die weißen Anhöhen im Trainingsraum angeht. Ohne einen Ton zu erwidern, beziehe ich mein Bett neu und lege mich schließlich hinein.

Es ist Punkt halb sechs als eine Sirene ertönt. Ich wache erschrocken auf und weiß im ersten Moment gar nicht, was los ist. Ich weiß nicht einmal, wo ich bin, doch dann fällt es mir wieder ein. Ich schwinge mich aus dem Bett und begebe mich schnell ins Bad. Mir folgen drei Mädchen, die angeregt miteinander schwatzen. Ich wurde ein bisschen neidisch. Mit mir scheint sich niemand anfreunden zu wollen. 

Ich putze mir die Zähne und versuche irgendwie meine Haare zu kämmen, was allerdings nicht so einfach ist. Selbst jetzt, wo ich sie mit Shampoo waschen kann, sind es immer noch widerspenstige volle Locken. Sie zu einem Zopf zu binden würde nichts bringen. Dafür waren sie nicht lang genug. Einzelne Strähnen würden herausfallen und nur noch mehr nerven, als wenn ich es einfach so ließ. Seufzend lege ich den Kamm beiseite, drehe mich um und mache mich auf den Weg zum Trainingsraum.

Die Erste bin ich nicht. Es haben sich schon drei Andere aus meinem Gemeinschaftsraum eingefunden. Ich sehe sie heute das erste Mal richtig. Eines der Mädchen ist dunkelblond und hat viele Sommersprossen im Gesicht. 

Irgendwie passt sie gar nicht hier rein. Der Junge neben ihr wirkt untersetzt. Er hat eine Brille auf und erinnert eher an einen Wissenschaftler. Ob er wohl von den Ken kommt? 

Dann ist dort noch ein dunkelhäutiges Mädchen. Sie schaut mich skeptisch an und tuschelt ihrer neuen Freundin etwas zu. 

Zehn Minuten später scheinen wir vollzählig zu sein. Genau weiß ich es nicht. Noch hatte ich uns nicht gezählt. Ich nehme mir vor die belegten Betten zu zählen, als Four und Eric auftauchen. Irgendwie nehme ich eine andere Haltung ein. Während ein paar der Anderen irgendwo hocken oder sich gegenlehnen, stehe ich kerzengerade.

"Wie ich sehe, haben alle die erste Nacht überstanden.", sagt Four. Er scheint netter zu sein als Eric, auch wenn ich ihn noch nicht wirklich einschätzen kann. "Heute teilen wir euch in drei Gruppen ein. Die erste Gruppe lernt schießen. Die Zweite wird den Zweikampf üben und die Dritte das Messerwerfen. Eric trainiert die Zweikämpfer, ich die Messerwerfer, für die Schießübungen haben wir einen Experten."

Dann beginnen sie, die Leute untereinander aufzuteilen und zu meinem großen Glück lande ich in Erics Gruppe. Auch der schlaksige Junge ist hier. Anfangs lernen wir die Verteidigungshaltung. Unseren linken Arm halten wir angewinkelt schützend vor die Brust, während der rechte Arm das Gesicht schützen und Schläge abfangen soll. Eric läuft durch die Reihen und hat natürlich an jedem etwas rumzumeckern. Schließlich teilt er uns untereinander nochmal in Zweiergruppen auf und will, dass wir zusammen üben.

Ich bekomme das Sommersprossenmädchen und erfahre, dass sie Maddie heißt. Sie war eine Altruan bevor sie herkam. Es freut mich, dass sie mir während des Trainings so viel erzählt, aber das muss wohl an ihrer Erziehung liegen. Wir sind eine ungerade Zahl an Initianten in der Kampfgruppe, weswegen einer mit Eric üben muss. Es ist der schlaksige Kerl. Ich grinse in mich hinein, während er von dem Ausbilder zusammengestaucht wird. 

Einmal Fraktionslos, Immer Fraktionslos - Die BestimmungWhere stories live. Discover now