Kapitel 83

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" Gib mir das Gewehr - und zwar schön langsam. ", sagt der Mann vor mir. Ich kenne den Mann nicht. Aber das ist kein Wunder. Es gibt so viele Ferox, da hatte ich nie einen Überblick. Wie schon gesagt, jemand aus einer anderen Fraktion könnte sich einschleusen und sich Klamotten der Ferox anziehen. Ich würde ihn nicht als Eindringling erkennen.

Ich sehe den Ferox an. Er lange braune Haare, die ihm strähnig im Gesicht hängen. Stechende dunkle Augen sehen mich an. Ich lege langsam meine Hände an den Gurt, der mein Gewehr hält und öffne ihn langsam. Fieberhaft überlege ich, was ich jetzt machen soll. Wo wird er mich hinbringen? Sicher zu Eric, der aus einem kleinen Raum der Ken heraus, kontrolliert wird. Ich stelle mir Max vor, der sicher vor seinem Computer sitzt und nur darauf wartet einen Knopf zu drücken, mit dem er Eric sagt, das er mich töten soll.

Mein Gewehr halte ich jetzt in den Händen. Er hat mich noch nicht betäubt. Was heißt, das er mich bei Bewusstsein haben will. Zumindest nehme ich das an. 

Wenn ich ehrlich bin, beneide ich Carter, Feretti und Tessa ein wenig, die bewusstlos am Boden liegen. Sie haben nicht diese Verantwortung das alles mit ansehen zu müssen und sich etwas zu überlegen.

Vielleicht ist Lauren wieder bei Bewusstsein. Vielleicht will sie mich persönlich bestrafen. Oder ich soll wirklich zu Eric. Ich sehe, dass ich aus der Sache nicht unbeschadet herauskommen werde.

Das alles denke ich in wenigen Millisekunden. Ich reiche dem Ferox mein Gewehr. Er streckt seine Hand aus und umfasst den Lauf meiner Waffe mit der rechten Hand. Das ist nicht sehr schlau von ihm. Ich reiße das Gewehr um und drücke auf den Abzug. Er wird von der Überraschung und der Wucht der Monition ein Stück nach hinten gedrückt. Er strauchelt, geht ein paar Schritte zurück und fällt schließlich.

Ich freue mich schon über meinen Triumph und Einfallsreichtum, da spüre ich ein Stechen im Magen. Ich sehe hinunter. Ich kann nichts erkennen. Aber ich weiß, das ich getroffen wurde. Es kommt mir unheimlich lange vor, das ich zusammenbreche. In Wahrheit vergehen nur wenige Sekunden zwischen dem Schuss des Ferox und meinem Zusammenbruch auf den Boden.

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Als ich aufwache, weiß ich zur Abwechslung einmal genau, was los ist. Ich halte die Augen geschlossen. Ich bin mir sicher, das ich zu Eric oder Lauren gebracht worden bin. Ich höre leises Flüstern um mich herum und das Summen von Maschinen. Es riecht nach Desinfektionsmittel. Ich bin mir sicher, im Krankenflügel zu sein.

Außerdem bin ich sicher, dass man mir sämtliche Waffen abgenommen hat. Das Gewehr und meine Messer. 

Dennoch weiß ich, dass ich hier raus muss. Sicher wird man nicht nochmal so fahrlässig gewesen sein und einen bewaffneten Ferox neben mich gestellt haben, dem ich die Waffe stehlen könnte. Diesmal werden sie mich einfach wieder betäuben, wenn ich angreife. Trotzdem muss ich es versuchen.

Erstmal sehe ich nach, ob ich meine Beine und Arme bewegen kann. Nur unmerklich hebe ich sie an. Es funktioniert. Ich lausche weiter auf die Stimmen. Eine von ihnen kommt näher. Mein Herz beginnt noch schneller zu pochen. Hat man entdeckt das ich wach bin? 
Eine Hand berührt mich am rechten Handgelenk. Ich reagiere blitzschnell. Ich ziehe meine Decke zurück, reiße meine Beine nach oben und schlinge sie um den Oberkörper desjenigen, der neben mir steht. Offenbar habe ich ihn überrascht, denn ich kann ihn schnell zur Seite und auf den Boden drücken. Ich falle vom Bett und auf ihn drauf.

Ich will losrennen und mir meinen Weg hinaus bahnen, als ich sehe, wer da unter mir liegt. Sofort vergesse ich meine Flucht.

" Four!?", frage ich ungläubig. Was macht er denn hier? Steckt er etwa mit Max unter einer Decke? Ausgerechnet er?

Einmal Fraktionslos, Immer Fraktionslos - Die BestimmungWo Geschichten leben. Entdecke jetzt