Kapitel 43

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Drei Tage später sitze ich gelangweilt im Speisesaal, als Carter geradezu reingestürmt kommt. Er setzt sich neben mich und sieht sich gehetzt um.

" Die wissen, das jemand die Telefonnummer von Janine Matthews rausgesucht hat. Ich hab Four mit Jimmy gehört. Einem aus dem Kontrollraum. Er hat ihn gefragt, ob er es war. ", erklärt mir Carter. 

" Und hat er dich schon gefragt? ", will ich wissen. Carter schüttelt den Kopf.

" Noch nicht. Aber das muss er auch gar nicht. Er muss nur sehen, wer zu dem Zeitpunkt Schicht hatte. Dann muss er sich die Videoüberwachung ansehen und dann hat er mich.", flüstert Carter mir nun zu. Ein paar Leute haben den Speisesaal betreten.

" Und jetzt? ", frage ich. Carter sieht mich mit aufgerissenen Augen an.

" Was weiß ich... ", antwortet er verzweifelt. Ich rolle mit den Augen. In letzter Zeit hatte ich ständig nur noch Probleme. Probleme, die ich eigentlich gar nicht hatte haben wollen.

" Ich flieg hier raus, wenn die das raus bekommen. ", sagt er nun. 

" So schlimm wird es schon nicht sein. ", gebe ich zurück. Ich weiß, das war nicht hilfreich.

Doch diesmal konnte ich die Sache nicht mit geschickten Lügen wieder hinbiegen. Hier gibt es nur zwei Möglichkeiten. Entweder er kommt davon, weil sie der Sache nicht weiter nachgehen oder er geht zu Four beichten. 

" Kannst du dir nicht was ausdenken und es Eric auftischen? ", will er wissen. Ich will laut lachen. Ist er Eric schonmal begegnet? Der Kerl hat mir kaum die Teebeutel Lüge abgekauft. Da soll ich ihm so eine große Sache gut reden?

" Wie soll ich das erklären? Das Beste ist, du gehst zu Four und beichtest. ", erkläre ich ihm.

" Und was soll ich ihm sagen, wieso ich eine Telefonnummer aus Erics Telefon überprüfe? ", will er wissen. Er hat recht. Ich werde da unweigerlich mit reingezogen.

Vielleicht konnten wir es riskieren mit Four zu reden. Als wolle das Schicksal das prüfen, betritt Four in dem Moment den Raum. Er ist alleine. Als wäre es ein Zeichen.

Ich deute auf ihn und Carter wird ganz blass. Dann habe ich eine Idee. Bevor ich es mir anders überlegen kann, stehe ich schon auf.

" Ehm - Four. Kann ich mal mit dir reden? ", frage ich ihn. Er zieht überrascht eine Augenbraue hoch, nickt dann aber. 

" Was gibt es? ", will er wissen. Ich hole tief Luft.

" Das mit dem unauthorisierten Zugriff war Carter. ", sage ich ihm. Carter hinter mir, hört uns. Ihm fällt fast die Kinnlade nach unten. Ich rede schnell weiter. " Ich habe ihn gefragt, ob er es machen kann. Ich - Eric war in letzter Zeit viel unterwegs und er hat mir nie gesagt, was er macht. Dann habe ich in sein Telefon gesehen und habe diese Nummer gesehen. Ich wollte wissen, wer das ist. Also habe ich Carter gebeten die Nummer zu überprüfen. "

Four sieht mich an. Er zeigt keine Regung.

" Dann hat sich rausgestellt, dass es die Anführerin der Ken ist und nunja, Eric hatte nur Kontakt mit ihr, wegen dem neuen Serum. Es tut mir wirklich sehr leid. Ich wollte Carter keinen Ärger machen. Ich dachte nicht, dass es einer bemerkt. "

Fours Stirn liegt jetzt in Falten.

" Ja - okay. Welches neue Serum? ", hakt er nach. Ich bin kurz verwirrt. Wieso fragt er nach dem Serum?

" Was ist mit Carter? Wird er Konsequenzen zu erwarten haben? ", will ich wissen. Four schüttelt den Kopf sehr hektisch.

" Welches Serum? ", widerholt er nochmal. Langsam wird mir klar, dass ich mich in das nächste Fettnäppchen manövriert habe.

" Offenbar...ist das noch nicht an alle durchgedrungen. ", vermute ich. Entschuldigend sehe ich Four an. Klar, wundert es mich, das Four nichts davon weiß. Aber ich mache die Regeln hier nicht.

" Das - das muss ich irgendwie nicht mitbekommen haben. ", sagt Four nun. Er versucht wieder gefangen auszusehen. Aber es gelingt ihm nicht. 

" Was ist mit Carter? ", frage ich nochmal.

" Es ist alles geklärt. Ich werde es aus dem Datenprotokoll löschen und wir reden nicht mehr drüber. ", sagt er freundlich, dann verschwindet er schnell. Ich gehe zu Carter zurück.

" Einen Moment dachte ich echt, du verpfeifst mich. ", meint Carter. Er hat ein erleichtertes Lächeln im Gesicht.

" Sowas denkst du von mir? ", sage ich gespielt entsetzt. Ich sehe wieder zur Tür. Fours Reaktion geht mir nicht aus dem Kopf. Wieso weiß er nichts von diesem neuen Serum? Er führt die Simulationen schließlich auch durch.

Ich fühle mich, als habe ich da wieder irgendwas losgetreten.

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Am Abend komme ich erschöpft bei Eric an. Mittlerweile wohne ich mehr bei ihm, als in meiner eigenen Wohnung. Überall bei ihm, liegen meine Sachen verteilt. Auf seinem Bett liegen meine Schlafsachen, eine zweite Decke und ein zweites Kissen. Auf einem Stuhl liegen mehrere Klamotten, die ich immer mal mit hergebracht habe. Meine Einkäufe bringe ich öfter hier her, als in meine eigene Wohnung und im Bad stehen mittlerweile mehr Sachen von mir, als von Eric.

Er regt sich immer wieder mehr als laut darüber auf. Aber wenn ich gehen will, setzt er ein Gesicht auf, als hätte ich gesagt, ich habe mich in Carter verliebt und will ihn heiraten.

Ich gehe duschen und komme schließlich etwas entspannter wieder raus. Eric sitzt vor dem Fernseher und sieht sich einen Showkampf zwischen zwei Ferox an. Er ist so auf den Kampf konzentriert, dass er gar nicht aufpasst. Selbst wenn ich jetzt mein Handtuch fallen lassen würde, er würde es nicht bemerken.

Ich setze mich neben ihn und beginne ihn zu beobachten. Er ist so sehr dabei, dass sein Gesicht ganz ernst ist. Die kleine Vene an seinem Hals pocht bedrohlich. Eigentlich hatte ich ihn fragen wollen, ob Four ihn heute etwas gefragt hat. Aber da er aussieht, als würde er gleich explodieren, lasse ich das bleiben. 

Ich gehe in die Küche und mache mir etwas zu essen. Eric bleibt still. Er flucht nicht einmal oder sowas. Er starrt nur wie besessen auf den Fernseher. 

Dann ist der Kampf vorbei. Er schaltet den Fernseher an.

" Kannst ruhig herkommen. ", sagt er. Also hat er mich sehr wohl mitbekommen.

" Ich fühl mich hier sehr wohl. ", antworte ich, noch mit vollem Mund. Ich lehne mich gegen den Herd und grinse ihm zu.

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Ich stehe auf dem Hof bei Tessa und leiste ihr und Lee Gesellschaft. Ich habe heute schon zwei Stunden trainiert und mir war mal nach einem Szenenwechsel.

Wie beobachten die Fraktionslosen und unterhalten uns. Tessa erzählt mir, dass sie vorhat, mit Lee ein größeres Apartment zu ziehen. Ich freue mich für die Beiden. 

Ich beobachte einen Mann mittleren Alters. Er scheint verletzt zu sein. Er humpelt, während er eine schwere Kiste trägt. Er kommt an uns vorbei. Ich weiß nicht was in mich fährt, doch ich gehen die zwei Schritte auf ihn zu und will ihm helfen. Die Kiste fällt scheppernd auf den Boden vor seinen Füßen.

" Warte, ich helfe dir. ", sage ich und will nach der Kiste greifen. Da schlägt er meine Hand weg.

" Hau ab! Ich brauch deine Hilfe nicht. ", meint er. Ich sehe ein Tattoo an seinem Unterarm. Also ist er mal ein Ferox gewesen. Ich frage mich, was passiert ist, dass er nun hier ist. Ich will noch nicht aufgeben und höre einfach nicht auf seine Proteste. Ich hebe die Kiste ohne Probleme auf. Ich bin selber ein wenig erstaunt darüber, wie stark ich wohl sein muss. Das Krafttraining, dass ich vor einer Woche angefangen habe, scheint sich auszuzahlen.

Doch der Mann will sich nicht helfen lassen. Er zerrt jetzt an der Kiste und will sie mir aus der Hand reißen. Dabei brüllt er mich an und wirft mir sämtliche Schimpfwörter an den Kopf, die ihm einfallen. Lee kommt dazu, während Tessa ihr Gewehr erhoben hat.

" Lass gut sein. ", meint Lee. Er nimmt mir die Kiste aus der Hand und stellt sie auf den Boden, dann zwingt er mich zurück an seinen Posten.

" Mit denen kannst du nicht reden. ", sagt Tessa. Sie klingt, als würde sie schon jahrelang hier arbeiten. 

" Mit mir kannst du auch reden. ", gebe ich zurück. 

" Du bist eine Ferox und keine mehr von denen. ", meint sie schulterzuckend. Ich bin still, auch wenn mir mindestens fünf Gegenargumente einfallen würden. 

Schließlich verabschiede ich mich von ihnen. Ihre Schicht hat gerade erst angefangen und ich merke, wie mein Magen knurrt. Außerdem möchte ich aufeinmal keine Sekunde länger hier sein. 

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Ein paar Stunden später sitze ich im Speisesaal, zusammen mit Four und Eric. Seit meiner kleinen Ausbildung zum Kampftrainer, verbrachte ich viel Zeit mit Four. Eine Tatsache, die Eric gar nicht passte. Anfangs dachte ich noch, er und Four wären Freunde. Aber das war nicht der Fall. Eric lässt keine Gelegenheit aus, um Four zu zeigen, dass er ihn nicht leiden kann.

Ich werde das Gefühl nicht los, dass zwischen den Beiden einmal etwas vorgefallen ist. Ich rede gerade mit Four, während Eric stumm seinen Kaffee trinkt. Aufeinmal sieht Four abgelenkt aus. Ich weiß erst gar nicht, was los ist. 

Dann kommt jemand an unseren Tisch. Offenbar hat er Four aus dem Konzept gebracht. Er beugt sich zu ihm und flüstert ihm etwas ins Ohr. Sofort ist Eric aufmerksam.

" Was gibts da zu flüstern? Was ist los? ", will er mehr als laut wissen. Der Mann, der mit Four redet, sieht auf. Er wird ein bisschen blass im Gesicht. Ich bin immer wieder überrascht darüber, wieviel Respekt die Leute vor Eric haben. Aber mir ging es anfangs ja nicht besser. Mit fällt ein, wie ich mir fast eingemacht habe, weil ich mit ihm kämpfen sollte. 

" Es gibt einen Todesfall bei den Fraktionslosen. Ein Mann wurde gefunden. Offenbar hat ihn jemand übel zusammengeschlagen. ", erklärt Four. Eric zuckt mit den Schultern.

" Und das is unser Problem, wieso? ", hakt Eric nach. 

" Die Fraktionslosen sagen, dass es einer von uns war. Es soll heute einen Streit zwischen dem Mann und zwei Ferox gegeben haben. ", der Mann sieht mich nun an. Meinte er etwa DEN Mann? Den Mann, dem ich hatte helfen wollen.

Eric steht jetzt auf und auch Four. Ich folgen den Dreien, wie sie hinaus zu den Fraktionslosen gehen. Ich habe ein schlechtes Gefühl im Magen.

Einige Ferox kämpfen gegen Fraktionslose, als wir draußen ankommen. Sie schreien in Lees Richtung und brüllen, dass er den Mann umgebracht hat. Als sie mich sehen, zeigen sich auf mich und plötzlich habe ich ihn getötet.

Karen hockt neben der Leiche des Mannes. Sie besieht ihn sich genau.

" Schon irgendwas rausgefunden? ", will Eric wissen. Karen schüttelt den Kopf wage.

" Er ist übel zusammengetreten worden. ", antwortet sie ihm.

" Das war keiner von uns. ", sagt Lee zu Eric. Eric nickt.

" Er war es. Er hat sich ständig mit Ray gestritten! ", ruft eine Fraktionslose zu uns herüber. Sie deutet auf Lee. Eric bedeutet Lee ins Hauptquartier zu gehen. Tessa folgt ihm.

" Das ist nicht unser Problem. ", meint Eric nun laut. Er sagt nun Karen, das sie den Mann liegen lassen soll. Ich weiß, das Lee nichts getan hat. Ob Eric sich sicher ist, weiß ich nicht. Aber es scheint ihn auch nicht weiter zu interessieren.

Er sagt allen Anderen Ferox, das sie wieder gehen soll. Die neue Schicht tritt an. Die Fraktionslosen holen Ray. Sie sehen uns voller Hass an.

" Das ist nicht das Erste mal, dass die da einen Toten finden und uns die Schuld geben. Die suchen nur nach einem Grund. ", meint Eric. Er legt seine Hand auf meinen Rücken und führt mich zurück ins Hauptquartier.

Wie laufen durch die vielen Gänge und enden schließlich im Kontrollraum. Four muss schon einige Minuten vor uns angekommen sein. Er hat die Aufzeichnungen der Kamera herausgesucht und sieht sie sich an. 

Max kommt hinzu. Ich denke, dass sie mich nun bitten zu gehen. Max sieht mich kurz an, aber dann scheint er zu entscheiden, dass ich bleiben darf.

Four vergrößert das Bild und wir sehen Tessa und Lee. Sie stehen einige Meter voneinander entfernt. Sie beobachten alles. Zwischendurch unterhalten sie sich. Alles ist ruhig, dann scheinen sie etwas zu sehen oder hören. 

Ihre Köpfe schnellen beide nach links. Sie suchen etwas. Womöglich haben sie einen Schrei oder ähnliches gehört. Leider haben die Überwachungskameras keinen Ton.

Die Beiden laufen los und biegen in eine Ecke ab. Man sieht sie nicht mehr.

" Super... ", höre ich Eric knurren. Four überprüft, wann Lees Hilfefunk einging. Es war zwei Minuten, nachdem sie in die Ecke eingebogen waren.

Ein paar Minuten vergehen, dann kommen vier Ferox angelaufen. Tessa kommt wieder ins Bild. Sie zeigt den Anderen Ferox, wo sie lang müssen. Fünf Minuten später holen sie den Leichnam des Mannes vor und bringen ihn von den Fraktionslosen weg. 

Karen kommt dazu. Fünf Minuten später kommen Eric, Four und ich ins Bild. Four beendet die Aufnahme.

" Das waren gerade mal zwei Minuten, in denen die Beiden nicht auf dem Schirm waren. In der Zeit, kann Lee den Mann niemals so zugerichtet haben. ", sage ich. Alle Anderen sind ruhig.

" Ist diese Art von Gewalt unter Fraktionslosen normal, Parker? ", fragt mich Max nun. Ich muss kurz überlegen.

" Jemanden tot zu schlagen dauert lange und ist aufwendig. Außerdem deutet es eher auf jemanden mit einem persönlichen Motiv und einer Menge Wut hin. ", mischt sich Eric ein. 

Max sieht mich weiter an. Er geht nicht auf Erics Einwurf ein. 

" Ich habe schon erlebt, das sie sich gegenseitig angreifen. Aber dann immer sehr schnell. Sie wollen meist Nahrung oder Kleidung haben. Sie überfallen schnell. Greifen mit einem Messer an und sowas. Sie verletzen meistens nur. Ich habe noch nie einen Mord miterlebt - bei Fraktionslosen. ", erkläre ich Max.

Ich merke, wie schlecht meine Aussage Lee dastehen lässt.

" Was nicht bedeutet, das dieser Mann nicht mit einem anderen Fraktionslosen Streit hatte und dann umgebracht wurde. ", hänge ich noch schnell heran.

Ich bemerke jetzt erst Carter, der links an dem Monitor steht. Er beäugt die Szene genau.

" Wir werden noch Lee und Tessa befragen. Du hast auch mit dem Mann gesprochen, sagte man mir? ", meint Max nun. Ich nicke.

" Nur kurz. Ich wollte ihm helfen, eine Kiste zu tragen. ", gebe ich zurück. Max nickt. 

Schließlich muss ich mit in sein Büro gehen. Eric bleibt mit Four im Kontrollraum zurück. Am Liebsten will ich, dass Eric mit kommt. Aber ich muss mich zusammenreißen und es alleine schaffen. 

Es ist weit bis zu Max Büro. Ich frage mich, ob Eric auch ein Büro hat. Schließlich ist er auch ein Anführer. 

Max Büro ist relativ groß. Die Wände sind mit Holz verkleidet. In der Mitte steht ein hölzerner Tisch. Ich habe das Gefühl, der Raum erschlägt mich.

Ich setze mich also auf einen Stuhl und Max gegenüber. Er stellt ein kleines Gerät vor mich, dann bittet er mich zu erzählen, was ich über den Mann wusste.

Ich sage ihm, was passiert ist und das ich den Mann gar nicht kenne. Das Ganze dauert nicht einmal fünf Minuten. Ich denke, ich kann nun gehen. Doch Max sieht mich durchdringend an. Dann beginnt er mir Fragen zu stellen. 

Erst nur darüber, wie ich mich eingelebt habe. Dann will er wissen, ob ich mich schon auf die neuen Initianten freue. Ich nicke. Das tue ich tatsächlich. Ich kann es gar nicht abwarten, endlich etwas zu tun zu haben.

Dann werden die Fragen unangenehmer. Er fragt mich über Eric aus. Wie ich mich mit ihm verstehe und wie es zu dieser ungewöhnlichen Beziehung kam. Er sagt mir, das Eric viel von mir erzählt. Er erzählt mir sogar von dem Serum und macht einen Witz über meine Eifersucht, Jeanine Matthews betreffend. 

Eric muss ihm auch das erzählt haben.

Dann schneidet er ein anderes Thema an. Unbestimmte.

" Ich hörte, Eric hat dich mit der Materie etwas vertraut gemacht? ", will er nun wissen. Ich nicke. Ich spüre, dass dieses Gespräch in keine gute Richtung geht.

Schon mit Eric rede ich nicht gern über dieses Thema, obwohl er es immer wieder nebenbei anschneidet. Erst vor zwei Tagen fragte er mich beim Essen, was ich von Unbestimmten halte. Ich wusste, was er hatte hören wollen und ich wollte keinen Streit. Also blieb ich diplomatisch. Ich entscheide, auch Max die Selbe Antwort zu geben.

" Das hat er, ja. " , antworte ich. " Unbestimmte sind ein wichtiges Thema für unsere Gesellschaft. Zweifellos birgen sie eine Gefahr. "

Ich versuche nichts zu negatives oder positives zu sagen. Ich habe das Gefühl Max will etwas bestimmtes. Seine Blicke durchbohren mich geradezu.

" Laut dem Buch, das ich von Eric gelesen habe, verstehen Unbestimmte nicht den Zweck der Fraktionen. Sie könnten womöglich einen Aufstand anzetteln und die Fraktionen abschaffen wollen. "

Genau das, habe ich auch Eric gesagt. Ich fasse nur Fakten zusammen. Dinge, die in meinem Kopf stecken geblieben sind. 

" Und was würdest du von einer fraktionslosen Welt halten? ", will er nun wissen. Ich schlucke. So direkte Fragen stellt mir Eric nie. Ich überlege fieberhaft, wie ich diplomatisch antworten kann.

" Ich kann mir eine solche Welt nicht vorstellen. Sie wäre voller Chaos...Niemand würde sich zugehörig fühlen. ", sage ich schließlich. Ich weiß nicht, ob er mit meiner Antwort zufrieden ist.

Es folgt eine Stille. Schließlich steht Max auf und bedankt sich für das nette Gespräch. Er begleitet mich zur Tür. Bevor ich gehen will, hält er mich noch einmal am Arm fest.

" Es freut mich, dich auf der richtigen Seite zu wissen. Du wirst zweifellos wissen, was zu tun ist, sollte es zu Problemen kommen. ", meint er nun.

Ich sehe ihn verwirrt an. Ich weiß nicht, was er mir damit sagen will. Doch ich fühle mich nicht wohl. Schließlich nicke ich und Max entlässt mich aus seinem Griff.

Ich gehe.

Einmal Fraktionslos, Immer Fraktionslos - Die BestimmungWo Geschichten leben. Entdecke jetzt