Piraten 3.

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Viele Jahre verlief mein Leben wieder nach dem gleichen Schema, war allerdings um einiges interessanter. Ich wies Kaptain Speer den Weg zu Schiffen, half ihm sie auszurauben und trank das Blut der Besatzung. 

 Egino - so hieß der Mann, den ich mitgenommen hatte - verstarb zwei Jahre später. Bis dahin war er mir ein guter Gesprächspartner gewesen. Auch um Kaptain Speer stand es zur Zeit nicht gut. Er war schon sehr alt und schwach. Er konnte nur noch wenige Meter alleine gehen und ich wusste, dass die Zeit für ihn bald kommen würde.

"Samantha?", flüsterte er in seiner Kabine. Er wusste, dass ich ihn hören würde. Sofort eilte ich zu ihm und öffnete die Tür seiner Kabine. "Was kann ich für dich tun?" Nach ein paar Tagen hatte ich angefangen ihn zu duzen. 

"Bring mich bitte an Deck und rufe die Crew zusammen." Sofort half ich ihm auf und brachte ihn wie gewünscht nach oben. Dort rief ich nach der Mannschaft, die seit zwei Jahren einige neue Mitglieder hatte.

Sofort versammelten sich alle und lauschten aufmerksam den Worten des Kapitäns. "Ihr wisst es alle und ich weiß es auch. Meine Zeit ist gekommen und es dauert nicht mehr lange, bis ich sterben werde.", begann er und allein der Gedanke daran ihn zu verlieren schmerzte.

"Ich werde also jemanden auswählen, der meine Position übernehmen wird. Und zwar jetzt, vor euch allen, damit es keine Missverständinisse geben wird." Die jungen Männer hoben den Kopf und richteten sich auf, um größer zu wirken. 

"Es gibt nicht wenige, die es verdient hätten in meine Fußstapfen zu treten. Doch die meisten von denen werden genauso bald, wie ich abkratzen, also möchte ich jemanden wählen, der noch für einige Zeit für mein geliebtes Schiff und auch für die Crew sorgen kann.

Dieser Person, der ich nun alles, was ich habe überlasse, vertraue ich. Und ich bin sicher, dass diese Person sich immer, bei jeder Entscheidung überlegen wird, wie ich gehandelt hätte, denn das ist es, was sie ausmacht.

Ich denke ihr wisst alle, dass nur einer hier auf diese Beschreibung zutrifft. Besser gesagt: Eine. Samantha." Er blickte mich und alle zogen erschrocken die Luft ein. "Du wirst meine Nachfolgerin." 

Gerührt schloss ich ihn in meine Arme. "Danke, Kaptain Speer.", flüsterte ich und eine Träne rollte seine Wange hinunter. "Sorg für meine geliebte Mary (Das war der Name seiner Tochter und auch der des Schiffes) und meine Mannschaft von Idioten. Ich weiß, dass das niemand besser machen könnte, als du."

Ich nickte. "Ich werde für sie sorgen.", schluchzte ich. Tränenlos weinte ich. Natürlich wusste er mittlweile, dass etwas ganz und gar nicht mir stimmte. Er wusste, dass ich kein Mensch war und, was ich mit den Leuten auf den Schiffen, die wir einnahmen tat. "Du bist das stärkste Mädchen, dass ich je kennengelernt habe."

Er zog die Augenbrauen zusammen. "Ach, was sag ich da. Du bist stärker, als alle diese Flaschen hier. Lass dich nie unterkriegen, Sam. Versprich mir das." Ich nickte. Das würde ich.

"Und das habe ich auch nicht. Noch am selben Abend starb er und wir legten am Festland an, um ihn begraben zu können. Die nächsten sechs Jahrzehnte führte ich die Mary und achtete darauf, dass die Crew keine Scheiße baute.

Nachdem auch der letzte gestorben war, den ich zu Kaptain Speers Lebzeiten kenngelernt hatte, beschloss ich die Meere zu verlassen und wieder aufs Land zurückzukehren. Es waren fast hundert Jahre, die ich bei den Piraten verbracht hatte und ich kann durchaus sagen, dass es, bis auf meine Zeit hier bei euch, die schönste in meinem unsterblichen Leben war."

Samantha Cullen | Twilight  - FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt