Jane

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Ich betrat ein Restaurant und stellte mich an die Theke. Das Schild mit der Aufschrift Aushilfe gesucht stand auch hier. Als ein Mann mittleren Alters aus der Küche herauskam, weiteten sich seine funkelnden blauen Augen.

"Wie kann ich Ihnen helfen, junge Dame?", fragte er höflich. "Ich bin hier wegen der Arbeitsstelle." Ja, Frauen waren nicht umbedingt sehr angesehen in der Arbeitsposition, doch ich war mir sicher, dass ich Erfolg haben würde.

"Also normalerweise stelle ich keine Frauen ein, doch ich denke, dass du es heute Abend mal probieren kannst. Ich werde dann beurteilen, ob ich dich hier beschäftigen werde.", schlug er vor und ich nickte. "Ja, das klingt fair.", antwortete ich und nahm die Schürze entgegen, die der Mann mir hinhielt.

"Ich bin übrigens Lukas, der Geschäftsführer.", erzählte er mir noch, bevor er mich in die Logik des Bedienens einwies. "Alles verstanden, soweit?", fragte er. "Ja, Sie haben es auch sehr gut erlärt.", schleimte ich ich mich bei ihm ein und er schenkt mir ein Lächeln.

Ein paar Gäste kamen herein, Männer waren es. Sofort waren ihre Blicke auf mich gerichtet. Freundlich ging ich zu ihnen, nachdem sie sich niedergelassen hatten und nahm ihre Bestellung auf. Gefesselt beobachteten sie mich während ich mir schnell, doch in menschlichem Tempo, alles sauber notierte.

Natürlich spürte ich ihre Blicke in meinem Rücken. "Eine reizende junge Dame.", flüstete einer von ihnen, doch natürlich verstand ich ihn dennoch. Ich gab die Bestellung nach hinten durch und schüttete die Getränke in große Gläser.

Die vollen Behälter stelle ich auf einem Tablett ab, balancierte es problemlos auf einer Hand und brachte es zum Tisch. Als ich mich vorbeugte, um die Gläser abzustellen starrten sie mir ungeniert in den Ausschnitt, doch ich beschloss es einfach mal zu ignorieren.

Wenige Minuten später wurden mir Teller mit dem Abendessen der vier hingestellt. Drei davon nahm ich in die linke, den anderen in die rechte Hand. Mühelos lieferte ich auch diese am Tisch ab, fragte, ob ich noch etwas für sie tun könnte - die Antwort war nein - und ging zum nächsten Tisch.

Als die Männer bezahlten drückten sie mir noch einige Scheine Trinkgeld in die Hand. "Ich hoffe wir werden uns bald wiedersehen.", raunte mir einer von ihnen zu. "Das hoffe ich auch.", gab ich zurüclk, lächelte charmant und verabschiedete mich.

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"Du warst sehr gut.", lobte mich Lukas bei Ladenschluss. "Danke.", lächelte ich. "Du bist eingestellt. Natürlich kann ich dir nicht so viel, wie meinen männlichen Mitarbeitern zahlen, doch ich denke ich kann dir einen akzeptablen Betrag anbieten."

Wieder lächelte ich süß. "Das denke ich auch.", sagte ich und legte meine Schürze ab. "Komm Morgen um die gleiche Zeit wieder. Wenn du dich gut anstellst, dann bin vielleicht auch bereit mehr zu zahlen.", meinte er und schüttelte mir die Hand.

"Ich werde pünktlich sein", versprach ich und ging aus der Tür. Eine Wohnung hatte ich mir bereits besorgt. Sie war nicht sonderlich groß und hatte nur eine Matratze als Bett, doch das reichte mir durchaus, da ich ja nicht darauf schlafen musste.

Ich ging noch einmal los und kaufte mir von meinem Trinkgeld - die Männer zahlten gut - eine Schultasche und andere Dinge, wie Papier und einen Füller. Es dämmerte, als ich zurückging und mich dann auf die Jagd machte.

Ich beschloss die "vegetarische" Ernährung auszuprobieren und erlegte noch zwei Rehe. Mein Kleid machte ich dabei nicht schmutzig. 

--- Die Jahre vergingen. Ich lernte mit den Menschen zu leben und zog nach meinem Schulabschluss um. Ich besuchte viele Länder und lernte das Bildungssysthem der verschiedenen Kulturen kennen. Als ich eines Tages zurück nach Alaska ging war Carlisle fort.

Mehrere Vampire lernte ich kennen und merke, dass sie doch gar nicht so schlimm waren, wie ich immer gedacht hatte.

In jedem neuen Land suchte ich nach ihm, fand ihn jedoch nie. Mit den sich ausweiternden Rechten für Frauen hatte ich bald genug Geld für eine große Wohnung. Die Jahrhundertwende war wieder etwas besonderes für mich.

In dreiundzwanzig Jahren würde ich mein 400. Jahr als Vampir erleben. Mein viertes Jubiläum. Und ich würde es wahrscheinlich alleine verbringen. Ich passte meine Sprache der heutigen an, lernte es Auto zu fahren und besorgte mir gefälschte Ausweise.

Im Allgemeinen gab ich mich als Samantha Snow aus, meistens war ich bereits achtzehn. Es war das Jahr 2010, als ich meinen Bmw in Seattle etwas abseits parkte und im Wald auf die Jagd ging. Zwar tötete ich hin und wieder ein paar Menschen, doch seitdem die Neugeborenenarmee ihr Unwesen hier getrieben hatte, zog ich die Tiere vor.

Gerade war ich wieder auf dem Weg zurück, als sich Mädchen mit blonden Haaren und schwarzer Robe auf mich zubewegte. Sie war ein Vampier und die roten Augen stachen sofort heraus, als ich sie genauer betrachtete.

"Wer bist du?", fragte sie kühl. "Sam Snow.", antwortete ich genauso emotionslos. "Jane Volturi.", stellte sie sich vor und ich wich einen Schritt zurück. Jane Volturi. Die mit der fürchterlich schmerzhaften Gabe. "Was machst du hier?", fragte sie weiter.

"Ich wohne hier in Seattle. Was führt dich hierher?" Sie lächelte eisig. "Bist du eine der Neugeborenen?", kam es nun fordernd von ihr. "Nein. Ich lebe bereits seit fast vierhundert Jahren als Vampir."

Sie nickte. "Natürlich nicht, deine Augen. Gehörst du zu den Cullens?" Die Cullens? Sie sind hier! "Nein, aber ich habe sie mal kennengelernt." Wieder nickte sie. "Wieso verhälst du dich wie sie?" Die Kälte in ihrer Stimme war schrecklich beängstigend.

"Nun... normalerweise finde ich auch mehr Gefallen an menschlichem Blut, doch die Vorfälle hier in der Stadt haben mich dazu veranlasst etwas umzuplanen. Es stimmst schon. Das Tierblut ist nicht so... befriedigend... wie das der Menschen, aber ein paar Monate kann man das aushalten.", erklärte ich.

"Dann wirst du nun wieder nach deinem Geschmack leben können. Das Problem ist beseitigt.", versprach sie und zwei Männer kamen zu ihr. "Lass uns gehen, Jane.", sagte einer von ihnen. Das Mädchen nickte mir noch einmal zu, dann verschwand sie mit den beiden weiter im Wald Richtung Meer.

Samantha Cullen | Twilight  - FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt