Kino

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Die Tage vergingen. Keine Spur von Jason oder Elisabeth. Keine Anzeichen dafür, dass es einen Kampf geben würde. Vielleicht waren es nur leere Worte gewesen. Doch vielleicht bereiteten sie sich noch vor.

Ganz egal, wann es passieren würde, Alice könnte es sehen und wir wären gewarnt. Und trotzdem erschien da immer wieder dieses Warum.

"Sam, wir müssen los!", rief Emmett von unten und ich schnappte mir meine Tasche. Heute hatten wir wieder Sport, letzte Woche war es ausgefallen, da der Lehrer krank war.

Mit Ann, Lizzy, Justin und Mark verstand ich mich wirklich gut. Menschen fand ich bisher immer eher langweilig, doch die vier waren einfach anders, als die Leute, die ich bisher kennengelernt hatte. Zwar trafen wir und außerhalb der Schule nie, doch zwischen und auch in den Unterrichtsstunden bauten wir oft Mist.

Ihre Nähe tat mir gut. Das war mal etwas anderes, als die Cullens. Klar, ich liebte meine Familie, doch gegen ein bisschen Abwechslung sprach doch nichts. 

Ich wusste Dinge über sie, die mich eigentlich überhaupt nicht interessierten und doch tat es gut all das zu wissen. Über mich wussten sie wenig, fast gar nichts. Doch sie fragten selten. In der kurzen Zeit hatten sie gelernt, dass sie nur Dinge über mich erfuhren, wenn ich sie ihnen von mir aus erzählte.

"Hey Sam? Alles okay?", fragte Ann (wir befanden uns mittlerweile in der Schule) und wedelte mit ihrer kleinen Hand vor meinem Gesicht herum. Ich schüttelte meine Gedanken beiseite. "Klar, war nur in Gedanken. Was gibt's?"

Schnell band ich meine Schuhe zusammen und zog meinen Zopf straff. "Wir wollten heute Nachmittag ins Kino. Jonathan will auch mitkommen. Lust dich uns anzuschließen?"

Ich überlegte kurz. Warum eigentlich nicht. Zwar würde ich den Film endlos langweilig finden und das Popcorn, das ich zwangsläufig zu mir nehmen müsste, würde auch auf nicht so appetitliche Weise wieder rauskommen, doch ich würde meinen Tag mit Leuten verbringen, die ich gerne hatte.

"Klar, gerne. In was für einen Film wollen wir denn?" Ann überlegte kurz. "Ach das wissen wir auch noch nicht. Eigentlich wollten wir in einen Liebesfilm, aber ich kann dieses rumgeknutsche nicht ertragen. Also wird es wohl ein Actionfilm oder ne Komödie."

Ich nickte. Ja, das war ganz nach meinem Geschmack. "Versammelt euch bitte in euren Gruppen.", brüllte der Lehrer und wir trennten uns seufzend. "Und kommst du mit?", kam es nun von Justin.

"Auf jeden Fall. Das wird bestimmt -", ich wurde von unserem Lehrer unterbrochen. " Hört auf zu reden und fangt an. Wir liegen jetzt schon zurück mit der Zeit."

Nickend machten wir uns also an die Arbeit. Die zwei Stunden zogen sich, genau, wie der Rest des Unterrichts.

Ich sagte Emmett und Alice Bescheid, dass ich heute später kommen würde und, dass sie einen anderen Wagen nehmen müssten. Zwar waren sie etwas verwundert, dass ich Zeit mit Menschen verbringen wollte, doch andererseits freuten sie sich auch für mich.

Justin nahm Jonathan - einen eher kleinen jungen Mann mit schmalen Schultern und Hüften. Mit hellen Lippen und dunkelen Haaren, die seiner Augenfarbe glichen - und Lizzy mit. In meinem Auto fuhren Mark und Ann.

Vor dem Kino war es noch sehr leer und fast keiner der Parkplätze besetzt. "Also worauf hättet ihr Lust?", fragte nun Mark und warf einen Blick auf das aktuelle Programm. Ehrlich gesagt sprach mich keiner der Filme an, doch das hatte ich auch nicht erwartet.

Am Ende lag die Entscheidung zwischen Action und einer Schnulze. Lizzy und Jonny - so wollte er unbedingt genannt werden - verloren leider gegen uns restlichen vier und so wurde es der Actionstreifen mit dem gloreichen Namen "Thunderstorm". (kann sein, dass einen Film mit dem Namen gibt, aber das ist mir als erstes in den Kopf geschossen, also...ja)

Wir kauften uns noch drei riesen Tüten Popcorn und jeder ein Getränk, dann gingen wir hoch in den Kinosaal. Wie erwartet waren nur wenige Plätze besetzt und wir hatten noch Sitze in der letzten Reihe ergattern können.

In der Werbung unterhielten wir uns eigentlich die ganze Zeit, da der Leinwand, sowieso keine Beachtung geschenkt wurde. " Seit doch mal leise!", rief ein Typ in der Reihe vor uns und schüttelte verärgert den Kopf.

Um ihn nicht weiter zu verärgern unterdrückten wir es laut loszulachen, aufhören zu reden taten wir allerdings nicht. "Mein Gott, ist die Jugend von Heute verzogen.", flüsterte der Mann zu seiner Frau und ich lächelte. Ich war so gar nicht von heute. Wenn der nur wüsste.

Als der Film begann wurde es dunkel im Saal und wir stellten unsere Konversation ein. Ich saß zwischen Justin und Ann, da diese so weit, wie möglich weg von Jonny sitzen wollte, Lizzy hatte darauf bestanden neben ihm zu sitzen und Mark wollte unbedingt neben dieser sitzen.

Unsere Tüte war schon fast leer, bisher hatte ich noch nichts davon gegessen. "Willst du nicht auch?", fragte Ann wie aufs Stichwort und hielt sie mir hin.

Zögerlich holte ich mir drei von diesen überaus klebrigen Dingern raus und schob sie mir in den Mund. Die Beschreibung für dieses Zeug war simpel: Igitt!

Es schmeckte einfach wiederlich. Der Zucker klebte an meinen Zähnen und es kostete mich einiges an Überwindung die Brocken, die mein Speichel nicht zersetzt hatte hinunterzuschlucken.

Ich warf einen Blick auf die Seite und sah, wie Jonathans Hand die von Lizzy fand, die sofort zu lächeln begann. Die Lichter der beiden hellten sich auf, begannen zu strahlen, doch Marks wurde im Sekundentakt dunkler.

Ich verstand diese Liebe nicht. Und ich würde es wohl nie tun, bis zu dem Zeitpunkt, an dem sie mir selbst widerfahren würde. Vielleicht würde ich noch einmal vierhundert Jahre warten müssen, doch wenn ich sah, wie glücklich meine Geschwister mit ihren Gefährten waren, dann sah ich ein, dass es Sinn machte zu warten. Dass es sich lohnte. 

Samantha Cullen | Twilight  - FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt